Newsgroups: cl.antifa.allgemein From: SAMSON@TBX-2.BerliNet.de (Achim Kerschberger) Subject: Verwuestung Leonka Date: Sat, 30 Dec 1995 22:57:00 +0100 Mailand: Bullen verw|sten Leoncavallo Wor|ber keine deutsche Zeitung ein Wort verliert, das hat in Ita- lien eine Welle der Empvrung ausgelvst: die Durchsuchung und Ver- w|stung des besetzten Zentrums Leoncavallo in Mailand. Am Morgen des 19. Dezember drangen um 6.30 Uhr mehrere Dutzend maskierte und schwerbewaffnete Spezialbullen in das Zentrum ein, fesselten die Anwesenden - etwa 20 hatten die Nacht im Gebdude verbracht - schlugen sie und knebelten sie mit Klebeband. Dann machten sie sich systematisch an die Zerstvrung von allem, dessen sie habhaft werden konnten: aus der Bibliothek rissen sie B|cher heraus und pi_ten darauf; Videokassetten wurden zertrampelt und mit Lack |bergossen; Kabel wurden herausgerissen, Kacheln zerschlagen, alle Fenster zerschlagen; die Lichtanlage und die PA wurde, noch bevor sie beschlagnahmt wurde, zerstvrt; besonders hatten sie es auf die Rdume des European Counter Networks (ECN) abgesehen, einer autono- men Mailbox. Dort zerstvrten sie etwa zehn Computer, blockierten die Tastaturen mit Silikon, und wieder pi_ten sie auf die Gerdte. Zum Abschlu_ schmierten sie mit roter Lackfarbe Hakenkreuze und Davidsterne an die Wdnde der Rdume. Und warum das alles? Der Vorwand der Bullen: Ruhestvrung und Dro- genbesitz. Die angebliche Ruhestvrung der Umgebung des Zentrums sollte die Beschlagnahme der PA rechtfertigen, der Verdacht auf Drogenbesitz die Durchsuchung und die Festnahmen von sieben Leu- ten. Gefunden wurde allerdings nur 20 g Haschisch, vier italieni- sche Canabispflanzen und 20 Liter aromatierter Grappa. Doch diese Vorwdnde sind nur allzu leicht zu durchschauen. Es ging vielmehr darum, die Infrastruktur des Zentrums auf absehbare Zeit lahmzule- gen und die AktivistInnen zu erniedrigen - deshalb die Hakenkreuze und das Pissen. Es sollte ein Signal an alle anderen kdmpferischen Projekte in Italien sein: Rebellion wird jetzt so beantwortet. Nach f|nf Stunden Verw|stung konnten JournalisInnen das Werk der Bullen besichtigen. Italienische Zeitungen berichteten relativ ausf|hrlich |ber diese unglaubliche Bullenaktion. Vergleiche wur- den gezogen zur den faschistischen Squadri, SA-dhnlichen Banden, die in den fr|hen 20er Jahren das Land terrorisierten; oder Ver- gleiche zu Chile 1973. Die Bullenspitze reagierte, indem sie nicht reagierte: die Vorfdlle habe es nicht gegeben. Die Empvrung |ber diese staatsterroristische Aktion lvste eine breite Welle der So- lidaritdt aus, von der auch Gruppen und Organisationen erfa_t wur- den, die sich bislang meist von den "bvsen" Autonomen des Leonka distanziert hatten. Die Solidaritdt fand einen Ausdruck in der ge- waltigen Demonstration vier Tage spdter, als mehr als 10.000 Leute gegen die Zerstvrung des Leonka und gegen die staatliche Drogenpo- litik protestierten. Und in der spontanen praktischen Solidaritdt f|r den Wiederaufbau des Zentrums. Die Leoncavallini freuen sich |ber Soli-Faxe (auf italienisch oder englisch). Die Fax-Nr. ist 0039-2-26820360. Oder per e-mail: fam0393@iperbole.bologna.it