"Bericht von der Hausbesetzung in der Kampstrasse am 1.5.1995 Am 1.5.1995 besetzten um 15 Uhr 30 etwa 80-100 Menschen vier Wohnungen und ein ehemaliges Cafe in der Kampstra e.Gleich nach dem Eintreffen wurde damit begonnen Barrikaden an den Ecken Kampstr./Schanzenstr. und Kampstr./Sternstr. zu bauen. Es wurde schnell, jedoch relativ ruhig gearbeitet, da die Polizei von der Besetzung vllig berrascht und somit nicht handlungsaehig war. Nach kurzer Zeit hatte sich eine relativ gro e ZuschauerInnenmenge auf der Kreuzung Schanzenstr./Kampstr./Bartelsstr. versammelt. Die Stimmung war gut, Musik hallte durch die Stra en, im besetzten Cafe wurden GetrSnke ausgeschenkt. Kurze Zeit spaeter wurden auf der Schanzenstrasse ebenfalls Barrikaden errichtet. Gegen abend wurde begonnen mit der Polizei Verhandlungen zu fhren. Die Einsatzleitung lie ! den BesetzterInnen ber die GAL-Abgeordnete Susanne Uhl mitteilen, da ! nicht gerSumt werde n wrde, wenn die Barrikaden in der Schanzenstra e bis 6 Uhr morgens wieder abgebaut und ! die anderen Barrikaden nicht verstSrkt werden wrden, wenn die Barrikaden nicht angezndet und keine "Straftaten am Eigentum Dritter" begangen wrden. Diese "Zusag e" von Seiten der Polizei wurde jedoch klar als Hinhaltetaktik betrachtet, da durchgesickert war, da ! die Polizei aufgrund des Marathons und der 1.Mai Demos in Hamburg und Berlin und wegen Gorleben in der Vorwoche zu diesem Zeitpunkt einfach zu wenig Ei nsatzkrSfte hatte, um gegen die BesetzerInnen etwas ausrichten zu knnen und deshalb versuchte etwas Zeit zu schinden. Es wurde beschlossen, auf die Forderungen der Polizei, die Barrikaden nicht anzuznden und keine "Straftaten am Eigentum Dritter" zu begehen, einzugehen, die Barrikaden in der Schanzenstra e jedoch ! stehen zu lassen. Au erdem berbrachte Susanne Uhl de r Einsatzleitung die Forderung nach einer "(schriftlichen) Nicht-RSumungsgarantie", die gelten sollte bis direkte Verhandlungen mit den Eigentmern der besetzen RSume gefhrt werden konnten. Auf diese Forderung ging die Polizei, trotz der ZugestSndnisse von Seite der BesetzerInnen, nicht ein. Etwa zur selben Zeit stellte sich heraus, dass die Eigentuemer der vier Wohnungen und des ehemaligen Cafes beide im Urlaub und somit unerreichbar waren. Nachdem die Verhandlungen mit der Polizei also gescheitert waren, bzw. beendet wurden und der direkte Kontakt zu den Spekulanten auch nicht moeglich war, wurde das weitere Verhalten gar nicht, oder zumindest nicht deutlich genug errtert, es wurden keine Beschluesse in dieser Hinsicht gefaellt. Das fuehrte dazu, dass die einen die Zeit mit Bier-Trinken, die anderen mit Herumstehen und manche mit Pluendern, totschlugen. Es wurde nicht mehr geschlossen gehandelt und es wurde nicht mehr ueber das eigene Verhalten nachgedacht, in der Hinsicht, ob es dem Ziel, auf den Leerstand der besetzten Raeume aufmerksam zu machen und diese irgendwann nutzen zu koennen, dienlich ist. Waehrend sich also einige friedlich am Feuer auf der Strasse waermten und kloenten, pluenderten andere um etwa 0 Uhr 30 ein Schlachterei-Zubehr-Geschaeft. Dadurch waren andere Aktionen dieser Art sozusagen legimitiert worden und wurden auch durchgefuehrt. Schliesslich wurde um etwa 2 Uhr die Hamburger Bank an der Ecke Schanzenstr./Bartelsstr. voellig zu Kleinholz gemacht. Daraufhin rueckte die Polizei mit drei Wasserwerfern, schwerem Raeumgeraet und einigen hundert Einsatzkraeften an. Es kam zu einer etwa einstnuedigen Strassenschlacht. Obwohl eigentlich alle Strassen verbarrikadiert waren, und nur eine zum aus-dem-Staub-machen frei war, gelang es den Gesetzeshuetern nicht, Festnahmen zu machen. Um kurz nach 6 Uhr morgens wurden die vier Wohnungen und das Cafe von der Polizei gestuermt. Doch zu ihrem Bedauern fanden sie auch dort keine Personen mehr vor. Es stellt sich im Nachhinein nun die Frage, ob diese Besetzung ein Erfolg war oder nicht. Bis etwa 0 Uhr war sie es sicherlich, ! denn bis zu diesem Zeitpunkt kuemmerten sich alle um die Verteidigung der Wohnungen und des Cafes, die Stimmung war gut, die Sympathie auf der Seite der BesetzerInnen. Doch durch die Pluenderungen des Schlachterei-Geschaefts und der Bank und durch die vielen anderen sinnlosen Zerstoerungen, welche ganz offensichtlich nichts ! mehr mit der Besetzung zu tun hatten, entstand der Eindruck, dass es einigen Menschen gar nicht um die Wohnungen ging, sondern um die Randale in einem rechtsfreien Raum. Ein anderes wichtiges Thema ist die Sicherheit. Einigen Menschen ist aufgefallen, wie leichtsinnig sich haeufig bei der Strassenschlacht am 1.5. verhalten wurde, bzw. wie leichtsinnig sich bei Strassenschlachten o.S. allgemein verhalten wird. Dasselbe gilt fuer das Verhalten nach solchen Aktionen, z.B. Plauderei am Telefon, Vermutungen "wer was gemacht haben ! koennte" etc.. Durch dieses leichtsinnige Verhalten gefaehrdet mensch sich und andere immer wieder. Da die Polizei keine Festnahmen gemacht hat und es einen erheblichen Sachschaden gab (ca.2Mio.), wird sie nun alles daran setzen, im Nachhinein angeblich Schuldige zu finden. Also: ! Seid auf der Hut, keine Plauderei am Telefon, setzt keine Vermutungen, Gerchte etc. in die Welt! " --- r. Infogruppe Hamburg (ifghh@krabat.nadir.org) c/o Schwarzmarkt Kleiner Schaeferkamp 46 20357 Hamburg