Glosse: Abendblatt zu Karoviertel 
Hi Leute, mal etwas zum Lachen fuer alle, die das Hamburger Abendplatt (Hamburger buergerliche Springerpresse) vom 3.12 nicht gelesen haben.
                       *Die Hambuer Strassenschlacht*

DIE ANGST DES AUGENZEUGEN ZWISCHEN DEN FRONTEN

DIE ANGST DES AUGENZEUGEN ZWISCHEN DEN FRONTEN

Abendblatt-Reporter erlebte die Krawalle Karolinenviertel
Brennende Barrikade, umgestuerzte Autos, verletzte Polizisten, Leuchtspurmunition, Molotow-Cocktails - ein Hamburger Stadtteil erlebte fuer rund vier Stunden einen Buergerkrieg. Ein Reporter des Hamburger Abendblattes war mittendrin, er schildert, wie es ist, wenn man ganz ploetzlich in Lebensgefahr geraet:

"Zusammengekauert in stockdunkler Nacht, zwischen zwei Autos, deren Scheiben - von Stahlkugeln getroffen - mit lautem Knall zersplittern, Leuchtspurmunition, die wenige Sekunden die Szene erhellt, dann voellig unberechenbar uebr das Pflaster rasen. Wenn du jetzt getroffen wirst, schiesst es mir durch den Kopf, dann ist es aus.

Man kann die Hand nicht vor Augen sehen, denn die Strassenbeleuchtung ist lange von den Autonomen durch Herausreissen der Kabel lahmgelegt. In diesen Kabeln ist aber nach wie vor Strom. Wenn du jetzt auf ein solches Kabel trittst...

Mit ohrenbetaeubendem Groelen stuerzen vermummte Gestalten aus den Barrikaden, schleudern Stahlkrampen, werfen Brandsaetze, ein Hagfel von Pflastersteinen ergiesst sich ueber die Polizisten und die Kollegen, die neben mir kauern.

Sekunden spaeter reagiert die Polizei. Mit rhythmischen Schlaegen auf ihre Plastikschilde ruecken sie vor, massive Staatsgewalt rollt an. Rostige Kraehenfuesse aus Baueisen liegen ueberall. Wer darauf tritt, muss ins Krankenhaus. Die herausgerissenen Pflastersteine sieht man im Dunkeln nicht, man kann stolpern, sich etwas brechen.

Meine allererste Reaktion war: Bloss weg hier! das ging aber nicht, denn wir waren von zwei Seiten eingeschlossen, und die vermummten Autonomen draengten die Polizeigruppen immer mehr zusammen. Was machst du, wenn die jetzt durchbrechen und ein vermummter Kerl sich auf dich zustuerzt, um dich zu verpruegeln? denke ich. Der Gedanke ist sehr schnell wieder weg.

Wieder ein Vorstoss aus den Barrikaden, wieder ein Pflastersteinhagel, wieder Molotow-Cocktails. Diesmal gelingt es den Angreifern fast, den transportablen Lichtmast zu erreichen, den die Polizei inzwischen aufgestellt hatte.

Ich sehe mich um. Vielleicht kennt man eines der Haeuser. Keine Chance. Die leerstehenden Rabelshaeuser sind fest verrammelt, die Tore zu den Hinterhaeusern sind verschlossen. In einen Hauseingang wollte ich nicht. Was passiert, wenn dort eine Leuchtkugel einschlaegt ?

Ich bewundere die Polizisten fuer ihre Disziplin. Sie bleiben unmenschlich ruhig, obwohl gerade eine junge Kollegin schwer verletzt wurde. Obwohl ich ein friedlicher Mensch bin, fuehle ich die Agression, die in mir hochsteigt. Mir ist es egal, ob hier vielleicht irgend jemand ein "berechtigtes Interesse" hat. Ich will nur raus.

Kurz nach 2 Uhr ist der Alptraum vorbei. Ich habe nur einen Gedanken: Gut, dass nicht mehr passiert ist."


(a)
Infogruppe Hamburg (ifghh@krabat.comlink.de)
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