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Dogu Perinçek, die Zeitschrift "Aydinlik" und die IP

Vorzeige"linke" des türkischen Regimes

Nicht nur mit ihren Schriften haben der Vorsitzende der "links" nationalistischen Isci Partisi (IP; Arbeiterpartei), Dogu Perinçek, und sein Sprachrohr, die Wochenzeitung Aydinlik bewiesen, daß sie ein Teil des nationalistisch-chauvinistischen türkischen Regimes sind, sondern auch mit ihren Praktiken.
Aydinlik ist mittlerweile zum Sprachrohr des türkischen Geheimdienstes (MIT) avanciert, denn die Informationen, die über Aydinlik veröffentlicht werden, legen nahe, daß die Zeitung aus dem MIT-Kreisen versorgt wird. Auch der Person Dogu Perincek werden gute Verbindungen zum türkischen Geheimdienst nachgesagt. So hat er vor und nach dem Verkehrsunfall von Susurluk, immer wieder Material aus Kreisen des MIT - zum Teil sogar mit dem Vermerk "geheime Reports des MIT" gekennzeichnet war - publiziert, bei dem die Verbindungen der sich aus den faschistischen MHP-Kreisen rekrutierenden "ülkücü mafya" (Idealistenmafia) mit den Apparaten der Staatssicherheit und der politischen Führung ans Tageslicht kamen.
Die zwielichtige Mission der IP und ihres seit über 20 Jahren ununterbrochen als Vorsitzender tätigen Führers Dogu Perincek zeigt sich unmißverständlich. Sie sollte als staatsdienliche Alternative zur aufstrebenden Linken der 60er und 70er Jahre eine Spaltung und Passivisierung der türkischen Opposition bewirken. Zu diesem Zweck wurde der Name dieser Partei auch mehrfach geändert. Der angepeilten Zielgruppe entsprechend hieß sie "Solzialistische Partei" oder nunmehr "Arbeiterpartei". Obwohl ihr Wählerpotential bei Wahlen nie die 1% Marke überschreiten konnte (zuletzt ca. 0,2%), hat die IP es verstanden, ihre Existenz fortzuführen.
In den 70ern machte diese Partei von sich reden. Um von dem Kampf gegen den US-Imperialismus abzulenken, vertrat die Gruppe um Aydinlik in den 70er Jahren die These, daß die Türkei von den pro-sowjetischen Organisationen stärker gefährdet sei als von der faschistischen MHP und den USA-gesteuerten Kräften der Konterguerilla. Die These von Aydinlik, daß der gefährlichste Imperialismus der "russische Sozial-Imperialismus" sei, zeigte ihre wahre Haltung zum US-Imperialismus. Die UdSSR wurde so zur offenen Zielscheibe der Volksmassen. All die linken Strömungen, die diese These ablehnten, wurden als Provokateure und als Moskaulakaien gebrandmarkt.
Alle Organisationen, die einen antiimperialistischen Kampf befürworteten, wurden zur Zielscheibe von Aydinlik. Als in der zweiten Hälfte der 70er Jahre die Befürworter linker bewaffneter Organisationen ihren Widerstand gegen das Regime vermehrten, veröffentlichte Aydinlik die Namen und Adressen der entsprechenden Oppositionellen. Daraufhin kam es zu zahlreichen Festnahmen und Ermordungen. Mit dem Argument "Der Anarchismus treibt die nationale Einheit in ein Chaos" versuchte sie ihre Haltung zu legitimieren.
Doch selbst als die Gruppe um Aydinlik nach dem Militärputsch am 12. September 1980 trotz ihrer Regimetreue inhaftiert wurden, versuchten sie den Militärs auch im Gefängnis Nähe zu zeigen. So bevorzugten sie beispielsweise in den Gefängnissen "lieber mit MHP-Faschisten untergebracht zu werden als mit systemfeindlich-militanten Linken".
Die Rolle von Aydinlik/IP ist bis heute konstant geblieben, wie in den 70er und 80er Jahren: dem Kampf der linken Gruppen zu schaden, um so die Weiterexsistenz des kemalistischen Regimes nicht zu gefährden. In ihrer Zielsetzung, dem Machterhalt der Regierenden, unterscheidet sie sich nicht von den anderen Systemparteien.
So sind die Feinde des Staates auch stets die Feinde von IP/Aydinlik. Bei jedem Widerstand gegen das herrschende Unrechtsregime sind IP/Aydinlik als Gegenkraft immer eifrig zur Stelle und scheuen sich nicht, überall da, wo gegen den Faschismus protestiert wird, gemeinsam mit den nationalistisch-faschistischen Kräften die türkische Flagge hochzuhalten.
Dogu Perincek und seine Zeitung Aydinlik sind nach wie vor Träger von extrem nationalistischem Gedankengut, was sich am deutlichsten in deren Haltung zur kurdischen Frage äußert. Sie haben immernoch nicht ihren kemalistisch-chauvinistischen Anspruch auf die kurdischen Gebiete innerhalb der Türkei aufgegeben. Eines ihrer Zielscheiben ist nach wie vor die PKK. Die PKK war und ist laut Aydinlik die "MHP Kurdistans", und somit sei auch der Kampf gegen sie gerechtfertigt. So verlangten sie in der Vergangenheit sogar ihre Bewaffnung durch den Staat, um gegen den "Staatsfeind" Nummer 1, die PKK, kämpfen zu können.
Als türkische Politiker und die bürgerlichen Medien gegen den aus Europa organisierten "Musa-Anter-Friedenszug" ihren Widerstand ankündigten, welcher am 1. September d.J. in Diyarbakir empfangen werden sollte, war auch die IP/Aydinlik sofort zur Stelle. Sie kündigte Aktionen gegen die Friedensfahrt an. Damit befand sie sich in fragwürdiger Gesellschaft, wie die faschistische MHP und ihre Schlägertruppe "Graue Wölfe". Letztere hatten ähnliche Ambitionen gezeigt. In der Aydinlik-Ausgabe vom 27. August 1997 heißt es auf der Titelseite dazu: "Der West-Imperialismus macht mobil" und "Keine Durfahrt dem Sevres-Zug" (in Anlehnung an den Vertrag von Sevres 1920, wo Westalliierte die Aufteilung des Osmanischen Reiches bschlossen).
IP/Aydinlik betreibt nicht nur eine kurdenfeindliche Politik, sondern gilt auch als die "linke" Unterstützerin der gelben Gewerkschaft TÜRK-IS.
Die IP/Aydinlik war beispielsweise die einzige Gruppe neben der unter faschistischer Kontrolle stehenden Gewerkschaft HABER-IS, die anläßlich einer Arbeiterkundgebung am 27. Oktober 1995 in Kadiköy/Istanbul, die türkische Flagge trug. Auf derselben Kundgebung versuchten sie sogar mit Gewalt, die Verteilung von Flugblättern von links-revolutionären Gruppen zu verhindern. Auch auf der 1. Mai Demonstration in diesem Jahr marschierten sie mit türkischen Flaggen. Sie griffen dabei sogar andere linke Gruppen an.
Seit einigen Jahren befaßt man sich mit einem anderen, neuen Betätigungsfeld. Die IP/Aydinlik versucht oppositionelle alevitische Vereinigungen zu unterwandern und durch Besetzung von leitenden Positionen eine lenkende Funktion in diesen Organisationen zu erfüllen. Eine eigene politische Interessenvertretung dieser religiösen Minderheit in der Türkei lehnt sie jedoch ab. So schreibt Dogu Perincek in seinem Presseorgan Aydinlik im Juni ’93 folgendes: "Die alevitische Philosophie in das 21. Jahrhundert zu tragen ist unmöglich. Ebenso, wie der Weg der Türkei zurück zum Osmanischen Reich versperrt ist, ist auch das Wiedererwachen der Aleviten, die Opposition gegen das Osmanische Reich waren, unmöglich".
Trotz dieser "Unmöglichkeiten" entsendet er fleißig seine Gefolgsleute in die alevitischen Vereine. Zur Zeit kann von einer überproportionalen Repräsentanz der IP/Aydinlik-Leute in den Pir Sultan Abdal Vereinigungen in der Türkei sowie in der Alevitischen Föderation in Europa gesprochen werden. Auffällig ist, daß sich die Aktivitäten der erwähnten Organisationen deutlich vermindert haben, seitdem diese Elemente in ihnen wühlen. Das Ziel der Passivisierung der Aleviten trägt offenbar Früchte.
Obwohl sich die Mehrheit der Linken in der Türkei von IP/Aydinlik distanziert hat, schweigt sie bis heute zu dieser Gruppe. Es ist jedoch endlich an der Zeit, daß zwischen wahren Sozialisten/Kommunisten und Opportunisten und Reformisten Grenzen gezogen werden.
Es ist die Pflicht von jedem Sozialisten/Kommunisten, auch gegen die Pseudolinken den Kampf zu führen und ihre Aufgabe, das wahre Gesicht von IP/Aydinlik und anderen ähnlichen Gruppierungen in der Öffentlichkeit aufzudecken.


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