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Erinnerung an den Islam-Kritiker Turan Dursun

Turan Dursun kam 1924 im mittelanatolischen Sivas / Sarikisla im Dorf Gümüstepe als Kind gläubiger armer Eltern (Vater Türke, Mutter Kurdin) zur Welt. Sein Vater wollte aus ihm einen guten Islam-Gelehrten machen. Schließlich wurde Dursun zu einem Mufti in Adana, dem Imame - Vorbeter - unterstanden.
14 Jahre lang arbeitete er für das staatliche "Amt für Religiöse Angelegenheiten". Später wurde er nach Sinop, in den Kreis Türkeli, strafversetzt, weil er sich für die Verbesserung der Lebensverhältnisse und Ausbildungsmöglichkeiten (Schulen, Krankenhäuser etc.) der einfachen Bevölkerung einsetzte, anstatt den Moscheebau voranzutreiben. Er ging sogar mit seinen Imamen in Kinoveranstaltungen, bis dann die Einstellung einer Frau als Gehilfin in seinem Büro das Faß dann endgültig zum Überlaufen brachte.
In Türkeli kam er erstmals mit der linken Ideologie in Kontakt. Da er in seiner neuen Umgebung als "Kommunist" beschimpft wurde, begann er sich mit der marxistischen Literatur zu beschäftigen. Dadurch öffneten sich ihm neue Horizonte. Später fing er an, die Wurzeln des Islam zu erforschen. Je mehr er diese Religion ergründete, desto mehr distanzierte er sich von ihr. Schließlich ließ er seine Tätigkeit als Mufti ruhen und entwickelte sich zum kämpferischen Aufklärer.
"Ängstigen sollen sie sich vor dem Licht in meiner Hand. Sie sollen spüren, wie sogar ein Kerzenlicht einen riesigen dunklen Raum erhellen kann. Der Tag wird kommen, an dem die tausendjährigen Lügen in den Köpfen zerspringen."
Ihm war bewußt, daß es nicht einfach war, die tausendjährigen Tabus zu brechen. Er wußte, daß dazu ein entschlossener Kampf notwendig war. Mit seiner einzigen Waffe, dem Bleistift ging er mutig gegen die Rückständigkeit im Lande vor. An vorderster Front setzte er sich für die Befreiung des Individuums von der Religion ein. Der prominente Islamkritiker publizierte in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen hunderte von theoretisch-wissenschaftlichen Essays und veröffentlichte zahlreiche Bücher zum Islam. Dursun beherrschte dabei wie kaum ein anderer in der islamischen Welt den Koran und seine Exegesen.
Er nahm an zahllosen Konferenzen und Diskussionsveranstaltungen teil, um die Menschen von den Fesseln der Religion zu befreien. Seine Gegner lud er zu öffentlichen Veranstaltungen ein, um deren wahres Gesicht zu zeigen. Da die Islamvertreter seine Behauptungen nicht widerlegen konnten, wurde er beschimpft und mit dem Tode bedroht, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Am 4. September 1990 wurde er wenige Meter von seiner Wohnung entfernt in Istanbul mit sieben Kugeln erschossen. Radio Teheran meldete den Tod des "türkischen Salman Rushdie", Turan Dursun, wie eine Siegesmeldung.

Wir gedenken Turan Dursun, der wie kaum ein anderer in der Türkei, den islamischen Fundamentalisten, die die Türkei in die Dunkelheit des Mittelalters versetzen wollen, den Kampf ansagte.

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