Vielen erscheint die Situation im „Großen Süden“ Kurdistans, dem zur UN-Sicherheitszone erklärten irakisch besetztem Teil Kurdistans als ein einziges, großes Durcheinander, durch das es keinen Durchblick geben kann. So geht es vielen, und so ist es auch gewollt von den um Vorherrschaft in dieser Region ringenden imperialistischen Mächten und deren Kompradoren. Denn wo sowieso nichts zu verstehen ist, da schaut mensch auch nicht mehr so genau hin - und da können dann die reaktionären Kräfte ungestört von der Weltöffentlichkeit ihren Interessen nachgehen.
Der Kampf um die Aufteilung Kurdistans begann im 19. Jahrhundert. Aber
die heute bestimmende Phase begann zwischen 1915 und 1925. Während
des I. Weltkrieges und in den Jahren danach ist das wichtigste Ereignis
im Mittleren Osten die Zerstückelung und Aufteilung Kurdistans. Die
Türkei war in dieser Frage die größte Unterstützerin
insbesondere Englands und Frankreichs. Gleichzeitig existierten untereinander
Auseinandersetzungen um Kurdistan. Denn allen Beteiligten war bewußt,
daß Kurdistan sehr reich an Erdöl ist.
Auf verschiedenen internationalen Versammlungen wurde dieses Thema
häufig diskutiert. Im August 1919 brachte Mustafa Kemal (‘Atatürk’)
die ‘Misak–i–Milli’ Angelegenheit auf die Tagesordnung. Im Januar 1920
wurde in dem von den Kemalisten gegründeten ‘Meclis–i–Mebusan’ in
einer geheimen Sitzung das ‘Misak–i–Milli’ angenommen. Eine genaue Grenzziehung
gab es nicht. Die Orte, die die Armee im Stande war zu kontrollieren, werden
die ‘Misak–i–Milli’ Grenzen genannt. In den Reden Mustafa Kemals wurde
betont, das Kurdistan, welches im Gebiet des Osmanischen Reiches lag, nun
gänzlich in den Grenzen des Misak–i–Milli liegt. Natürlich ist
die interessante Seite dieser Sache, daß Mustafa Kemal Wege der Zusammenarbeit
mit den Kurden suchte, um gegenüber Frankreich und England im Vorteil
zu sein. Die Ansicht Mustafa Kemals, daß ‘nach dem Sieg auch die
Kurden im Besitz ihrer nationalen Rechte sein werden’, wurde in der Innen–
und Außenpolitik als wichtiger Beleg benutzt. Mustafa Kemal antwortete
der ausländischen Presse auf die Frage, welche Gebiete in die Misak–i–Milli–Grenze
mit einbezogen sind: ‘Das sind die Gebiete, in denen die Türken und
die Kurden wohnen.’
In den seit der Konferenz von Lausanne geführten Auseinandersetzungen
um die Teilung und Kontrolle Kurdistans kam es Ende 1923 zu einer Einigung:
ein Teil Kurdistans verblieb in den Staatsgrenzen der Türkischen Republik
(Nordkurdistan), ein zweiter in den Grenzen des unter englischer Ausbeutung
stehenden Iraks (Südkurdistan), und ein weiterer in dem unter französischer
Aufsicht stehenden Syrien (Südwestkurdistan). So wurde ein riesiges
Gebiet in drei Teile aufgeteilt. Wenn wir das durch das 1639 zwischen dem
Osmanischen und Safawidischen Reich unterzeichnete Kasr–i–Sirin–Abkommen
geteilte Kurdistan, welches sich heute unter iranischer Besatzung befindet
(Ostkurdistan), hinzurechnen, stellen wir fest, daß Kurdistan in
vier Teile geteilt worden ist.
Nach dieser Aufteilung Kurdistans entwickelte sich eine Zusammenarbeit
besonders der Türkischen Republik mit den ehemaligen Kolonialmächten
gegen die vor allem im Norden und Süden Kurdistans begonnenen Freiheitskämpfe.
So ist zum Beispiel die englisch Unterstützung der Türkei gegen
die in den Jahren 1919–1922 unter der Führung von Scheich Mahmut Berzenci
in Südkurdistan begonnenen Freiheits– und Unabhängigkeitskämpfe
der Kurden sehr bemerkenswert.
Aufgrund seiner assyrischen, kurdischen und turkmenischen Völker,
seiner yezidischen und islamischen Kurden, seiner Gesellschaftsstruktur
und ökonomischen Werte, oder wegen der das Weltinteresse auf sich
lenkenden Erdöl– und Wasserressourcen stellt Südkurdistan für
sich alleine ein Thema näherer Untersuchungen dar; d.h., mit seinen
unter– und überirdischen Reichtümern wie dem fruchtbaren Boden
oder den Spuren der ältesten Kulturen der Geschichte.
Wir wollen den in Südkurdistan von den Kurden geführten Kampf
genauer betrachten. Nach Nordkurdistan ist es der größte Teil.
Der gesellschaftliche Aufbau basiert auf Stammesstrukturen. Diese gesellschaftliche
Strukturierung hat auch die Organisierung im Freiheitskampf beeinflußt.
In einem stammesgeprägten Gesellschaftsaufbau sind Familieninteressen
bestimmend, so daß die Organisationen eher jeweilige Stammeskonföderationen
sind. Dadurch ist der nationale Kampf weniger von Weitblick geprägt,
sondern von einem Zustand, in dem er mehr den Ausbeutern dient. Das Nicht–Einbeziehen
der internationalen Kräfteverhältnisse und die rückständige
Organisierung sind das größte Hindernis auf dem Weg zur Freiheit
in Südkurdistan. In dem langjährigen bewaffneten Kampf unter
der Führung Mustafa Barzanis wurde in übertriebenem Maße
dem iranischen Staat vertraut. So kam es auch, daß über Nacht
durch die Algerien–Vereinbarung (1975) zwischen dem Iran und dem Irak alle
Errungenschaften der 100000 Personen umfassenden Peschmerga–Kraft der KDP
zunichte gemacht wurden.
Natürlich können wir die internationalen Faktoren bei der
Betrachtung des in Südkurdistan seit fast hundert Jahren andauernden,
und nicht zu einem erfolgreichen Abschluß gebrachten Freiheitskampfes
nicht außer Acht lassen. Aber bei so einer vertrackten geographischen
Lage, einer Organisierung nach Stammesprinzipien und einer entsptrechenden
Denkweise ist sicher nicht viel zu erwarten.
Die Demokratische Partei Kurdistans (KDP) zum Beispiel ist die älteste
Partei im Süden. Die Kampfkultur, die die Führung der KDP dem
Volk vermittelt, ist jedoch armselig – und ziellos. In der Regel standen
subjektive oder Familieninteressen im Vordergrund vor nationalen Interessen.
Bemerkenswert ist, daß nicht nur der nach Ende des Golfkrieges 1991
erlangte Status nicht ausgeweitet wurde und sich im Laufe der Jahrzehnte
nicht geändert hat, es wurden sogar die vorhandenen Errungenschaften
aus der Hand gegeben. Nördlich des 36. Breitengrades wurde gegen die
Repression und den Völkermord der Saddam–Regierung lediglich die Errichtung
einer internationalen Schutzzone erreicht, obwohl es in Südkurdistan
die offene Möglichkeit des selbständigen Regierens gegeben hätte.
Aber trotz der Gelegenheit, das eigene verbrannte, zerstörte Land
aufzubauen und eine ‘Föderativen Staat’ zu gründen, wurde diese
Möglichkeit nicht genutzt (an dieser Stelle ist es sinnvoll anzumerken,
daß Südkurdistan nicht nur das Gebiet nördlich des 36.
Breitengrades ist, auch die Gebiete südlich dieses Breitengrades mit
sehr wichtigen Erdölvorkommen wie auch die Stadt Kirkuk gehören
zu Kurdistan). Die KDP hat sich dieses Mal zur Marionette der Türkischen
Republik gemacht. Dadurch sind türkische Kontras und Spionagekräfte
geradezu eingeladen worden, sich im Süden einzunisten. 1992, 1995
und zuletzt 1997 haben sie sich zu einer weiteren Kraft im schmutzigen
Krieg gegen die FreiheitskämpferInnen aus Nordkurdistan entwickelt,
indem sie sich mit den türkischen Besatzern verbündeten. Den
nahezu 20 000 Kurden aus Nordkurdistan, die gezwungen waren, auf das von
ihnen dominierte Territorium zu flüchten, haben sie mindestens genauso
stark geschadet wie die Türkei.
Als die in den Süden geflüchteten KurdInnen unter der Aufsicht
der Vereinten Nationen ein Flüchtlingscamp gründeten, empörte
sich die Türkei. Denn sie will verhindern, daß die KurdInnen
einen internationalen Status erlangen, auch wenn es sich nur um ein ‘Flüchtlingscamp’
des UNHCR handelt. So war denn auch die KDP bei den Bemühungen, das
Camp aufzulösen, es auszuhungern und unter Repression zu setzen, die
größte Unterstützerin. Als Ergebnis sind zwei der sogenannten
Friedensbedingungen von Bedeutung, die der türkische Staat im Rahmen
der Ankara–Dublin Verhandlungen im Jahre 1996 zur Beilegung der bewaffneten
Auseinandersetzungen zwischen der KDP und der PUK erreichte. Eine dieser
Bedingungen war, daß das seitens der Vereinten Nationen gegründete
und die aus dem Norden geflüchteten Kurden beherbergende Camp Atrush
aufgelöst werden soll. Die andere war, daß die sich in den Bergen
des Südens aufhaltenden ARGK–KämpferInnen aus dieser Region entfernt
werden sollen.
Die KDP hat diese Bedingungen angenommen und ist danach verfahren.
Mit Hilfe der Vereinten Nationen wurde Anfang des Jahres 1997 das Atrush–Camp
aufgelöst. Gleich danach hat die gleiche KDP im Bündnis mit türkischen
bewaffneten Kräften im Mai 1997 die Kräfte der ARGK angegriffen.
Bei den tätlichen Angriffen im Atrush–Camp gegen die KurdInnen aus
dem Norden hat sie genauso gedacht wie der ausbeuterische türkische
Staat und konnte es noch nicht einmal nicht ertragen, daß die KurdInnen
in ihrem eigenen Land als Flüchtlinge leben. Mit anderen Worten, sie
sind ein Instrument des türkischen Staates geworden, der es nicht
aushielt, daß die KurdInnen im Rahmen eines internationalen Status
erwähnt werden. Sicherlich ist es ein eigenes Diskussionsthema, daß
die Vereinten Nationen, ihre eigenen Gesetze mit Füßen tretend,
das Flüchtlingscamp aufgelöst haben. Das zweite ist, daß
die KDP gemeinsam mit den türkischen Kräften eine andere kurdische
Kraft, die ARGK–Kämpfer, angegriffen haben. Mit diesem Verhalten hat
sie im Süden ihre eigene ohnehin fragwürdige Herrschaft selbst
zerstört. Mit einer anderen ausbeuterischen Kraft kollaborierend,
hat sie die Realität der unterdrückten Nationen verraten. Auch
ist es ein gesondertes Diskussionsthema, daß die Türkei, während
sie von der territorialen Einheit auch des Irak spricht, in ein anderes
Land 200 km weit eindringt, es besetzt, und die internationale Öffentlichkeit
dazu schweigt.
Ein weiteres Thema, über das intensiver diskutiert werden müßte,
ist auch, daß die Übersiedlung der Kurdinnen und Kurden beschleunigt
wurde, nachdem der türkische Staat diese Gebiete besetzt hat. Mit
Hilfe der KDP hat man Zehntausende KurdInnen aus dem besetzten Südkurdistan
mittels eigener Geheimdienste zuerst in die Türkei und dann in die
verschiedenen Länder Europas vertrieben. Dies ist eine andere Methode
der Politik, auch diese Gebiete von Kurden zu säubern. Der türkische
Staat hat also mit der KDP begonnen, die im Norden bereits praktizierte
Entvölkerungspolitik nun auch im Süden umzusetzen. Seine Absicht
ist überdies, die zahlenmäßig sehr kleine Gruppe der irakischen
Turkmenen in diesem Kurdengebiet unterzubringen, und ihnen in Südkurdistan
unter ihrer Verwaltung und Herrschaft der KDP Mitspracherechte zuzuerkennen.
So stärkt sie ihre Kontrolle über diese Region.
Die Bemühungen, die Vertreibung der KurdInnen zu beschleunigen
Das Gebiet, welches sich unter der Kontrolle der KDP befindet und
‘Behdinan’ genannt wird, liegt nahe der Grenze von Südkurdistan. Dies
bedeutet zum einen eine geographische Nähe, zum anderen aber auch
eine Nähe zu dem sich im Süden entwickelnden Freiheitskampf.
Es ist also ein Gebiet, in dem die Aktivitäten und Verbindungen zu
den KämpferInnen, die den Freiheitskampf des Nordens führen,
sehr stark sind. Dadurch hat die ARGK–Guerilla dort eine Reihe von Vorteilen,
die von logistischer Unterstützung, Sympathie, bis hin zum Beitrittian
ihre Reihen reicht. Dessen ist sich der türkische Staat bewußt,
und auch die KDP weiß sehr wohl um diese Situation. Der türkische
Staat setzt die Methode ein, die er bereits im Norden angewandt hat: das
Entvölkern der Dörfer oder die permanente erzwungene Entfremdung
von den eigenen Interessen, um die vorhandene Unterstützung der Guerilla
zurückzudrängen. Auf diesem Weg sichert er die Vertreibung der
Bevölkerung aus diesen Gegenden in die für ihn besser kontrollierbaren
Siedlungszentren Für die aus ihren Dörfern gerissenen Menschen
ist es in diesen Zentren, in denen es ohnehin keine Arbeit gibt, nicht
möglich, Unterkunft oder Auskommen zu sichern. Sie werden von durch
den türkischen Staat unterstützten Schlepperbanden in die Länder
Europas geschickt. An diesem Spiel beteiligt sich die KDP. Sie glaubt,
auf diese Weise den möglichen Anschluß der Menschen an die PKK
oder deren Unterstützung zu verhindern. Außerdem kassiert sie
große Summen, indem sie ihre hohen Funktionäre an den Einnahmen
türkischer Schlepperbanden teilhaben läßt. Aber die Realität,
daß da eigentlich das Land von den eigenen Menschen, den KurdInnen,
entvölkert wird, verstehen sie wegen ihrer kurzfristig gedachten Politik
entweder nicht, oder, wenn sie sie verstehen, machen sie sich in solch
einem Spiel des türkischen Staates wissentlich zu dessen Instrument.
Der ‘Turkmenen–Trumpf’des türkischen Staates
Laut osmanischen und englischen Dokumenten betrug im Jahre 1925
die Zahl der Turkmenen 65000 (der Großteil der Population siedelte
in die verschiedenen Staaten des Mittleren Ostens, allen voran in die Türkei,
über). Die meisten der im Irak verbliebenen Turkmenen leben in den
Städten Bagdad, Telafar, Kirkuk und Mosul. Sie leben also nicht in
von Kurden kontrollierten Gebieten, sondern in denen der Herrschaft Saddams.
In der von der KDP kontrollierten Stadt
Hewler/Erbil beträgt ihre Zahl höchstens 10
000. Mit anderen Worten, in den anderen kurdisch kontrollierten Gegenden
gibt es keine turkmenische Bevölkerung. Hierbei die Tatsache zu sehen,
daß sich Turkmenen, stehen sie unter arabischer Führung, als
Araber, stehen sie unter kurdischer Führung, als Kurden betrachten.
Nur ein geringer Teil, und das ist der, der von der Türkei aufgehetzt
wird und in Hewler lebt, definiert sich als Turkmenen.
Der türkische Staat benutzte, als er an den zwischen den KDP und
der PUK geführten Verhandlungen in Ankara und Dublin als sogenannter
Beobachter teilnahm, die turkmenische Bevölkerung für seine Zwecke.
Die Turkmenen als Millionenbevölkerung darstellend, will er sie aneiner
möglicherweise entstehenden südkurdischen Verwaltung teilhaben
lassen, um sie zu benutzen. Eigentlich wäre es ganz selbstverständlich,
wenn die Turkmenen bei einer sich dort zu gründenden Verwaltung, wie
alle anderen Völker auch, eine eigene Vertretung hätten. Doch
einen übertriebenen Einfluß würde die Türkei nie zulassen.
Die gleiche Politik, die der türkische Staat bis zum heutigen Tag
in Zypern betreibt, verfolgt er mit einer anderen Systematik in Südkurdistan.
Die KDP ist nicht im Stande, dies alles zu erkennen. Überdies ist
die wichtigste Sache, die sie nicht sieht oder sehen will, daß der
türkische Staat alles tun wird, um zu verhindern, daß die KurdInnen
einen selbständigen Status erlangen.
Der Kampf in Südkurdistan ist sehr aufschlußreich. Eine
der fundamentalen Gründe hierfür ist die generell undurchsichtige
Politik im Mittleren Osten. Wenn wir die internationale Dimension außer
acht lassen und lediglich die Kräfte in Kurdistan bewerten, dann sehen
wir eine andere Tragödie. Und dies ist das Verhältnis der kurdischen
Organisationen untereinander. Im Jahre 1996 lud die KDP–Führung –
ohne mit der Wimper zu zucken – die Panzer Saddam Husseins nach Erbil ein,
die seit 1991 Südkurdistan nicht mehr angegriffen hatten. Die Kräfte
der PUK hat die KDP gezwungen, in den Iran zu flüchten. Dabei hat
die PUK mindestens genauso stark wie die KDP teil an der Macht in Südkurdistan.
Die PUK, vor den Panzern Saddams geflüchtet, betrat nun wieder mit
Hilfe der iranischen Artillerie das eigene Land. Die Methoden, die im Kampf
der beiden Parteien angewandt werden, stehen denen der Ausbeuter, gegen
die sie kämpfen, nur wenig nach. Das heißt, daß sie von
denen, gegen die sie von Zeit zu Zeit kämpfen, mit denen sie aber
auch von Zeit zu Zeit kollaborieren, gänzlich die Methoden des schmutzigen
Krieges abgekupfert haben: Vollstreckungen ohne Urteil, Massenmorde, Anschläge
und Raubzüge, das sind im wesentlichen die Kriegsspiele, zu denen
sie greifen. Talabani hat in der Behdinan–Zone, die sich unter der Führung
der KDP befindet, Tarnparteien gründen lassen. Ebenso tat dies Barzani
in der von der PUK kontrollierten Soran–Zone. Was ist schon dabei, daß
der Großteil dieser Parteien den Initiatoren ihrer Gründung
zu einem Problem werden?
In Südkurdistan haben sich heute de facto Herrschaften gebildet.
In Hewler jene, die sich von den Turkmenen und der KDP zusammensetzende,
manchmal von den Panzern Saddams, oftmals aber von türkischen Flugzeugen
geschützte Barzani–Herrschaft, und auf der anderen Seite die in Süleymania
errichtete und unter dem Schutz des Irans stehende Herrschaft Talabanis.
Das Volk des Südens ist diesen Jahrzehnte dauernden Krieg leid, der
nicht das geringste positive Ergebnis erlangt hat. Aber das, was die Menschen
eigentlich stört, ist der Zustand der sie führenden Parteien
und Personen. Denn sie haben für ihren persönlichen Vorteil die
Menschen gegeneinander gehetzt, unter den KurdInnen unheilbare Wunden geschlagen
und Geschwisterkriege geführt. Der eigentliche Grund für den
andauernden Krieg zwischen KDP und PUK ist in dem Kampf um die profitablen
Einnahmen des Habur–Zolls zu sehen. Ausschlaggebend ist jedoch die nicht
im Interesse der Menschen aus Kurdistan liegende Zusammenarbeit und Koalition
mit den Ausbeutern. Deshalb begleitet das Volk aus dem Süden, das
den nationalen Werten des kurdischen Volkes verbunden ist, den Befreiungskampf
der PKK mit viel Sympathie. Es betrachtet sie als realistische Hoffnung.
Und genau dies ist das, was die Parteien des Südens, die mit den Ausbeutern
kollaborieren, verhindern wollen. Nach Europa geflüchtete Kurden aus
dem Süden sagen folgendes:
Wir haben Jahrzehnte gegen das rassistische Baath–Regime gekämpft.
Einige von uns haben in den Bergen als Peschmergas gekämpft, einige
in den Dörfern und Vorstädten als ernsthafte kurdische Patrioten
Widerstand gegen Saddam geleistet. Wir haben mehr als eine halbe Million
Gefallene. Mehrere Male sind unsere Dörfer und Städte verbrannt
und zerstört worden. An uns wurden chemische Bomben (Halabja) getestet,
einschließlich der durch den Westen und die Sowjetunion an das Baath–Regime
vergebenen verschiedensten Waffen. In den arabischen Wüsten sind wir
gesammelt, in Gruben gesteckt und Hunderttausende von uns sind bei lebendigem
Leibe begraben worden... Trotz alledem haben wir unser Land nicht
verlassen. Aber als wir die KDP– und PUK–Herrschaft erleben mußten,
waren wir gezwungen, unser Land liegenzulassen und zu fliehen.