BRD - Vietnam - El Salvador Zu Beginn soll kurz die Situation der radikalen Linken in der BRD Anfang der 70er und der 80er Jahre umrissen werden. Revolutionäre Bewegungen standen Anfang der 70er Jahre weltweit im Aufwind, auch in den westeuropäischen Metropolen, Japan und den USA bildeten sich Guerillagruppen. (Stichpunkte: Algerien, 2. Juni 67, Vietnamkongreß 68, Chile, Streiks von italienischen und spanischen Arbeits-migranten). Zehn Jahre später: Hausbesetzungen in Westberlin, Zürich und anderen Städten, autonome Gruppen formulieren und betreiben die Politik der ersten Person (Stichpunkte: Anti-AKW-Bewegung, Friedensbewegung, Reagan-Besuch 1982, Nicaragua 1978, El Salvador, Anti-IWF 1987).
Internationalismus als revolutionäre Strategie
Das Kräfteverhältnis in der Metropole ist ungünstig für die Linke. Es ist das "strategische Dilemma", daß gerade hier eine revolutionäre Kraft am nötigsten ist, hier, wo die meisten, noch relativ abgesichert, wenig Interesse an einer revolutionären Veränderung haben. Um aus diesem "strategischen Dilemma" herauszukommen, boten sich Anfang der 70er Jahre strategische Bündnisse zwischen linken Metropolengruppen und antiimperialistischen Befreiungsbewegungen an (Maos "Einkreisung der Städte durch die Dörfer"). Adressat des Internationalismus ist auch die Metropolenbevölkerung, denn: "Der beste Internationalismus ist die Revolution in der Metropole" (Che).
Galt diese Position auch zehn Jahre später noch für Teile der Internationalismus- und Solidaritätsbewegung, war sie hinsichtlich einer praktischen Umsetzung selbst innerhalb der Bewegung isoliert. Eine massenhaft "Frieden ohne Waffen" skandierende Friedensbewegung, die auch in der Solidaritätsarbeit vertreten war, stellte die Verhältnisse in der BRD nicht grundsätzlich in Frage. Internationalistische Arbeit hatte neben der konkreten Unterstützungs- und Öffentlichkeitsarbeit für die Befreiungsbewegungen eine politische Radikalisierung hier zum Ziel. Hintergrund der Arbeit war bei vielen InternationalistInnen praktische Erfahrung mit Befreiungsbewegungen wie in Nicaragua nach der Revolution 78.
Nach der Darstellung der internationalistischen Ansätze der 70er und 80er soll es um generelle Fragen, die auch heute noch aktuell sind, gehen:
Internationalismus heute
Es gibt die Zwickmühle zwischen Universalismus, dem weltweiten Anwenden von (linken) Maßstäben auf andere Gesellschaften, und Kulturrelativismus, der Akzeptanz auch repressiver Elemente in anderen "Kulturen". Ist z.B. Frauenbefreiung eine absolute weltweit gültige universalistische Forderung? Wie kann eine linke Analyse aussehen, was muß sie berücksichtigen?
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