CHUMBAWAMBA

Once a symbol of revolution... 
Seit ihrem neuesten Smash-Hit "Tubthumping" gibt es wohl kaum einen Menschen, der die englische Popband aus Leeds nicht kennt. Die wenigsten jedoch werden wissen, daß Chumbawamba ihre Wurzeln in der linksradikalen Szene Großbritanniens haben, im Umfeld der Antifascist Action (AFA). Wohnen tun sie gemeinsam in einem ehemals besetzten Haus. Zumindest die Stammbesetzung, denn seit der Veröffentlichung ihres ersten Albums 1986 haben immer mal wieder andere (bis zu 11!) Leute an diesem Bandprojekt mitgewirkt. Musikalisch lassen sich die bekennenden AnarchistInnen schwer in eine Schublade einordnen, denn ihr Repertoire umfaßt weit mehr als lediglich Pop. Folk, Punk, Hip-Hop und sogar Techno-Elemente sind auf ihren ca. 10 veröffentlichten Alben vertreten. Acapalla können sie ebenso singen, wie sie Kuhglocken sinnvoll in ihre Werke mit einbringen. Die Texte waren seit jeher sozialkritisch, bezogen klar Stellung, vertraten linksradikale Positionen ohne Kompromisse. Dabei waren die Themen mindestens so vielfältig, wie die akustischen Stilrichtungen. Angefangen bei Propagandalügen der Parteien vor der anstehenden Wahl, über antifaschistischen Widerstand gegen Neonazis oder zur Verfolgung von Ulrike Meinhof, bis hin zum Ausverkauf linker Subkultur. Womit wir beim Knackpunkt wären... 
...now a monument to mass marketing!! 
Haben Chumbawamba Anfang des Jahrzehnts noch für 
sechs schlappe Märker in der Roten Flora gespielt, sind sie heute für knapp 25 Tacken ein Stündchen lang in der Großen Freiheit 36 zu bejubeln - powered by Radio Energy! Bloß nebenbei erwähnt, eine Band (vor allem wenn sie bekannt ist) kann, wenn sie will, immer Einfluß auf den Eintrittspreis nehmen. Schönen Dank auch. Da hilft es auch nicht viel, daß sie im Sommer gratis auf dem Alstervergnügen auftraten. Saufen, fressen, konsumieren, das kann und darf nicht die neue Stoßrichtung der Gruppe sein, auch nicht zwecks Promotion. Nichts dagegen einzuwenden daß sich eine tatsächlich überzeugte linke Band anschickt, ihre Inhalte bzw. Positionen mittels Mainstream-Mucke einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Schwierig wird es aber dann, wenn Anspruch und reale Umsetzung derart weit auseinanderklaffen, wie mittlerweile bei der Crew aus Leeds. Zu vermuten steht, daß Chumbawamba jetzt auch mal den fetten Reibach machen wollen. Wäre zumindest naheliegend, denn das Potential dazu haben sie allemal. ENOUGH IS ENOUGH!! Ob dieser Lebenswandel nun okay ist oder nicht, sei einfach mal dahingestellt. Nicht witzig ist jedoch, wenn die politisch korrekten Inhalte dazu benützt werden, den Schein zu wahren und trotzdem abzusahnen. Ein kurzes Beispiel: auf dem neuen Album Tubthumper ist ein Lied drauf, was den Streik der DockarbeiterInnen in Liverpool thematisiert. Die streiken seit Monaten gegen die Schließung ihrer Firma und kriegen von der Gewerkschaft keinen Pfennig. Chumbawamba singen, das sei scheiße, und verdienen sich dumm und dämlich. 
"Come on baby, let's do the revolution £ six for the record, £ seven for the T- shirt A picture of the band And a ticket for the Promised Land"