NO Propaganda

Groß wurde er dort angekündigt, der neue Kinoknüller in den USA. Und groß kam er an bei den patriotischen Fast- Food- AmerikanerInnen. Die Rede ist von "AIR FORCE ONE".
Dem Geschenk des deutschen Hollywoodregisseurs Wolfgang Petersen. Sein ebenfalls deutscher Amtskollege Roland Emmerich strich den Amis schon einmal mit "Independence Day" Balsam auf die geschundene Patriotenseele. War "Independence Day" noch ein wahrhaft antirassistischer Film, in dem alle ErdenbürgerInnen gemeinsam gegen die außerirdischen Invasoren kämpften und zuguterletzt, nach dem erfolgreichem Sieg unter Führung der Amerikaner, zueinander fanden und ein neues Weltreich aufbauten, so hat Petersen diesen neuen Film um Qualitäten besser gemacht. Hier ist Amerika nicht mehr auf die Hilfe anderer Länder angewiesen. Im Gegenteil: Der feige Rest der Welt kriecht auf dem Boden vor einer handvoll Terroristen. Und nur stolze, aufrechte, ihrem auf Zeit gewähltem König treu ergebene US- BürgerInnen sind in der Lage ihren Präsidenten aus den Klauen der Terroristen und nebenher auch noch die Welt vor der roten Pest, dem Kommunismus, zu befreien. Den Frauen kommt in diesem Film - wie könnte es anders sein - nur der Part der hysterischen Geiseln zuteil. Doch auch hier gibt Ausnahmen: Auf First Lady nebst Tochter strahlt der gewisse Glanz des Präsidenten wenigstens teilweise ab. Sie halten die Geiseln bei Laune, während Daddy sein Flugzeug rettet. Bezeichnenderweise hat Daddy Präsident nicht nur per Kugelschreiber Erfahrungen im Töten. Nein, schon damals zu seinen besten Zeiten kämpfte er als Einzelkämpfer in Vietnam gegen den Weltkommunismus und errang dort Ruhm und Ehre, inklusive Tapferkeitsmedallie versteht sich.
 
 
Die Entführer hingegen, die sich zu zwölft schamlosesterweise anmaßen den amerikanischen Gott ans Leder zu wollen, haben damals im Namen von " Mother Russia" und Sozialismus in Afghanistan ihr Unwesen getrieben. Nach und nach vernichtet Harrison Ford alias Mr. President diese widerwärtigen Kreaturen, bis er im Showdown nach unzähligen Toten und zwei explodierenden Flugzeugen an einem kaputtem Karabinerhaken hängend, in das rettende Flugzeug in schwindelerregender Höhe in das klettert.
Mit diesem Film ist es für US- BürgerInnen wunderbar möglich, ihr Trauma Vietnam mit der russischen Pleite in Afghanistan aufzurechnen und zu dem Schluß kommen, daß für sie Afghanistan ein Spaziergang gewesen sei. Desweiteren mußte, nachdem die rote UdSSR zusammengebrochen war und Saddam sich mehr schlecht als recht als Teufel hielt, mal wieder der in allen Maßen verachtenswerte Kommunismus diese Rolle übernehmen.
Doch Manipulation und Verdummung sind nicht nur in schlechten Ami-Schinken anzutreffen: Auch mit dem heimeligen Fernsehapperat können wir sofort und gegen einen nur kleinen Preis uns von unseren Problemen erlösen lassen. Jeden abend um 1945 kann unsere ganze Nation voll Eintracht feststellen, daß es schlimmere Probleme als die Unsrigen gibt, z.B. das die beiden Kinder von Vater Richter wieder auf der Straße ein paar Mark erschnorrt haben. Gegen solch schwerwiegenden Thematiken ist das Problem meines Nachbars, der keine Arbeit findet, doch echt ein Sandkastenproblem.
 
 

NO SENSATION
WITHOUT MANIPULATION!