Alle gemeinsam

Anfang 1997 bemühte sich die Deutsche Burschenschaft (DB), die Paulskirche in Frankfurt 1998 für einen Festakt aus Anlaß des 150. Jahrestages der Nationalversammlung zu erhalten. Gegen diesen Plan formierte sich sehr bald Widerstand. Häufige Mitgliedschaften von Burschenschaften in neonazistischen und rechtsextremistischen Gruppen führten zunächst zu einer Verweigerung des Veranstaltungsortes durch den Frankfurter Magistrat. Der Burschenschafter Wolfgang Völler fühlte sich von Äußerungen des Franktionschefs der Grünen im Frankfurter Römer diffamiert. Völler hatte erklärt, die Paulskirche dürfe nicht zum "Wallfahrtsort für Rechtsradikale" werden und dies auf die Burschen bezogen.

Die FAZ legte sich ins Zeug und veröffentlichte seitenweise Leserbriefe für die Ehrenrettung der Burschen. Günter Mick verstieg sich in einem Kommentar zu der Bemerkung: "ohne Burschenschafter keine Nationalversammlung in der Paulskirche". Ein weiteres Mal wurde die Mär von den ach so fortschrittlichen Korporationen erzählt, ohne die angeblich der moderne Verfassungsstaat nicht bestehen wurde. Und wie üblich wurde ein weiteres Mal "vergessen", den völkischen Rassismus und Antisemitismus zu erwähnen, den die Burschen bereits bei ihrer Gründung pflegten. Das der Hitlerfaschismus in den Korporationen begeisterte und zahlreiche Anhänger und Unterstützer fand, auch das blieb in den FAZ-Spalten unerwähnt.

Der inzwischen von der FDP zum rechtsextremistischen "Bund Freier Bürger" gewechselte Heiner Kappel sprach von "geschichtsklitternden grünen Tunichtguten", die die rechtschaffenden Burschen in die rechtsextreme Ecke stellen wollten. Besonders ärgerte Kappel, dass Anfang 1998 in der Paulskirche die Wehrmachtsausstellung gezeigt wurde. Nach ihm hätte die "enthemmende" Situation des Krieges zu unverantwortlichen Taten geführt, die aber in jedem Krieg üblich seien. Das die Wehrmacht einen Vernichtungskrieg gegen die Völker des Ostens führte, Kappel wie auch die Burschen wollen davon nichts wissen.

Da die öffentliche Debatte eine Vermietung allein an die DB verhindert hatte, kamen die Herren auf eine neue Idee. Flugs gründeten sie die "Frankfurter Akademikerverbände", die aus den Frankfurter Korporationen, dem CDA und CDK und den katholischen Verbänden CV und KV. Als Hauptrednerin wurde über die CDU-Schiene die Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth gewonnen. Mit diesem Schachzug gelang die Vermietung an die genannten Verbände.

In seltener Eintracht melden sowohl die "academia" (Zeitschrift des CV) und "Der Corpsstudent" (Zeitschrift der Corps) stolz "Korporationen dürfen feiern". Wieder einmal stellen die Verbände unter Beweis, was von ihrer Kritik und Abgrenzung gegen rechte Strömungen in den Korporationen zu halten ist. Wenn es darauf ankommt, nimmt der christliche CV die rechten Herren von der DB unter ihren schützenden Schirm. Da feiert zusammen, was zusammen gehört.

Peter AR!