Nazi-Burschenschafter abgeschmiert

Der Druck war enorm: Die Neonazi-Burschenschaft Libertas Brünn ist vorsitzende Burschenschaft der Deutschen Burschenschaft. In Aachen hat sie als Initiatorin einer Bündnisliste namens "Aktiv" Kreide gefressen und damit zwei Sitze im StudentInnenparlament errungen. Nun aber, zur Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" erwarteten alle, daß sie ein Feuerwerk abbrennen würden, mußten sie doch ihre Führerschaft in der DB "beweisen".

Über den Verteiler der Deutschland-Stiftung (Mechtersheimer) wurden Einladungen zu einer Podiumsdiskussion verschickt. Angekündigt waren Dr. Franz Uhle-Wettler und Prof. Dr. Franz W. Seidler. Beide traten nicht zum ersten Mal in diesen Zusammenhängen auf. Die angekündigten Podiumsteilnehmer Hannes Heer und Prof. Helmut König hatten abgesagt. Prof. Messerschmidt wurde nachgeschoben, was selbstverständlich auf reiner Phantasie beruhte. Da keiner der letztgenannten sich zu Nazis an den Tisch setzen würde. Hannes Heer nannte die Erwähnung seines Namens auf dem Einladungsschreiben "infam".

Mit Prof. Dr. Seidler wurde ein Mann eingeladen, der zu einer Galionsfigur der Neofaschisten in ihrem Haß gegen die Ausstellung über die Wehrmachtsverbrechen wurde. Sein Auftritt vor einiger Zeit vor neofaschistischen Burschenschaftern in Dresden wurde vom Stern veröffentlicht und führte zu Distanzierungen von Professoren der Bundeswehrhochschule. Seine damalige Behauptung, er habe von der Zusammensetzung seiner Zuhörerschaft nichts wissen können, wird durch seinen Auftritt in Aachen nochmals ad Absurdum geführt.

Prof. Seidler wird deshalb in Neonazikreisen hochgelobt, weil er in seinen Schriften die Verbrechen der Wehrmacht verharmlost und kleinredet, gleichzeitig den Widerstand diffamiert und die Kollaboration mit den Nazis hochlobt. Sein letztes Buch "Verbrechen an der Wehrmacht" ist der Renner aller Neonazigruppen.

Prof. Seidler wurde schon vor seinem skandalträchtigen Auftreten in Dresden eingeladen, auf einer Veranstaltung der Bischöflichen Akademie im Rahmenprogramm der Ausstellung in Aachen zu sprechen. Die Veranstalter der Ausstellung lehnten einhellig ab, Seidler wurde ausgeladen.

Mit Generalleutnant a. d. Dr. Franz Uhle-Wettler tritt ein Mann auf, der seit 15 Jahren in rechtsextremen Zirkeln als Referent herumgereicht wird. Uhle-Wettler gehört zum Kreis um die rechtsextreme Zeitschrift "Junge Freiheit", der er als Autor und Veranstaltungsredner, Unterzeichner und Gesprächspartner dient. Uhle-Wettler war zuletzt Chef der "Verteidigungsakademie der Nato" in Rom und ist mit Büchern, wie z. B. einer Ludendorff-Biographie, an die Öffentlichkeit getreten.

Die Einladungen wurden verschickt über den Verteiler der sogenannten "Deutschlandbewegung" des Herrn Mechtersheimer, der bis heute bei fast jeder neofaschistischen Organisation aufgetreten ist und der seine Organisation jetzt auf Schmusekurs zu den Republikanern bringt. Seine Veröffentlichungen und Reden gelten nicht nur der Vertuschung der Nazi-Verbrechen, sondern predigen Rassismus und Ausländerhaß.

Der angegebene Veranstaltungsort (Haus des deutschen Ostens) fiel nach antifaschistischen Interventionen drei Tage vor dem Termin aus. Kurzfristig versuchten die Liberten ein Hotel zu chartern. Die Hoteliers wurden noch in der Nacht vorher vom Charakter der Veranstaltung informiert und die Burschen wurden rausgeschmissen. An beiden Stellen wurden Einweiser aufgestellt, da ja bundesweit mobilisiert worden war. Die letzte Zuflucht, ein Lokal, in dem die Burschis fechten, konnte von AntifaschistInnen blockiert werden. Ca. 25 der Herren hatten es noch geschafft, vor der Blockade reinzukommen, ca. 10 warteten vor dem Haus auf bessere Zeiten und suchten den Schutz der Polizei. Mit den "Einweisern" werden es vielleicht 40-45 Burschis und Altnazis gewesen sein, die das Duo Seidler - Uhle-Wettler sehen wollten. Der Wirt gab nach ca. 1 Stunde entnervt auf. Er breche die Veranstaltung jetzt ab. Da war es schon mal 21.00 Uhr. Die Burschis (die Mehrheit von ihnen sieht wirklich aus wie eine Karikatur bzw. sie Darsteller des Films, "Der Untertan" nach dem Roman von H. Mann) emigrierten auf das Haus der Burschenschaft Teutonia, wo angeblich noch 30 Anwesende vor dem Schlußsaufen den Ausführungen der Referenten lauschten. Währenddessen kamen einige Autos zu Schaden.

Am darauffolgenden Morgen hatte die Libertas zur Großdemonstration von 150 angemeldeten TeilnehmerInnen gerufen. Eine Stunde vor und 10 Meter entfernt von der "Wehrmachtsausstellung" wollten sie ... Nun es hat niemand herausgefunden, was sie wollten 29 "Massen" versteckten sich hinter einem Transparent mit der Aufschrift "Wissenschaftlich?" und einer dichten Polizeikette vor ca. 100 AntifaschistInnen. Das Transparent konnte niemand außer den Polizisten lesen und denen hatten wir schon erklärt, daß Burschenschafter zwar Ideologien aber keine Theorien verbreiten, so daß das Transparent durchaus den Geisteszustand der Liberten wiedergibt. Zweimal wollte jemand ein Megaphon benutzen, was aber im Tumult unterging, so daß beim besten Willen nicht in Erfahrung zu bringen war, was die Burschis wollten. Leider verzögerte sich der Abtransport der Burschis durch die Polizei, da eine Hundertschaft für den Rückzug aufgeboten werden mußte.

Damit sind die Liberten abgeschmiert und sie werden erstmal erklären müssen, warum sie als vorsitzende Burschenschaft ein solch blamables Bild abgegeben haben.

Flugblatt der Antifa Aachen