Editorial
NPD-Krise
Antifa Infoblatt #82 Editorial Liebe Antifas, Freundinnen und Genossinnen, liebe LeserInnen! Das Titelthema dieser Ausgabe lautet »Führungskrise und Finanzdebakel«. Die Situation in der NPD-Führungsebene ist angespannt wie lange nicht mehr. Die Partei wird von einem politischen Richtungsstreit, von persönlichen Feindschaften, von Machtkämpfen und der Angst vor der finanziellen Pleite kräftig durchgeschüttelt. Im Moment überschlagen sich täglich Meldungen, Gerüchte und Unterstellungen bezüglich eines neuen Parteivorstandes. Mit Stand Februar 2009 fassen wir in dem Text »NPD gegen NPD« die aktuellen Konfliktlinien zusammen. Bereits in den letzten Ausgaben haben wir über das Klima von Intrigantentum, Vetternwirtschaft, Putschismus und persönlichen Angriffen in der NPDFührung berichtet. Die diversen Auseinandersetzungen und Konflikte innerhalb der NPD sind nun in einen offenen Machtkampf übergegangen, dessen vorläufiger Höhepunkt der nächste Bundesparteitag sein dürfte. Obwohl dieser erst nach Redaktionsschluss stattfindet, analysieren wir schon jetzt die Entwicklung des Projektes Volksfront/Deutschlandpakt und berichten über den Führungswechsel bei der DVU. Da der Ausgang der Wahlen im Jahr 2009 entscheidend für die Zukunft der NPD sein wird, schauen wir uns die regionalen Strukturen der NPD in Thüringen und Sachsen-Anhalt genauer an. Zwei Bundesländer die, neben Brandenburg, als Regionen mit hohem extrem rechten Wählerpotential bekannt sind. Im Anschluss liefern wir in dem Text »Der Flickenteppich franst aus« eine ausführliche Darstellung und Bewertung des medial gehypten Phänomens »Autonome Nationalisten«.
 
Im Ressort Gesellschaft besprechen wir den Stauffenberg- Film »Operation Walküre« und seine Wirkung in der deutschen geschichtspolitischen Landschaft. Dass der Film wie ein Remake einer deutschen Heldensage im Feuilleton besprochen wurde, liegt weniger an der mäßigen Tom- Cruise-Inszenierung, als vielmehr dem deutschen Bedürfnis nach nationaler Vergewisserung. Dazu übernahmen wir einen Text aus der aufschlussreichen Broschüre »Fragwürdige Traditionslinien« der Gruppe ...nevergoinghome, die wir zur Lektüre empfehlen möchten.
 
Die tödliche Welle der rechten Gewalt in Russland und Osteuropa reisst nicht ab. Am Morgen des 23. Februar 2009 ermordeten mutmaßlich Rassisten den 27jährigen Rom Robert Csorba und dessen vierjährigen Sohn in einem Dorf nahe Budapest, als diese sich aus ihrem brennenden Haus auf die Straße retteten. Die Tat ist ein erschütternder Ausdruck des politischen Klimas in Ungarn, wo die Minderheit der Roma massive Diskriminierung und Ausgrenzung erfährt und neofaschistische Gruppen wie die Ungarische Garde starken Aufwind haben.
 
Wir trauern auch um Anastasia Baburova und Stanislav Markelov. Die 25jährige Journalistin und Antifaschistin und der 34jährige Rechtsanwalt und Menschenrechtsaktivist wurden wegen ihres Engagements am 19. Januar 2009 in Moskau von Unbekannten auf offener Straße erschossen. Die nach wie vor lebensgefährliche Situation für AntifaschistInnen und MigrantInnen schildert der in Moskau lebende Journalist Ulrich Heyden in dieser Ausgabe. Die russischen Antifas brauchen Unterstützung. Spendet an: A. Hoffmann, Kto.-Nr. 408352201, Postbank Hamburg, BLZ 20010020, Stichwort: Enough/Russland (unbedingt angeben!)
 
Berichtigungen
 
Im AIB 81 (4.2008) haben wir auf Seite 16 berichtet, dass das Kleidungsgeschäft »Narvik« eine Filiale der Mediatex GmbH sei, die bundesweit die Marke Thor Steinar vertreiben würde. Richtig ist, dass noch 2007 für den Laden die »Uwe Meusel Factory« (Inhaber Uwe Meusel aus Königs Wusterhausen- Ortsteil Zeesen) auftrat. Eine solche Firma ist heute nicht mehr verzeichnet. Autor einer entsprechenden Pressemeldung der »Uwe Meusel Factory« war Rainer Schmidt.
 
Ende 2008 gab allerdings ebenfalls Rainer Schmidt für die Firma Mediatex GmbH von Uwe Meusel unter der selben Anschrift wie die »Uwe Meusel Factory« eine Pressemitteilung heraus, in der er für den selben Laden auftrat. Auf Seite 44 war zu lesen, dass die »Junge Landsmannschaft Ostpreußen« den Neonaziaufmarsch am 13. Februar in Dresden organisiert. Der Personenkreis um die Demonstrationsorganisatoren musste sich jedoch in »Junge Landsmannschaft Ostdeutschland« umbenennen.
 
Auf Seite 31 lautet das Brecht-Zitat vollständig: »Kurz: ich bin gegen alle Bemühungen, den Sport zu einem Kulturgut zu machen, schon darum, weil ich weiß, was diese Gesellschaft mit Kulturgütern alles treibt, und der Sport dazu wirklich zu schade ist. Ich bin für den Sport, weil und solange er riskant (ungesund), unkultiviert (also nicht gesellschaftsfähig) und Selbstzweck ist.«
Anastasia Baburova
Anastasia Baburova
 
Stanislav Markelov
Stanislav Markelov