Editorial
Blaulicht, Business, Blood&Honour
Antifa Infoblatt #71 Editorial Liebe Antifas, Freundinnen und Genossinnen, liebe LeserInnen! Die Fußball-WM wirft ihre Schatten voraus und beherrscht die Medien in so gut wie allen Ressorts. Auch an uns geht dieses Großevent nicht spurlos vorbei. So finden sich in dieser Ausgabe verschiedene Texte, in denen sich mit dem Thema Fußball auseinandergesetzt wird. Besonders hinweisen möchten wir jedoch auf eine Sonderausgabe der Zeitschrift »enough is enough«, die sich kritisch mit dem Thema Weltmeisterschaft auseinandersetzt. Sie erscheint Ende April. Neben dem Thema Fußball ist diese AIB-Ausgabe schwerpunktmäßig vom Thema Rechtsrock beherrscht. So bieten wir auf vier Seiten eine aktuelle Bestandsaufnahme zur rechten Musikszene in Deutschland und legen dabei einen besonderen Fokus auf das vergangene Jahr. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit den Nachfolgestrukturen der verbotenen Gruppierung »Blood & Honour«. Hier geben wir vor allem einen tiefen Einblick in die süddeutsche Rechtsrockszene und beleuchten deren subkulturellen Background und auch ihre Strukturen. Bei den Recherchen hierzu sind wir auf eine diffuse Mischung aus Neonazis, Rockern und Subkultur gestoßen, wodurch es schwer war, die verschiedenen Bestrebungen unter einem gemeinsamen Label zusammenzufassen. Ein kurzer Moment der Panik überkam uns, als wir von den bundesweiten Razzien gegen B&H-Nachfolgestrukturen erfuhren und der Artikel schon in seiner Endfassung vorlag. Doch als immer mehr Fakten über eine der bisher größten Polizeiaktionen gegen die Rechtsrockszene eintrudelten, wurde schnell klar, dass wir mit unseren Einschätzungen goldrichtig lagen und kaum Korrekturbedarf bestand.

Gespannt sind wir auf die Reaktionen auf eine zeitgleich mit dem Erscheinen dieser Ausgabe von uns veröffentlichte Pressemitteilung, mit der wir in die erneut in den Medien aufgeflammte Diskussion um einen extrem rechten Hintergrund der Marke Thor Steinar eingreifen wollen (Siehe S.5). Besonders freut uns neben dem Ergebnis dieser Recherchen der Umstand, dass wir sie zusammen mit den KollegInnen der schwedischen Antifazeitung »Expo« durchgeführt haben und somit einmal mehr die Notwendigkeit und den praktischen Sinn einer internationalen Vernetzung aufgezeigt haben. An dieser Stelle den KollegInnen dafür nochmal herzlichen Dank! In der nächsten Ausgabe werden wir euch über eventuelle Reaktionen und Konsequenzen aus dieser Geschichte natürlich auf dem Laufenden halten.

Mit Erscheinen dieser Ausgabe müssen wir leider die Preise für Auslandsabos erhöhen. Grund sind die enormen Portokosten. Alle Hefte, die ins Ausland verschickt werden, kosten ab jetzt 4,10 Euro. Wir hoffen, für Euch sind diese vier Euro Mehrkosten pro Jahr verschmerzbar.

Nachruf Klaus Harbart

Am 29. Dezember 2005 ist Klaus Harbart verstorben. Damit verlor die antifaschistische Bewegung einen zurückhaltenden, selbstlosen, sehr wichtigen, klugen, offenen und bedachten Mitstreiter. Einige von uns haben mit ihm in seiner Funktion als Geschäftsführer der VVN-BdA oder als Herausgeber der Zeitschrift »DER RECHTE RAND« über viele Jahre zusammengearbeitet. In Erinnerung bleiben uns seine inhaltliche Genauigkeit und sein Wille zum politischen Handeln. Klaus war immer für verschiedene linke Strömungen offen und nie an parteipolitsche Interessen gebunden. Diese strömungsübergreifende Arbeit von Klaus Harbart ist nicht hoch genug einzuschätzen. Er verstand es, die Unterschiede klar zu benennen, nicht um zu trennen, sondern um eine fruchtbare Zusammenarbeit trotz dieser Unterschiede möglich zu machen. Klaus hatte immer die politische Dimension seiner Arbeit zwischen Rechts-Konservatismus, Neofaschismus und Demokratieabbau im Blick, wobei er nicht nur gegen die extreme Rechte, sondern auch für eine andere Gesellschaft kämpfte. Er gab sein Wissen bereitwillig weiter, brachte neue Ideen ein und vermittelte zwischen Jung und Alt.

Viele aus der Redaktion des AIB kannten Klaus und haben mit ihm zusammengearbeitet. Sein Tod hat ein nicht zu schließendes Loch hinterlassen, politisch aber auch persönlich. Gerne jedoch gedenken wir seiner und nehmen ihn uns mit seinem Elan, seiner inhaltlichen Genauigkeit und seiner Freundlichkeit als Vorbild. Klaus
Klaus Harbart
(1.9.1955 bis 29.12.2005)