Editorial
Die Finanzen der extremen Rechten
Antifa Infoblatt #62 Editorial Liebe Antifas, Freundinnen und Genossinnen, liebe LeserInnen! Mit dieser Ausgabe haltet ihr seit langer Zeit mal wieder ein pünktlich erschienenes AIB in den Händen. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man sich den Entstehungsprozess dieser Ausgabe ansieht. Den meisten Raum nahm sicherlich die Diskussion und der Streit um die Stellungnahme zu den Ereignissen auf der Antifa- Demonstration in Hamburg am 31. Januar 2004 ein, wo es zu Beginn der Demonstration eine Schlägerei zwischen AnhängerInnen antideutscher Gruppen und den ersten Reihen gegeben hatte. Waren wir uns ziemlich schnell darüber einig, dass es eine (deutliche) Stellungnahme von uns geben sollte, so wurde die konkrete Form umso kontroverser diskutiert. Der auf Seite 4 vorliegende Text geht über eine bloße Stellungnahme deutlich hinaus und benennt die Probleme, die wir mit den Positionen so manch antideutscher Gruppen haben.
 
Mitten im Prozess der Endredaktion sahen wir uns dann auch noch gezwungen einen Beitrag zu bearbeiten, den wir an sich erst für die nächste Nummer geplant hatten. So wurde uns Mitte Februar Insider-Material über die Anti- Antifa Potsdam zugespielt, was uns in die Lage versetzte diese Struktur offen zu legen. Dazu waren aber noch einige zeitaufwendige Recherchen notwendig, die wir getrost auf die #63 verschieben wollten. Aber es kam völlig anders. Anfang Februar veröffentlichte die Potsdamer Anti-Antifa auf ihrer Homepage Namen und Bilder von Menschen, die nicht in das Weltbild der Nazis passen. Daraufhin sahen wir uns gezwungen mit unserem Wissen sofort an die Öffentlichkeit zu treten, um die Seite so schnell wie möglich aus dem Netz zu bekommen. Die nötigen Recherchen wurden also in Windeseile durchgeführt und die benötigten Informationen zusammengetragen und an die Presse übergeben. Die Internetseite ist mittlerweile nicht mehr zu erreichen. (Siehe dazu auch unsere Pressemitteilung vom 8. März)
 
Zu Herzen genommen haben wir uns die Kritik an der Ausgabe #61, dass die Rubrik »NS-Szene« zu Lasten der anderen Rubriken einen zu großen Raum eingenommen habe. Daher haben wir diesmal auf eine besonders ausgewogene Mischung der einzelnen Rubriken geachtet und hoffen wieder in der gesamten thematischen Bandbreite überzeugen zu können. Besonders hinweisen möchten wir deshalb an dieser Stelle auf den Gastbeitrag von Bernhard Schmidt auf Seite 52 zum Thema »Kopftuchdebatte in Frankreich«, für den wir uns hier noch einmal herzlich bedanken möchten.
 
Die dramatische Entwicklung der EU-Asylpolitik und der Situation von Flüchtlingen in Europa wird anhand des Beispiels Niederlande deutlich, über dessen verschärfte Abschiebepraxis wir auf Seite 50 berichten. Allerdings ist Holland ein Nachzügler auf dem Weg zur Festung Europa, die derzeit repressivste Linie fährt weiterhin Deutschland. Mit dem Widerstand gegen diese rassistische Politik beschäftigt sich ein Beitrag auf Seite 48 zur »Anti-Lager- Tour«, die aus dem Kreis der InitiatorInnen der vergangenen Grenzcamps hervorgegangen ist.
 
Während wir in der letzten Ausgabe nur die großen Motorrad-Clubs betrachtet haben, wollten wir uns diesmal den eher kleineren regional agierenden MCs widmen. Die Recherchen zu diesem Thema sind immer noch nicht abgeschlossen, auch aufgrund der erfreulichen Tatsache, dass wir zu diesem Thema noch weitergehendes Material von unserer LeserInnenschaft zugesandt bekommen haben. Fortsetzen werden wir unsere im letzten Heft begonnene Bestandsaufnahme des deutschen Rechtsextremismus, in der wir bereits verschiedene Konzepte der extremen Rechten näher beleuchtet haben. Diesmal sind wir der immer wieder gestellten Frage nach der Finanzierung der Szene exemplarisch nachgegangen und werfen ab Seite 16 mit der Analyse des uns vorliegenden Materials aus verschiedenen Bereichen dieses Spektrums ein paar hoffentlich interessante Schlaglichter auf dieses komplexe Thema.
 
Berichtigung
 
In der letzten Ausgabe hat sich ein Schreibfehler in die Bildunterschrift geschlichen: Bei der Person 2 auf dem Bild aus Braunschweig auf Seite 34 muss es richtig Mathias Kempner und nicht Kempen heißen.