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Protokoll des Nachbereitungstreffens

28.09.2002 - Vorbereitungsgruppe

Es waren immerhin um die 30 Menschen erschienen, von denen ein Grossteil auch an der Vorbereitung des Camps mitgewirkt hatte.

Aus den Reihen der vehementen KritikerInnen innerhalb des Camps war eine Person von "was dagegen" anwesend, die sich allerdings nicht als solche zu erkennen gab. Wie auf dem Hamburger Nachbereitungstreffen und per mail angekündigt, fehlte die Hamburger Gruppe "Neben der Spur", soweit wir das beurteilen können.

Die Nachbereitung verlief in etwa wie folgt:

1. Binnenkommunikation von Camp und Vorbereitung 2. Aussenwirkung des Camps inc. der Veranstaltungen und Aktionen 3. Die Camp-Finanzlage, Repressionslage usw. 4. Einige Ausblicke eher nach vorn (am Sonntag)

Unsere Aufzeichnungen sind nicht vollständig, manches ließ sich auch nicht mehr rekonstruieren.

1. Die Debatte um die "gescheiterte Binnenkommunikation" auf dem Camp nahm einen breiten Raum ein. Sie konnte weitgehend ohne Moderation ablaufen, da sich zumindest in den ersten Stunden alle RednerInnen große Mühe gaben, zu einer konstruktiven Gesprächsatmosphäre beizutragen. Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen die Diskussionsbeiträge so wiedergegeben, dass sie sich unmittelbar aufeinander beziehen. Dadurch sind Veränderungen in der Reihenfolge entstanden.

Ausgehend von bereits auf der Mailingsliste veröffentlichten Thesen wurden zwei Fragen in den Raum gestellt: Warum war bereits das Verhältnis in der Campvorbereitung so kompliziert? Und wieso gestaltete sich die Wahrnehmung der Campstruktur als so hermetisch, obwohl sie kaum existent war?

In bezug auf die komplizierte Lage in der Campvorbereitung wurde noch einmal die These geäußert, dass die Aufteilung in feste Gruppen zum einen und Einzelpersonen zum anderen das gegenseitige Misstrauen im Arbeitsprozess zumindest befördert habe, da die Arbeitsweisen und Organisationsprinzipien unterschiedlich seien.

Mit dem Anspruch, den Begriff der "gescheiterten Binnenkommunikation" in praktikable Maßstäbe zu übersetzen, wurde diese Annahme eher zurückgewiesen. Die unterschiedlichen Positionen in der Vorbereitung seien durch die "Macht des Organisationskonsenses" abgebügelt worden, auch das "Camp im Camp" (das Cafezelt mit dem eigenen nie öffentlich diskutierten Veranstaltungsprogramm) sei solch ein Ausdruck eines "faulen Friedens".

Eine, bereits mehrfach wiederholte These: die Vorbereitung krankte von Anfang an an dem für viele nicht aufgearbeiteten Konflikt um die Trennung von Jena. Sowohl dieser Konflikt als auch die Konflikte innerhalb der Vorbereitung hätten auf den Anfangsplenum transparent gemacht werden müssen, da dadurch viel Misstrauen entstanden war. Daran schließt sich die Frage nach der Bedeutung dieser Konflikte an: Inwieweit haben sie zur Nicht-Erfüllung des Camp-Projektes beigetragen? Hätte die Gesamtproblematik um Konflikte und Nichtaufarbeitung dazu führen müssen, das Camp platzen zu lassen?

Eine weitere Position sah viele interne Kommunikationsprobleme durch das "Fehlen eines unmittelbaren äußeren Feindes" oder eines campinternen Skandals verstärkt. Da es keinen Zwang zu einem zentralen Punkt gegeben habe, hätten eher Ratlosigkeit und die Tendenz zum "Markt der Möglichkeiten" überwogen. Die Diskussion um das Filmen auf dem Camp sei dann zum Ersatz einer Positionierung geworden. Der versuchte Fokus der Ordnungspolitiken habe nicht gezogen. Daraus folge für die Zukunft, ein Camp thematisch zuzuspitzen.

Dem wurde mit dem Hinweis widersprochen, dass der Fokus "Flughafen" auf dem Frankfurter Camp ja von einigen für zu eng befunden wurde.

Der mangelnde Fokus von LIS sei, so die Ansicht mehrerer Beiträge, nach dem Zurückweisen des Vorschlages "Schill" auf einem Vorbereitungstreffen, entstanden. Ob diese Entscheidung richtig oder falsch gewesen sei, blieb ungeklärt. Danach sei das Camp "von den Interessen der Vorbereitungsgruppen" bestimmt gewesen. Auch der Versuch, autoritäre Formierung oder Innere Sicherheit zum Fokus zu machen, sei an einer großen Theorie-Praxis-Lücke gescheitert. Außerdem hätten wir unsere Fähigkeiten überschätzt, Themen wie Rechtspopulismus, Rassismus und Innere Sicherheit miteinander zu verknüpfen oder so etwas wie autoritäre Formierung überhaupt als Zusammenhang darzustellen.

Obwohl es keine wirkliche Campstruktur und erst recht kein "zentrales Entscheidungsgremium im Hintergrund" (und wirklich nur zur Vorbereitung des Abschlussplenums eine Hintergrundrunde) gab, sind die Campvorbereitung und "das Camp" als sehr hermetisch, teilweise hierarchisch erschienen und der Vorbereitungskreis "elitär" rübergekommen. Mal abgesehen davon, dass diese Vorwürfe vorwiegend aus einer stellvertretenden Position geäußert wurden, stellt sich zurecht und dringlich die Frage nach den Gründen dafür.

Es habe Elemente der Anonymisierung gegeben, lautete eine These. Eine weitere Äußerung sah das Problem im wesentlichen in der Trennung von Vorbereitung und Camps selbst bzw. darin, dass es überhaupt nicht deutlich und transparent gemacht worden sei, welche Diskussionen und Kontroversen aus der Vorbereitung übernommen wurden. Dadurch hätten sich nur sehr wenige Menschen ad hoc in die Strukturen (und Aktionen) eingebracht. In den Debatten etc habe es von Seiten " der Vorbereitung keinen Sichtweisenwechsel" hin zu den Menschen gegeben, die neu zum Camp gekommen seien. Es habe dadurch "ein klar abgegrenztes Gefüge: mit Vorkenntnissen gegen ohne Vorkenntnisse" gegeben. Zudem seien die Diskussion zu theorielastig gewesen, hätten zu wenig Anknüpfungspunkte für Aktionen geboten.

Die Grundannahme von Plena sei gewesen, dass dort ein "Reden unter Gleichen" stattfinde, dies sei - eigentlich wars auch klar gewesen - eine Fiktion. Deshalb stelle sich die Frage, wie sich diese Ungleichheiten auflösen ließen?

Dem schlossen sich vereinzelt in der Diskussion Vorschläge zu mehr Transparenz u.a. durch mehr und besser platzierte Infos an, auch die Frage einer offensiveren Einbeziehung der Campenden in die Struktur und die Debatten wurde aufgeworfen, als positives Beispiel des Frankfurter Camps wurde dafür pink&silver erwähnt.

Auf dem LIS-Camp selber, so die Kritik, habe es zuwenig Raum für den Austausch über das Camp selbst und für Vorbereitungen von workshops oder Aktionen gegeben.

Wer organisiert die vielen "Unorganisierten"? In der autonomen Theorie sie sich selbst, aber ist das noch richtig, darauf zu setzen? Der Anspruch eines Camps ist immerhin, sich selbst zu organisieren. Dabei stellt sich die Frage, ob das überhaupt noch geht, wenn zunehmend "Unorganisierte" an den Camps teilnehmen. Kommen zu den Camps überhaupt noch genügend Leute mit einem eigenen Aktionsschwerpunkt, der weiter entwickelt werden soll? Dieses Problem hat sich womöglich bereits in der Vorbereitung gezeigt: das Camp ist der Versuch gewesen, mit sehr disparaten Einzelpersonen und Gruppen ein Projekt zu entwickeln. Letztlich habe sich aber kein gemeinsamer Leitfaden herausgebildet, sondern viele persönliche Interessen wurden umgesetzt. Offen blieb auch die Frage, was Leute eigentlich zu den Camps treibt. Verkommen sie zu Events oder kommen die Leute tatsächlich mit den Ziel politisch Einfluss zu nehmen?

Am Beispiel der Aktion "Stadtspaziergang" kam dieser Punkt der Einbeziehung und Selbstorganisierung exemplarisch für Aktionen zur Sprache. Die Stadtbesichtigung auf den Spuren der Kolonialisierung und des Rassismus wurde von einigen einzelnen Personen vorbereitet. Damit habe die Arbeit auf zu wenigen Schultern gelastet. Im Vorfeld und auf dem Camp selbst seien keine Gruppen mobilisierbar gewesen, um den von allen als brillant eingestuften Rahmen auszufüllen.

Dazu wurde angemerkt, dass die Stadtbesichtigung zwar für alle offen gewesen sei, aber der Charakter des Spaziergangs sei nie diskutiert oder vermittelt worden und nicht erkennbar gewesen - also konkret: was solle mensch mitnehmen? Eine Spraydose und die Hassi, oder doch lieber zwei Päckchen Campzeitungen?

Das Fehlen von "interventionsfähigen Gruppen" auf dem Spaziergang sei ein Ausdruck der Desintegration des Camps in interessierte Einzelne.

Dem wurde entgegnet, dass diese Gruppen zumeist in ihrem Mikrokosmos (Zeitung, Cafe, Infozelt) ausgelastet seien. Es habe einen ExpertInnenkosmos gegeben, in dem viele sehr "spezialisiert vor sich her gewurschtelt" hätten.

Die Plena: Auftaktplenum, Plena, Abschluss, Delegiertentreffen

An den Plena hat es vielfältige Kritik gegeben, leider zumeist danach und nicht immer auf dem Camp. Die Kritiken von "Was dagegen" wurden als bizarr und teilweise sachlich widerlegt bezeichnet, dennoch stehen sie als veröffentlichte Realität im Raum. Der anwesende Mensch von "was dagegen" war in seiner auf dem Nachbereitungstreffen geäußerten Kritik auch erheblich moderater und differenzierter als in der pauschalen mail von "was dagegen".

Für das Auftaktplenum hat es von Seiten der Vorbereitung keine Vorgaben gegeben. Es sollten lediglich ein stundenlanges Vorstellen der organisatorischen Strukturen vermieden und die Anwesenden "zum sprechen" gebracht werden. Dadurch blieben für viele Beteiligte die Strukturen relativ unklar und eine Position des Konsumierens wurde gefördert. Pointiert ausgedrückt, habe das Auftaktplenum keine Vorgaben gemacht, keine Transparenz gefördert und keine Orientierung einer Schwerpunktaktion gegeben. Auch die Selbstverständlichkeit von Selbstorganisierung sei weder auf diesem noch auf den anderen Plena oder Delegiertentreffen ausreichend erwähnt worden.

In der Kritik an den Plena gäbe es den Widerspruch, dass einerseits ein "Machtzentrum" geortet würde und andererseits die Außenerwartungen an Vorbereitung sehr hoch und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung sehr gering waren. Die Struktur (Zeitmangel, mangelnde Transparenz) der Plena, so wurde entgegengehalten, habe allerdings die Übernahme von Verantwortung darin ziemlich behindert.

An der Diskussion über das ob und wie von Filmaufnahmen für eine kritische Dokumentation von LIS habe sich bereits am ersten Abend eine Menge Ärger entzündet. Es seien, so habe mensch von anderen vernommen, "Eindrücke von Dominanz entstanden". Dem wurde dahingehend zugestimmt, dass es eine Abstimmung mit den Füssen - und zwar immer in den Rücken der Kamera - durch die Campmehrheit gegeben habe. Eine Film-Dokumentation, auch eine kritische, wurde zwar nicht generell abgelehnt, die Begründung dafür sei aber "legendär schlecht" gewesen und die Art und Weise des Umgangs auf jeden Fall "kontraproduktiv für das Vertrauen".

Demgegenüber wurde angemerkt, dass es eigentlich auch positiv sei, dass sich eine Diskussion entzündet habe, das Thema sei mehr ein Aufhänger und stellvertretend für andere, schwierigere Themen gewesen. Auch habe mensch sich - zumindest theoretisch - in einer längeren Prozedur über mehrere Plena und Arbeitsgruppen auf einen Kompromiss über den Umgang mit dem Filmen geeinigt. Es könne nicht angehen, dass eine solcherart über einen längeren Zeitraum gefundene Entscheidung bei jedem Treffen mit jeder neuen zufälligen Zusammensetzung neu zur Disposition stehe. Die Abstimmung mit den Füssen statt die Debatte darum verweise allerdings auf eine Verweigerung der "Identifikation mit dem Camp", also dem Einnehmen einer Außenperspektive darauf, obwohl mensch Teil des Camps sei. Obwohl es im Großen und Ganzen positiv sei, dass so engagiert über das Filmen gestritten wurde, habe sich der Konflikt vor dem Hintergrund der Zeitressourcen negativ auf die Vor- und Nachbereitung der Aktionen ausgewirkt.

Erste vorläufige Einschätzungen des Camps, von Aktionen und Veranstaltungen

Das Camp sei zu langweilig gewesen, es habe zu wenig gute und zuspitzende Aktionen gegeben, "da hätte man noch knackigere Sachen machen können". Dem wurde entgegengehalten, dass dieser Vorwurf doch eher als Selbstkritik zu verstehen sei.

Entlang der Fragestellung, wie eine Prozedur aussehen könnte, dass Aktionen vom gesamten Camp getragen werden können, wurden einige Punkte herausgearbeitet

Aktionen sollten auf dem Camp vorgestellt, diskutiert oder entwickelt werden. Dazu braucht es Zeit und Raum. Eventuell "ist weniger mehr", weil dadurch leichter Schwerpunkte gesetzt werden können. Viele Probleme ergäben sich allerdings auch aus der Vorbereitung. (Schwerpunkte, Grabenkämpfe, Campstruktur, Vertrauen) Um die gewünschten "Camp-Dynamiken zu befördern, braucht es viele Menschen und ein produktives Klima.

Gemessen am Aufruf und dem nicht geringen Anspruch sei das Camp gescheitert. Es ist uns nicht gelungen, eine öffentlich sichtbare Politik gegen Rechtspopulismus und / oder autoritäre Formierung zu formulieren und in Aktionen zu überführen. Die Vorstellung von Dynamiken, die aus dem Camp heraus zu einem bescheidenen Angriff auf die herrschenden Verhältnisse führten, sei nicht aufgegangen.

Pause (spätestens ab hier mit Redeliste)

Nach einer Pause wurde angeregt, doch die Konfliktlinien, vor allem aus der Vorbereitung, noch einmal deutlicher zu benennen. Immerhin gäbe es "in Hamburg" ein großes Misstrauen gegenüber "der bundesweiten Vorbereitung", wer auch immer das ist.

Als These zum Verständnis dieses (oder vielleicht besser: dieser) Misstrauen wurde angeführt, dass die Idee von LIS nicht in Hamburg entstanden sei. Es habe in der Stadt von Anfang an Vorbehalte gegen LIS gegeben, vor allem in bezug auf das (Konkurrenz- oder nicht) Verhältnis zum Grenzcamp in Jena. Vielleicht sei die Ablehnung von LIS im Vorfeld auch im wesentlichen auf verletzte Eitelkeiten zurück zu führen.

Strittig wurde die Frage bewertet, welches Treffen wann in Hamburg im letzten Jahr welche Bedeutung in bezug auf Ablehnung oder Zustimmung eines Camps in Hamburg gehabt habe.

Zumindest bei einer Person war der Eindruck entstanden, es würden lieber Grabenkämpfe geführt statt eine Mitgestaltung bei strittigen Themen gesucht.

In der Vorbereitung (und später auf dem Camp) sei keine Dynamik entstanden, es hätten sich vor allem in bezug auf die Aktionsvorbereitungen keine neuen Konstellationen ergeben. Dies wäre ein Punkt gewesen, das Campprojekt noch in der Vorbereitung zu beenden.

Auch die Trennung in zwei Vorbereitungstreffen (ein bundesweites, ein Hamburger), auf denen jeweils eine große Schnittmenge an Menschen saßen, sei "merkwürdig".

Es sei das Verhältnis der Treffen zueinander nicht wirklich klar gewesen vor allem die Frage: wer ist das Hamburger Treffen?

Das Misstrauen war auch in der bundesweiten Vorbereitung deutlich. Dort seien bestimmte Punkte von einigen Personen abgelehnt worden, ohne dass es andere als formale Resonanz auf inhaltliche Kompromissvorschläge gegeben habe (Beispiel Sexualitätsdebatte).

Am Beispiel der Demo "bombardiert Harburg" wurde ganz verschiedene Kritik festgemacht:

Die Ablehnung einer Demo dieses Mottos durch das bundesweite Treffen habe das Ergebnis (ca. 25 Personen machten eine kleine Aktion in Harburg zu Krieg und Terrordiskurs) maßgeblich beeinflusst. Es sei vor allem eine Verhinderungspolitik gewesen. Diese habe sich an einer bestimmten Person festgemacht, aber keine anderen eigenen Ideen präsentiert.

Demgegenüber wurde bemerkt, dass das Festhalten an einer vom Treffen abgelehnten Idee und das Einbringen dieser Idee auf einem Campplenum zwar demokratisch korrekt sei und niemandem verwehrt werden könne, aber nicht wirklich für eine offene Diskussionsbereitschaft spräche.

Die Frage, warum das Camp in der Mobilisierung und Zusammensetzung nicht über das "Szenegetüddel" nicht hinausgekommen sei, wurde in einen Bezug auf die Camp-Idee allgemein gesetzt. Die Mobilisierung habe der Annahme widersprochen, dass ein Grosstadt - hype automatisch einträte. Vielleicht sei die Camp-Idee an ihre Grenzen gestossen.

Es hätten deutlich mehr Gruppen einbezogen werden müssen, damits klappt, wurde angemerkt.

Als Widerspruch wurde formuliert, dass sich sehr wohl einige Gruppen in Hamburg auch erst während des Camps dort eingebracht hätten. Außerdem würde ein Vergleich mit dem Grenzcamp Frankfurt die völlig anderen Ausgangsbedingungen (zentrales Camp, thematisch arbeitende Gruppen vor Ort, direkter Gegner wie die FAG) und das Leerlauf-Konzept der Polizei (sie hebelte unsere Vorstellung einer Konfrontation mit Schill aus) außer Acht lassen.

Dennoch bleibt übrig: Wir haben es nicht auf die Reihe bekommen, Schill und den Rechtspopulismus mit dem Camp anzugehen.

Ohne eine große Debatte um Rechtspopulismus war das Camp völlig überfordert.

Veranstaltungen auf dem Camp

Prinzipiell sei das Camp ein guter Rahmen, um Diskussionen zu führen. Am Beispiel der Diskussion um "57 Jahre nach dem Holocaust" würde allerdings auch eine gewisse Sprachlosigkeit der Szene deutlich. Da veröffentliche eine Hamburger Gruppe ein Diskussionspapier "Naher Osten - Ferner Westen", käme fast vollständig zur Veranstaltung und halte den Mund. Wie solle diese Sprachlosigkeit überwunden werden? Geht es überhaupt noch um reale Einmischung?

Was für Konsequenzen hat die persönliche Verwicklung hierzulande 57 Jahre nach dem Holocaust für die eigene Politik? Welchen Stellenwert hat die Auseinandersetzung mit Antisemitismus darin? Die Fragen der Veranstaltung auf dem Camp seien gut gewesen, nur das Ausweichen auf reflexhafte Muster und das Stürzen auf schlechte Beiträge zeige das Scheitern der Diskussion. Dem wurde entgegengehalten, dass es im Vergleich zu einer Veranstaltung in der Flora einige Zeit zuvor ein Fortschritt dahingehend gewesen sein, überhaupt aufzuzeigen, dass eine Diskussion darum möglich sei. Immerhin habe es weder Imperative noch Rauswürfe gegeben - auch nicht geben müssen. Die Ratlosigkeit sei angesichts der üblichen Anordnungen dieser Diskussion doch nicht verwunderlich.

Camp-Dokumentation

Es wird keine Bezuschussung eines Camp-Films geben. Ob es einen solchen Film je geben wird, ist unklar.

Für einen Reader werden max. 500 Euro zur Verfügung gestellt. In der Redaktion sind bisher 3 Personen aus Berlin und Frankfurt.

Kohle

Die Überschüsse des Camps gehen

a. zurück in die allgemeine Campvorbereitung für das Jahr 2003 (die 2.500 Euro vom letzten Jahr + weiteres) b. werden für eventuelle Repressionskosten zurückgestellt c. sonstige noch anfallende Repressionskosten müssen ggf. wieder beim campübergreifenden Treffen beantragt werden

Die Entscheidung ist, soweit ich das beurteilen kann, im Konsens erfolgt. Nur wegen der Gerüchteküche sei es noch mal erwähnt.

Für Sonntag gibt es nur Splitter einer Mitschrift zum Thema Außenwirkung des Camps

Aufgeworfen wurde die Grundfrage, ob mensch mit einem Camp das Ziel der reinen Selbstorganisierung verbindet oder ob auch Formen der "Bündnispolitik" geprobt werden wollen. Zweitere wäre vonnöten, wenn ein Camp mehr Bedeutung in einer bestimmten Stadt gewinnen möchte.

Um eine Außenwirkung zu erzielen, fehlte in Hamburg allerdings der Aufhänger.

Ein Kritik zu diesem Thema: der Vorbereitungskreis hat sich während des Camps selber blockiert, indem er sich zu starr an den eigenen Rahmen gehalten hat. Als sich gezeigt hat, welche Möglichkeiten in Hamburg bestehen, aber nicht umgesetzt werden, hätte mensch vielleicht Aktionen und Ideen überdenken müssen, statt sie letztlich wie geplant umzusetzen. Da wurde weder das Plenum genutzt noch Freiräume geschaffen.

Mit der Frage, ob die Camps überhaupt in der Lage sind, "die Linke" zu organisieren, schloss sich eine Perspektivendiskussion an, die hier leider nicht mehr - aufgrund mangelnder Mitschriften - dargestellt werden kann.

Nun denn, das wars erst mal. Wir sind gespannt, wie es weitergeht.