GRENZCAMP 2001   FRANKFURT/M AIRPORT

 
4. antirassistisches Grenzcamp vom 27. Juli bis 5. August 2001 beim Flughafen Frankfurt/Main
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SO WENIGE FLÜCHTLINGE AUF DEM GRENZCAMP IN FFM

Die erste Woche eines jeden Monats oder Weshalb so wenige Flüchtlinge aus Brandenburg zum Grenzcamp gefahren sind
von Flüchlingsinitiative Brandenburg - - 06.08.2001 16:42



Die erste Woche eines jeden Monats
oder
Weshalb so wenige Flüchtlinge aus Brandenburg zum Grenzcamp gefahren sind

Von logistischen Unwegbarkeiten

Im Land Brandenburg gibt es ca. 50 Heime, die alle zu verschiedenen Landkreisen und Städten gehören. Die Flüchtlinge, die in der Flüchtlingsinitiative Brandenburg organisiert sind, leben verstreut in verschiedenen Heimen in unterschiedlichsten Landkreisen und Städten, oder aber in einem Landkreis, in auseinanderliegenden Heimen. Im Landkreis Havelland befinden sich z.B. vier Heime.

Allein ein Treffen aller organisierten und interessierten Flüchtlinge in Potsdam oder Berlin zu organisieren bedeutet einen gigantischen logistischen Aufwand von Handytelefonaten - Kontaktbesuchen-Informationsweitergabe und Koordination!!!!

Gemeinsame Treffen aller Mitglieder der Flüchtlingsinitiative Brandenburg sind von zentraler Wichtigkeit, um Informationen auszutauschen, Aktionen zu planen und Teilnahme an Aktivitäten zu diskutieren. Häufig ist ein, wie gesagt logistisch schwierig zu organisierendes Treffen, nicht genug, sondern es sind mehrere offizielle, wie informelle Treffen nötig, um repräsentative Beschlüsse zu fassen.

Natürlich stellt jede Bewegung über die jeweiligen Landkreisgrenzen hinaus einen Verstoss gegen die Residenzpflicht dar und birgt somit ein gewisses Risiko!!!

Sozialhilfe - ein Klotz am Bein

Nicht nur die Residenzpflicht schränkt Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen ein, sondern auch die "Anwesenheitspflicht" am Auszahlungstag der Sozialhilfe. Von Landkreis zu Landkreis variiert das Datum, an dem alle Flüchtlinge ihre finanziellen Mittel erhalten, im Landkreis Havelland ist der entscheidende Tag der jeweils letzte Mittwoch im Monat

An diesem Tag wird den Flüchtlingen ein Scheck über 80,- und eine Chipkarte für den Lebensmitteleinkauf ausgehändigt. Für jeden Tag, den der Scheck "zu spät" abgeholt wird, werden zwischen 10% und 20% der Summe auf Scheck und Chipkarte abgezogen.
Zudem muss der Scheck innerhalb einer Frist von sieben Tagen bei einer zuständigen Bank, in Brandenburg meist der Sparkasse, eingelöst werden, sonst reduziert sich die ausgezahlte Summe widerum automatisch.
Hieraus ergeben sich also zwei potentielle Problemszenarios: entweder du warst am Sozialhilfetag nicht auf dem Amt, oder du löst deinen Scheck zu spät ein - in jedem Fall verlierst du Geld und die Sachbearbeiter auf dem Amt haben die Macht!
Drittens lenkt Abwesenheit am Auszahlungstag unangenehme Aufmerksamkeit auf die nichtanwesenden Flüchtlinge. In der Logik der SachbearbeiterInnen musst du Gründe dafür haben, dein Geld nicht an dem Tag zu holen, den sie dafür festgelegt haben, z.B. einen illegalen Job!!! Ausserdem regt sich schnell der Verdacht auf einen potentiellen Verstoss gegen die Residenzpflicht (selbst wenn ein "Urlaubsschein" legal beantragt wird, wird er in den seltensten Fällen für den Auszahlungstag der Sozialhilfe oder den Tag davor genehmigt!). Nicht selten werden Flüchtlinge, die abwesend waren auf unbestimmte Zeit schärfer kontrolliert.

Was hat das Ganze mit dem Grenzcamp zu tun????

Das Grenzcamp findet in den letzten Juli- und den ersten Augusttagen statt - für Flüchtlinge ein denkbar ungünstiger Termin nach den oben geschilderten Problemen. 150 Flüchtlinge aus dem Land Brandenburg wollten eigentlich zum Grenzcamp kommen; dass jetzt zumindest einige Wenige teilnehmen ist ein Erfolg!!!

Weder gibt es die Transportlogistik, noch die Finanzen, damit Flüchtlinge zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten an- und abreisen können und nur für kurze Zeit auf dem Camp bleiben.
Informelle Mitfahrgelegenheiten mit FreundInnen gibt es nicht so viele und halbwegs bezahlbare Reisemöglichkeiten mit der Bahn nur am Wochenende!

Aufgrund von schlechter Planung findet hier eine (ungewollte?) Ausgrenzung von Flüchtlingen statt

.Was tun, um das in Zukunft zu verhindern?????

Mehr Kommunikation zwischen der Flüchtlingsinitiative Brandenburg, deren Mitglieder alle im Asylverfahren sind , was ihre Lebenssituation in vieler Hinsicht spezifisch prägt, und den antirassistischen (deutschen) Gruppen!!!
Die Organisation der Teilnahme der Flüchtlingsinitiative Brandenburg an Aktionen braucht ZEIT!
Rechtzeitige Einbeziehung in die Konzeption von Projekten (wie dem Grenzcamp) ermöglicht Einfluss auf Terminplanung etc.. Die Probleme von Flüchtlingen bei der Teilnahme am Grenzcamp gewähren sowohl tiefen Einblick in die alltäglichen Flüchtlingsrealitäten, als das sie auch Unverständnis von Seiten der OrganisatorInnen zeigen, die eigentlich Flüchtlinge unterstützen.
Fazit: mehr Kommunikation und zwar früh, damit Flüchtlinge mittendrin und beteiligt sind, anstatt einfach nur dabei zu sein!

Gedanken zur Kommunikation

Der Flüchtlingsinitiative Brandenburg ist es ein wichtiges Anliegen, dass ihre offiziellen Strukturen respektiert werden.
Kommunikation über informelle Kontakte ist gut und wichtig, darf aber nicht ausschliesslich sein. Deshalb bitte Anfragen, Einladungen, Protokolle etc. immer auch an die offizielle Postadresse in Potsdam und/oder die e-mail-Adresse der Initiative schicken.
Das hilft auch der Flüchtlingsinitiative Brandenburg, die ständig neue Mitglieder dazugewinnt, sich zu strukturieren und von einer informellen kleinen Organisation zu einer transparenten grossen Initiative zu werden!!


eMail: fluechtlingsbrandenburgini@yahoo.fr