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Gert Baer Kurz machen

Für selbstbestimmte Kultur und Politik

2013-11-01

Investor Gert Baer droht mit Strafanzeigen und Polizeieinsätzen gegen Künstler_innen, die die Rote Flora nutzen. Die Rote Flora lädt alle ein, sich solidarisch zu zeigen.

Briefkastenfirmen haben Namen und Adressen

Die Angriffe des Investors Gert Baer gegen die Rote Flora gehen weiter. Inzwischen ist bekannt geworden, dass die Rote Flora entgegen der Beteuerungen von Baer doch vermietet worden ist und zwar an die Finanzkonstruktion einer Briefkastenfirma mit Namen Yupin in Panama.

Nun wollen die Investoren offenbar Geld aus dem Projekt schlagen, indem sie Künstler_innen, welche das Projekt unterstützen Geldforderungen stellen und andernfalls mit einem Polizeieinsatz wegen Hausfriedensbruch drohen.

Protestkultur vs Investorenarchitekturen

Am Sonntag findet in der Roten Flora ein Solidaritätskonzert für das Projekt mit Fettes Brot statt. Mit dem Konzert will die Band nach eigener Aussage "ein Zeichen setzen". "Wir unterstützen die Flora als Kulturstätte. So ein neues Entertainment-Zentrum am Schulterblatt braucht kein Mensch" war in der Hamburger Morgenpost zu lesen. Für Investor Gert Baer war dies Anlass, in einem Schreiben an die Gruppe 5000.- Euro für die Nutzung der Roten Flora zu fordern.

Sollten diese bis Sonntag um 15 Uhr nicht zuzüglich Mehrwertsteuer eingehen, wird ein Polizeieinsatz angedroht, um die Veranstaltung zu beenden. Baer wertet einen Auftritt als Hausfriedensbruch und will Anzeige bei der zuständigen Hamburger Staatsanwaltschaft erstatten und den Hamburger Innensenator und Polizeipräsidenten auffordern, die Veranstaltung in der Roten Flora zu unterbinden.

Baer hat jenseits aller Realität angekündigt, nicht nur aus dieser einzelnen Veranstaltung Gewinn schlagen zu wollen, sondern aus allem, was in Zukunft im Projekt stattfindet. Wir stellen hierzu fest, dass Baer bis heute offenbar nicht begriffen hat, was ein unkommerzielles Zentrum ist. Die Rote Flora ist kein Raum "wirtschaftlicher Nutznießungen", sondern selbstorganisierter Kultur und Politik. Hieraus entstehen weder heute noch in Zukunft privatwirtschaftliche Gewinne für Investoren und Briefkastenfirmen. In der Roten Flora gibt es weder bezahlte Stellen, noch verdient hier irgendjemand etwas. Was stattfindet dient der Förderung kultureller Projekte oder sozialen und politischen Bewegungen.

Angriff auf die Kulturszene insgesamt

In einer weiteren Pressemitteilung hat Baer mittlerweile angekündigt eine entsprechende Klage einzureichen. Dies entbehrt zwar jeder rechtlichen Grundlage, zeigt allerdings ein weiteres Mal die sechsgeschossige Absurdität des Investors. Wir nehmen solche Angriffe ernst, da sie deutlich machen, dass Gert Baer entschlossen ist, das Projekt Rote Flora zu zerschlagen. Gegen alle Versuche, aus der Roten Flora und dem Grundstück im Schanzenviertel Gewinne zu schlagen, werden wir weiterhin vielfältigen Widerstand leisten. Schon einmal ist hier ein Investor - nämlich Fritz Kurz - mit seinen Plänen gescheitert. Die Rote Flora ist aus militanten Protesten gegen das Phantom der Oper hervorgegangen. Es gibt im Schanzenviertel und der Roten Flora genügend Widerstandserfahrung, um auch mit einem von Aktienimperien und amerikanischen Großindustriellen träumenden Gert Baer fertig zu werden.

Dass sich der Investor offenbar für nichts zu schade ist, zeigt sich daran, dass der jetzige Angriff sich nicht nur gegen die Rote Flora, sondern gegen die gesamte kritische und solidarische Kultur- und Musikszene richtet.

Nach den Plänen von Baer soll an der Roten Flora unter anderem eine Konzerthalle entstehen. Wie sich Gert Baer einen solchen Konzertbetrieb vorstellt, erklärt sich hieraus von selbst. Statt sperriger und selbstbestimmter, politischer Kultur sollen mundtote Künstler_innen als kapitalistische Geldbeschaffungsmaschinen für kommerzielle Investoreninteressen dienen.

In der Roten Flora entscheiden heute und auch in Zukunft nicht Investoren, sondern die Nutzer_innen selbst, was stattfindet und was nicht. Und wir laden alle Künstler_innen und Musiker_innen ein, diese selbstbestimmte Praxis mit eigenen solidarischen Beiträgen zu beleben und unterstützen. In der Roten Flora, aber auch an anderen Orten in Hamburg und anderen Städten, die sich als Räume für unkontrollierte und Kultur und Politik verstehen.

Rote Flora bleibt unverträglich

Für den 21.12. mobilisieren wir zu einer bundesweiten und internationalen Solidaritätsdemonstration die um 14 Uhr an der Roten Flora startet und sich neben dem Erhalt der Roten Flora, für das Bleiberecht der Lampedusa Flüchtlinge und den Erhalt der Esso-Häuser auf St. Pauli einsetzt. Wir rufen in diesem Zusammenhang auch zur Teilnahme an der Demonstration von Lampedusa in Hamburg am Samstag auf und fordern den dauerhaften Stopp rassistischer Kontrollen und ein unbeschränktes Bleiberecht für Flüchtlinge.

Für Sonntag laden wir alle ein, zur Roten Flora zu kommen und das Konzert zu verfolgen. Für alle die nicht mehr ins Haus passen, wird es eine Übertragung auf die Straße geben. Der Kampf um die Rote Flora beschränkt sich nicht auf die Mauern und Steine des Gebäudes, sondern wird in den nächsten Monaten überall in Hamburg seinen Ausdruck finden. Auch und insbesondere auf der Straße.

Rote Flora
1.11.2013