Laßt uns von denen die das erlebte Drama dem Volk als Schicksal darstellen Rechenschaft verlangen!

Unser Volk!
Am 17. August erlebte unser Land einer der größten Naturkatastrophen. Nach offiziellen Angaben wurden bei dem Erdbeben fast 60 tausend mehrstöckige Gebäude dem Erdboden gleichgemacht, zehn tausende Menschen blieben unter Trümmern. In dem Licht des Tages sah man das Bild eines Volkes, das sich mit Toten und Verletzten in Ausweglosigkeit befindet und mit dem Schicksal hadert in einer Erdbebenregion, die ein Trümmerfeld war. Die Zeitungen waren da, das Fernsehen war da, die ganze Welt konnte das Drama sehen, aber der Staat war nicht dort!

Die Schmerzensschreie der Menschen, doch übermenschlichen Anstrengungen, die unter den Trümmern gebliebenen Menschen zu retten reichten nicht. In der industrialisiertesten Region der Türkei, wo alles vorbereitet sein sollte, wo man alle Schwierigkeiten hätte überwinden können, war von den Möglichkeiten „des großen und starken Staats" keine Spur. Das Gesehene wird für Jahre nicht aus dem Gedächtnis zu löschen sein und in dieser bitterer Aussicht wandelte sich die Schmerzen der Menschen in Wut und Reaktionen. Der fassungslose und zur Organisation unfähige Innenminister des Staates Sadettin Tantan rief angesichts dieser von „Gott gekommenen" Katastrophe das Volk dazu auf, die Situation geduldig zu ertragen und das Schicksal anzunehmen.

Gleichzeitig mit den Hilfsmannschaften aus den entlegensten Ecken der Welt sofort wurde in der Erdbebenregion der Staat sichtbar.... Ministerpräsident Bülent Ecevit erklärte, in dem er erzählte es hätte Schwierigkeiten mit der Verfolgung der Lage im Erdbebengebiet und mit der Übermittlung der Anweisungen nach Ankara gegeben, die Tatsache, daß die Erdbebenregion ganze zwei Tage lang keine offizielle Hilfe erreichte, mit den Schäden der Naturkatastrophe. Die beauftragten Münder der Regierung fingen, die die Tatsachen der Lage, die im Volk Wut und Reaktionen hervoriefen, aufzuzählen. Die Wege waren blockiert, die Hilfsmannschaften sind auch bei dem Erdbeben getötet, das war eine sehr große Katastrophe, in keinem Land der Erde hätte man in den ersten zwei-drei Tagen etwas machen können usw. usw. Jedoch wir alle wissen, daß in solchen Situationen von der Bedeutung der ersten drei Tage für das Leben. Und dafür das sofort nach diesem schrecklichen Erdbeben, in diesen für das Leben bedeutsamsten Tagen das Volk ganz alleine, ausgeliefert gelassen wurde, gibt es keine Entschuldigung. Weil es gibt für TRT (staatliches Fernsehen; d.Ü.) in der Hand des Staates unvergleichlich mehr Möglichkeiten gibt, als für die privaten Fernsehsender. So wie die Presse, das Fernsehen die Erdbebenregion erreichte, erreichte die Regierung sie nicht, die Regierung kann ihre Unfähigkeit der Organisation nicht damit daß diese Katastrophe von Allah käme, die Hilfsmannschaften, die intervenieren sollten auch bei dem Erdbeben umgekommen wären und mit weiteren ähnlichen Entschuldigungen erklären. Diese Erklärungen aber zeigen die Beschaffenheit und Eigenschaften des Staates.

In unserem Land ist der Staat nicht dazu da dem Volk zu dienen, der ist gegen das Volk organisiert. Weil der Staat und seine gesamten Einrichtungen nicht dazu da sind das Volk zu schützen, sondern auf den Schutz der Interessen des Kapitals ausgerichtet geschaffen sind. Aus diesem Grund gibt in der Situation eines solchen Erdbebens keine Einrichtungen, Organisationen, die das Volk in diesem Moment erreichen. In unserem Land, daß sich in einer Zeit des Erdbebens befindet und in dem oft Erdbeben vorkommen, werden keine ernsthaften Bemühungen unternommen die Zahl der Verluste bei Erdbeben auf ein Minimum zu reduzieren. Es gibt keine ernsthafte, besonders ausgebildete, erfahrene Einrichtung, die im Augenblick einer Naturkatastrophe eingreifen kann. Die, die während sich unser Volk in einer solchen Lage befindet, von Allah und Schicksal sprechen, verwirren das Volk mit Unwahrheiten. Sogar in der entlegensten Ecke unseres Landes ist der Staat sofort in der Lage sich mit seinen Kanonen, Panzern, zehntausenden Soldaten, mit seiner Polizei, mit seinen Knüppeln und seinen Tränengasbomben in das „Ergebnis" einzumischen, wenn Arbeiter, Beamte, Studenten, das kurdische Volk dem Verlangen nach ihren Rechten Ausdruck verleihen. In einer solchen Situation ist in den Einrichtungen der Regierung aus unerfindlichen Gründen nicht von Fassungslosigkeit, Schock, Unentschlossenheit, Chaos, usw. die Rede.

Bis heute ist die Öffentlichkeit in unserem Land und in der Welt im Fernsehen noch nicht Zeuge eines gesellschaftlichen Ereignisses in unserem Land geworden bei dem die Polizei, die Soldaten, die Panzer, die Fahrzeuge nicht den Ort des Geschehens erreicht hätten. Aber einem Moment, wo es nicht darum geht das Volk anzugreifen, sondern dem Volk zu helfen, erscheint kein einziger offizieller Uniformierter auf der Bildfläche, ob man sie dort findet oder nicht, ist, wie wir schon betonten, eine Frage der Beschaffenheit und Eigenschaft des Staats.

Bei einem gesellschaftlichem Ereignis ist es in unserem Land keine Sache sogar Gefängnisse zu bauen um sie mit zehntausenden, hunderttausenden zu füllen. Alle Schulen, Garnisonen, Sportplätze werden indem man während des Bauen ihren Zweck beachtet, dem sie dienen sollen, errichtet. Aber bei einer Naturkatastrophe kann man keinen Ort finden, um tausende verletzte ins Krankenhaus zubringen, obdachlose unterzubringen. Weil in der Organisation des Staates dieses Ziel nicht verfolgt wird. Um die Arbeiter, Beamten, die Bewohner der Gecekondus (Armenviertel an den Rändern der großen Städten; d.Ü.), die Jugend an den Universitäten, die Familien der Gefangenen, die Samstagsmütter anzugreifen werden Wolfshunde gezüchtet, aber unserem Land in dem häufiger Naturkatastrophen vorkommen, gibt es nicht einmal ausgebildete Hunde um den Menschen zu helfen.

Die die drohen, in dem sie die Arbeiter, Beamten, das arbeitende Volk, um zeigen, daß sie am Rande des Hungers leben auf die Plätze kommen für illegal erklären, die die mit Gesetzen das Land an das imperialistische Kapital verschleudern, den Schweiß der Stirn des Volkes, des Volkes Arbeit ausbeuten, können dem Menschen keinen Wert beimessen. Die, die während das Erdbeben sagt, ich komme, keine Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, sind darauf aus das Volk mit Märchen „wir entwickeln uns, wir werden stärker" zu verwirren. Indem „Schicksal" gesagt wird, „Allah" gesagt, wie es jetzt an die Oberfläche kommt, sind sie wieder in einer das Volk verwirrenden Falschheit.

Unser Volk!
Die Naturkatastrophe, die mit dem Tod zehntausender unserer Menschen, mit der Verwundung zehntausender unserer Menschen, mit Vernichtung der Reichtümer des Landes endete und ein ganzes Land in Trauer erstickt ist kein Schicksal. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigten, daß in naher Zeit so ein Erdbeben geschehen würde. Und Vorsichtsmaßnahmen? Vorsichtsmaßnahmen gibt es keine. Weil sie darauf aus sind wie sie die Völker übernehmen können, wie sie die Ausbeutung fortführen, wie sie den Gewinn steigern werden.
Wenn man dem menschlichen Leben und nicht dem Kapital Wert beimessen würde, wenn es ein System wäre, daß an die Gesundheit, den Vorteile des Volkes denkt, wären die Ergebnisse nicht diese. In dem sich in der Erdbebensituation befindlichen unseren Land, werden so wie Bau der Städte, bei der Errichtung der Gebäude notwendigen Vorsichtsmaßnahmen nicht beachtet werden, werden diese sogar von den nach der Naturkatastrophe dem Volk zu Hilfe eilenden Hilfsorganisationen nicht beachtet. Wäre alles dieses beachtet worden, wären die Verluste weitaus geringer. Und in einen Land, das nicht an die persönlichen Interessen des Kapitals, sondern an die des Volkes denkt, wäre die Heilung der Wunden des Volkes in viel kürzerer Zeit möglich gewesen. Aus diesem Grunde sind die Ergebnisse der Naturkatastrophe kein Schicksal. Genau umgekehrt, es ist ein Blutbad. Und an erster Stelle verantwortlich für dieses Blutbad ist die Regierung, die die Interessen Kapitals vertritt.

Unser Volk!
Die die versuchen glauben zu machen Erdbeben wären ein Schicksal, sind die Schuldigen an tausenden unserer Menschen. Laßt uns diese Fälschungen nicht glauben. Die den tagelang unter Trümmern bleibenden, den Tod erwartenden Menschen nicht die helfende Hand reichen, die die nicht die Initiative ergreifenden sind verantwortlich für das Ansteigen der Todeszahlen, den Leichengestank, den Ausbruch von Seuchen. Solche wie Demirel, Ecevit, Mesut Yilmaz, Bahceliler, und die Experten des allgemeinen Generalstabes sind die Hauptschuldigen. Laßt uns uns die Schuldigen vornehmen, von ihnen Rechenschaft verlangen.
Unser Land und unser Volk ist in großer Bitternis. Was unser Volk von den Worten der Regierung erwarten kann, weiß es aus den erlebten Erfahrungen. So waren die nach den gestern in Erzincan, in Dinar, in Adana (Orte der letzten großen Erdbeben in der Türkei; d.Ü.) erlebten bitteren Tatsachen gemachten Erklärungen: „Der Staat ist groß. Er wird diese plötzliche Notlage überwinden...." Und auch die heute ausgesprochenen Wörter sind ganz die gleichen. Sie sind nicht in der Mitte des seinen Wunden heilende, die Nöte überwindenden Volkes. Die die von der Überwindung der Notlage reden, wollen nicht anderes als die Herrschaft des Kapitals aufrechtzuerhalten. Erklärung wie, daß in der Gemeinschaft, in dem man sich gegenseitig die Hand reicht, durch Anstrengungen von staatlicher und privater Seite die Wunden geheilt werden sind nicht als die Verheimlichungsversuche der selbst schuldbeladenen, dem Menschen keinen Wert gebenden Politiker.

Aus diesem Grund laßt uns um die Schwierigkeiten zu überwinden, um die Schmerzen zu lindern, um die Wunden zu heilen die Solidarität der Völker verwirklichen.

Laßt uns an der Seite des Volkes in der Erdbebenregion sein, laßt uns ihre Schmerzen teilen. Laßt uns den Schmerz in Wut umkehren, laßt uns Rechenschaft fordern.

Das Erdbeben ist eine Naturkatastrophe. Aber die daraus hervorgegangenen Ergebnisse sind kein Schicksal.

Der Staat ist verantwortlich für das erlebte menschliche Drama.

22 August 1999

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