Die Revolution verteidigen heißt das kurdische Volk verteidigen

[Devrimci Çözüm März 1999]

Susurluk ist der Name einer Phase, in der die Oligarchie mit alle ihren Institutionen einen Niedergang erlebte, in der sie mit all ihrer Politik in die Ecke gedrängt worden war, und mit den Entwicklungen nach Susurluk gab es der Oligarchie gegenüber keine revolutionäre Alternative, keine konsequente marxistisch-leninistische Politik. Daher konnte sie diese Lage überwinden, leicht von der Verteidigung zum Angriff übergehen und Ergebnisse erzielen. In den Ergebnissen der Phase, in der der Vorsitzende PKK Abdullah ÖCALAN durch die internationale Zusammenarbeit der Imperialisten an die Oligarchie ausgeliefert wurde liegen wichtige Lektionen, die für jeder lernen muß.

In erster Linie müssen wir die Einflüsse der Entwicklungen der Phase auf die Politik und Taktik der revolutionären und patriotischen Bewegung und die organisatorischen Unzulänglichkeiten betonen. Die politisch-technische Kraft des Imperialismus und der Oligarchie ist nicht zu unterschätzen, jedoch hat sie nicht gesiegt und hat nicht über alles Macht. Alle imperialistische Politik ist dem revolutionären Willen gegenüber machtlos und die entwickelste Technologie ist gezwungen gegenüber der revolutionären Schöpferkraft und den revolutionären Methoden ihren Bankrott zu erklären. An einem Ort und zu einer Zeit, in der die imperialistische Politik erfolgreich ist, müssen die Revolutionäre und die Patrioten ihre eigene Politik, Taktiken, organisatorische Verbindungen und Methoden und ihre Bündnisse unausweichlich in ernster Weise überprüfen. Wenn wir heute sagen, es ist notwendig, Lehren zu ziehen, dann muß das Lehren ziehen jetzt mit konkreten Schritten begonnen werden.

Ja, jeder muß seinen Teil an der erlebten Situation sehen und seine Lehren ziehen. Jedoch müssen die historischen Pflichten, die vor uns liegen, als wichtigster Punkt, in ihrer Gesamtheit gesehen werden. Das Problem hat nach der Entführung des PKK-Vorsitzenden in internationaler Zusammenarbeit, und seiner Geiselnahme, einen Umfang angenommen, der über die PKK, sogar über das kurdische Volk hinaus Bedeutung für die türkische Revolution und die Zukunft der Völker der Region hat.

Wir betonen, daß wir die Politik des Imperialismus und der Oligarchie „das kurdische Volk von der türkischen Revolution zu trennen" seit langem beobachten, und mit den heutigen Entwicklungen traten diese Punkte als wichtig und historisch klar hervor. Es wird versucht mit neuen Schritten diese Politik weiter auszubauen. Die vor uns liegende historische Pflicht ist, diese Politik der Oligarchie mit Organisierungsbemühungen und Kampfmethoden zu vereiteln.

Es besteht die Pflicht jeder Struktur der Revolutionäre und Patrioten, jedes demokratischen intellektuellen Menschens, so klein der Beitrag auch sein mag, in historischen Phase die notwendige Verantwortung zu übernehmen. Die Geschichte wird die Haltung jeder Struktur und jedes Menschen gegenüber dieser Pflicht und Verantwortung bewerten. Dort, wo wir zusammen arbeiten, gemeinsam, dort, wo diese Bedingungen nicht bestehen, einzeln, muß die organisatorische und persönliche Verantwortung klar gemacht werden. Die schweren historischen Aufgaben der Phase können mit einer solchen Einstellung und einem solchen Verantwortungsgefühl unterstützt werden.

In erster Linie ist es die Aufgabe, die nationalistische Politik, die die Feindschaft zwischen den Völkern anfacht, zu vereiteln. Die Politik der Feindschaft zwischen Kurden und Türken ist die wichtigste Waffe der Oligarchie, und es ist notwendig, diese Waffe wirkungslos zu machen. Der Weg, diese Waffe wirkungslos zu machen, ist, die „Geschwisterlichkeit der Völker" zu propagieren, die Agitationsbemühungen aus dem Abstrakten herauszuholen und in praktischer Organisierung und Kampfformen zu konkretisieren.

In den Fabriken, in den Universitäten, in den Stadtteilen, in den Massenorganisationen, kurzum in jedem Bereich des Lebens müssen „Geschwisterlichkeit der Völker und Verteidigung des Kampfes"-Komitees als Organisations- und Kampfmittel der revolutionären und patriotischen Strukturen, die sich in die Entwicklungen einmischen, gebildet werden. Es ist notwendig, Organisationsformen zu bilden, die mit praktischen Aufgaben die Politik des Anfachens der Feindschaft zwischen den Völkern, Provokationen zwischen den Völkern, vereiteln.

Diese Organisationen, organisiert auf der Grundlage der Gleichheit und Unabhängigkeit, sollen, abhängig von den spezifischen Bedingungen in der Gegend und der Einheit auf der demokratischen Plattform, auf den Straßen, in der Verteidigung gegen Angriffe auftreten, sie sollen Vertreter des gemeinsamen Willens und gemeinsamer Anliegen der Kräfte dieser Gebiete und Einheiten sein. Besonders gegen die Zivilfaschisten, die in unseren Tagen von neuem aktiv auftreten, ist jede Form der Organisierung auf jeden Gebiet und jeder Ebene eine unausweichliche Notwendigkeit. BDGP ist für uns in diesem Punkt ein wichtiger Vorteil und eine wichtige Erfahrung. Die „Völkerfreundschafts"-Komitees, im Licht dieser Erfahrungen müssen, diese besonderen Organisierungsformen, die die auftretenden Pflichten der Situation übernehmen und eine Einheit entwickeln und neue Kreise einschließen, als Schritt auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Eine andere Pflicht, die eng mit der Lage verbunden ist, ist es, die Pläne der Oligarchie mit dem Vorsitzenden der PKK Abdullah ÖCALAN zu verhindern und die Manövrierfähigkeit der Oligarchie auf politischem und juristischen Feld einzuschränken. Die Liquidierung der kurdischen nationalen Bewegung und vor allem der Guerilla ist heute für die Oligarchie der wichtigste Punkt, und deshalb wird kein Mittel unbenutzt bleiben. Heute müssen stärkere und wirkungsvollere Methoden als Waffen benutzt werden um die Guerilla in den Bergen zu vernichten. Dies ist die Auslieferung des PKK-Vorsitzenden Abdullah ÖCALANs. Es ist nicht notwendig, Revolutionär oder organisiert zu sein, um gegen die Methoden der, in diesem Punkt in ziemlich selbstbewußter Weise ihr eigenes Recht und ihre eigenen politischen Werten mit Füßen tretende, Oligarchie, die Abdullah ÖCALAN dazu bringen will die Guerilla selbst aufzufordern aus den Bergen herunter zu kommen, aufzutreten. Es genügt, ein demokratischer Jurist zu sein, um gegen diese Abscheulichkeit zu sein.

Abdullah ÖCALAN ist in der Situation, die mit dem Kampf des kurdischen Volkes erschaffenen Werte, seine Ehre unter allen Bedingungen zu verteidigen, zu schützen. Dies ist seine historische Verantwortung. Auch als Mensch, der nicht wie ein Revolutionär auftritt, ist es doch notwendig, Abdullah ÖCALAN unter diesen Angriffen nicht allein zu lassen.

Ein anderes Ziel der Situation ist es, Abdullah ÖCALAN endgültig an die Oligarchie zu verkaufen. An der Spitze die USA, das ganze imperialistische System und seine mit ihm zusammenarbeitenden Regime sind verantwortlich für diese Situation. Die USA, Israel, Griechenland und Kenia sind die direkten Organisatoren des Ereignisses, aber auch der Anteil Europas und Rußlands ist nicht zu unterschätzen. Europa, an der Spitze Deutschland, Frankreich Großbritannien und Italien haben einen große Anteil an dieser Entwicklung der Lage. Diese Länder, die schon seit langem die ideologisch-politische Entwicklung der PKK bestimmen und lenken wollen, haben in der Zeit in Rom das Ergebnis ihrer Bemühungen ernten wollen. Die Regierungen dieser Länder erkannten, daß sie mit dem Spiel mit den Gleichgewichten in der PKK dieses Ergebnis kurzfristig nicht hätten erzielen können, sie sahen daher die Auslieferung Abdullah ÖCALANs für ihre Pläne und Ziele als notwendig an. Daß sofort nach der Festnahme Abdullah ÖCALANs der Ministerpräsident Italiens verkündete „eine neue Zeit ist angebrochen und Deutschland ist mittendrin", beweist, daß sie unmittelbar in den Entwicklungen drin waren und diese Rolle freiwillig spielten. Aus ihrem Blickwinkel war, für den Beginn einer neuen Phase die Beseitigung Abdullah ÖCALANs notwendig, und sie öffneten mit dieser Politik der USA und der Oligarchie der Türkei den Weg.

Als ganzes gesehen sind diese Aufgaben unter den heutigen Bedingungen die grundlegenden Aufgaben des revolutionären Kampfes und die Verteidigung der Revolution eine historische Organisations- und Kampftaktik. Mit jeder Art Organisationsformen und Kampfarten ist es notwendig, den Bewegungsspielraum der Oligarchie einzuschränken und eine Alternative auf die Tagesordnung zu setzen. Entgegen der Herausstellung der Kurden-Türkenfeindschaft durch die Oligarchie müssen die Revolutionäre und Patrioten die „Geschwisterlichkeit und den Kampf der Völker" auf die Tagesordnung heben.

In dem Maße, in dem auf dieser Grundlage die Aufgaben und Verantwortungen der erlebten Phase klargemacht werden, wird dies neben Entwicklung von Kräften zur Lösung der Probleme auch dazu dienen, die seit der Vergangenheit bis heute andauernden Schwächen und Unzulänglichkeiten zu beseitigen.

In erster Linie muß in dieser Phase, außerhalb der bewußten Politik der Oligarchie, die Überwindung der wachsenden und durch die Schwächen und Fehler der revolutionären und patriotischen Bewegung verstärkte Trennung der unterdrückten Völker voneinander erreicht werden. Das Verständnis vom gemeinsamen Kampf der Völker muß in der Praxis an Bedeutung gewinnen.

In jeder nationalen Bewegung wird in einer Zeit, in der die Nationalität in den Vordergrund tritt, anstelle der Gemeinsamkeit unter den unterdrückten Völkern in der Glaube geweckt von den Widersprüchen zwischen den Imperialisten Hilfe erwarten zu können. Die Lage kann in dieser Richtung grundsätzlich aus dem Blickwinkel der nationalen Bewegung als positiver Prozeß angesehen werden, weil mit dem Sieg über den Sozialismus im Weltmaßstab, und auch unter dem Einfluß der Zerrüttung der revolutionären Bewegung unseren Landes seit 1991, in der kurdischen nationalen Bewegung, wenn sie von Diplomatie in ihrer Politik spricht, ein Verständnis in den Vordergrund getreten ist, mit dem versucht wird, von den Widersprüchen zwischen den Imperialisten zu profitieren. Es wird jedoch klar, daß der Imperialismus und seine Kollaborateure (insbesondere Griechenland) nicht nach Ideologie und Glauben sehen, sondern auf enge nationale Vorteile und ökonomische Gewinne aus sind, und daß, um diese Vorteile und Gewinne zu erreichen, nichts bleibt, was nicht verkauft und benutzt wurde. Das kurdische Volk sieht dies heute. Es ist möglich zu zeigen, daß die Revolutionäre mit den ihnen zufallenden Pflichten die wirklichen Freunde des kurdischen Volkes wie der unterdrückten Völker sind und daß die Befreiung im gemeinsamen Kampf, in der gemeinsamen Revolution liegt. Dies ist nicht nur ein Bedürfnis des kurdischen Volkes, sondern ein Bedürfnis der Revolution in unserem Land.

Als Schlußfolgerung, wir leben in einer Zeit, in der es notwendig ist, daß wir den Imperialismus und die Oligarchie mit allen Strukturen und politischen Bemühungen als Visier nehmen und unsere ganzen Kräfte und alle Kampfmethoden auf dieses Ziel richten. Die Aufgaben, die die Phase aufgebracht hat, sind die Verteidigung der Revolution, die Verteidigung der Völker und der Aufbau unserer Zukunft. Wir müssen mit all unserem Willen und unserer Kraft diese Aufgaben annehmen und wir werden unbedingt erfolgreich sein, wir müssen erfolgreich sein. Die Geschichte läßt den Revolutionären und den Patrioten keine andere Alternative.



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