Was uns eint:
Wir sind der Überzeugung, dass jeder Mensch das Recht hat, frei darüber
zu entscheiden, wo er oder sie leben will. Das bedeutet, dass wir unsere
Unterstützung nicht von herrschenden Definitionen über Fluchtgründe
abhängig machen, sondern prinzipiell solidarisch mit allen sind, die
- aus welchen Gründen auch immer - ihr Land verlassen haben oder verlassen
mussten.
Wir lehnen jede Form von Sondergesetzen gegen Menschen anderer Herkunft
ab und treten für Offene Grenzen für Alle sowie für die Abschaffung
aller Lager ein. Wir gehen vom allgemeinen Menschenrecht aus, selbstbestimmen
zu dürfen, wo mensch leben will. Daraus folgt, dass wir auch jene bei
der Entwicklung und Durchsetzung von Lebensperspektiven unterstützen,
die unmittelbar von Abschiebung bedroht und/oder bereits illegalisiert sind.
Wir sind uns bewusst, dass diese Forderungen über die derzeitigen
realpolitischen Verhältnisse weit hinausgehen. Sie scheinen jedoch viel
weniger utopisch, wenn mensch bedenkt, dass Nationen keineswegs etwas "natürlich"
Gewachsenes, sondern vielmehr ideologische Konstrukte sind.
Was wir tun:
Neben der konkreten regelmäßigen Arbeit beteiligt sich das Projekt
auch an antirassistischen Diskussionen, Aktionen und Kampagnen - sowohl lokal
als auch überregional. Auf unserer Homepage und in lokalen Zeitungen
veröffentlichen wir Artikel um über Hintergründe zu informieren
und um Flüchtlingen selbst ein Forum zu geben. Wir sind der Ansicht,
dass die isolierte Situation der Flüchtlinge überwunden werden
muss. So arbeiten wir daran öffentliche Räume und Bereiche für
Flüchtlinge zu öffnen und Wege zu bereiten um ihnen den Zugang
und die Nutzung zu erleichtern. Dazu ist eine Broschüre, die Angebote
dokumentiert, in Arbeit.
Medienbus konkret:
Der Medienbus ist ein ca. 5 m langer LKW, der mit einer Sitzecke, Regalen
und einer kleinen Kochnische ausgestattet ist. Damit fahren wir auf den Parkplatz
am Blankenburger See
vor dem Lagergelände. Abgesehen davon, dass
wir mit dem Bus gar nicht auf das Lagergelände dürfen, ist es für
uns von hoher symbolischer und praktischer Bedeutung,
außerhalb
des Lagers zu bleiben, um schon auf diese Weise
deutlich zu machen,
dass wir nicht Teil der Institution Lager sind, sondern im Gegenteil für
deren Abschaffung eintreten.
Die konkreten Angebote des Medienbusses sind:
Frauenbus und gemischter Bus
Der Medienbus fährt im wöchentlichen Wechsel ausschließlich
für Frauen und die nächste Woche für Frauen und Männer.
Wir halten einen Ort, an dem sich Frauen frei von Männerdominanz bewegen
können, für wichtig. Gerade in einem Lager sind Frauen stark unterrepräsentiert
und müssen immer wieder fürchten, von Männern "angemacht"
zu werden, falls es nicht zu noch schlimmeren Übergriffen kommt. Wir
wünschen uns einen Ort, an dem Frauen wenigstens für ein paar Stunden
einfach "unter sich" sein können. Zudem können in einer Beratungssituation
von Frauen für Frauen Themen angesprochen werden, die aus Scham oder
Angst ansonsten nicht geäußert werden würden.
Die Praxis zeigt jedoch, dass es schwierig ist, die Männer im Lager
dazu zu bringen, diesen Freiraum für Frauen zu respektieren.
Treffpunkt, Café
Der Bus soll zunächst einen offenen Treffpunkt darstellen, an dem
wir mit Flüchtlingen ins Gespräch kommen, aber auch die Flüchtlinge
untereinander. Es gibt kostenlos Tee, Kaffee und Kekse, manchmal Saft.
Musik und Sprachkurs
Es gibt die Möglichkeit, im Bus Musik zu hören. Im Laufe der
Zeit hat einer von uns Musik aus verschiedenen Ländern gesammelt, die
auf einem extra Doppeltape auch für interessierte Leute aus Blankenburg
aufgenommen werden kann. Außerdem wurde von einer universitären
Arbeitsgruppe ein Deutschkurs mit Buch und Kassette entwickelt, der nur auf
der Basis von Bildern funktioniert, so dass Menschen mit verschiedenen Herkunftssprachen
- und auch ohne die lateinische Schrift zu beherrschen - danach deutsch lernen
können. Wir bieten diesen gegen einen geringen Kostenbeitrag zum Verkauf
an.
Infopool
Wir besorgen aktuelle Tageszeitungen und einige Zeitschriften in möglichst
vielen Sprachen. Diese können dann im Bus gelesen und am Ende - wenigstens
z.T. - auch mitgenommen werden. Da es in Blankenburg weder Fernseher noch
Zeitungen gibt, ist dies die einzige Möglichkeit für die Flüchtlinge
an tagespolitische Informationen zu kommen. Wir haben den Grundsatz, keine
Zeitungen mit sexistischen, rassistischen, nationalistischen oder faschistischen
Inhalten im Bus zu haben.
Darüber hinaus bemühen wir uns, Informationen aus verschiedenen
Ländern aus dem Internet zusammenzutragen. Ebenso wollen wir die Menschen
in Blankenburg über Veranstaltungen kultureller oder politischer Art,
über Feste, Institutionen sowie andere örtliche Gegebenheiten in
Oldenburg informieren.
Wir haben vor ein wöchentliches Internetcafé anzubieten, damit
individuelle Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten ermöglicht
werden.
Rechtliche Beratung
Aufgrund des offenen und Café-artigen Charakters und der oft lebhaften
Atmosphäre ist es weder möglich noch sinnvoll, im Bus eine ausführliche
Rechtsberatung anzubieten. Zumeist bezieht sich die Beratung vor Ort auf
die schnelle Übersetzung von Schriftstücken, eine erste Einschätzung
der Lage sowie Tipps für den weiteren Verlauf. Wo eingehendere Unterstützung
und Klärung nötig ist, weisen wir auf regelmäßige Beratungszeiten
in Oldenburg hin oder vermitteln AnwältInnen, mit denen gute Erfahrungen
gemacht wurden.
Des Weiteren haben wir von Unterstützungsgruppen erstellte Broschüren
mit den wichtigsten Informationen zum Asylverfahren und zur Anhörung
in verschiedenen Sprachen ausliegen.
Öffentlichkeitsarbeit
Wir haben vor, die Zustände im Lager zu dokumentieren und öffentlich
zu machen. Dies geschieht selbstverständlich nur im Einvernehmen und
nach Möglichkeit in enger Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen.
Die Informationen beziehen wir aus den Gesprächen oder aus einem Mitteilungsbuch,
in dem Flüchtlinge auch anonym über Erfahrungen und Vorfälle
berichten können. Auch veröffentlichen wir, zum einen auf unserer
Homepage als auch in regionalen Zeitungen, Artikel die von den Flüchtlingen
verfasst wurden.
Auch wollen wir die Menschen in Blankenburg ermutigen und darin unterstützen,
sich zu organisieren und ihren Protest zu formulieren und auf die Straße
zu tragen.
Kinderbetreuung
Der Medienbus soll auch ein Ort für Kinder sein. Wir bemühen
uns, eine Kinderbetreuung anzubieten, damit die Eltern das Busangebot ungestörter
nutzen können und auch die Kinder sich nicht langweilen.
Wie man bei uns mitmachen oder
uns unterstützen kann:
Wir treffen uns regelmäßig, um Organisatorisches zu besprechen,
Neuigkeiten auszutauschen und Aktionen zu planen. Es gibt verschiedenste
Möglichkeiten, bei uns mitzumachen. Spezielle Kenntnisse braucht Ihr
nicht zu haben - das kommt mit der Zeit! Wer nicht mit nach Blankenburg fahren
kann oder will, könnte auch andere Aufgaben übernehmen:
Organisatorisches erledigen, Geld besorgen, schriftliche Übersetzungen
anfertigen, Innenausbauarbeiten am Bus machen oder einfach nur spenden.
Kontakt mit uns aufnehmen könnt Ihr über:
Medienbus c/o 3.Welt-Informationszentrum, Auguststr.50, 26121 Oldenburg
oder:
medienbus@gmx.de
Damit der Medienbus als wichtiges politisches Projekt bestehen bleiben
kann und einsatzfähig ist, brauchen wir einen monatlichen Betrag von
ca. 300 €. Dieser Betrag wird in erster Linie durch Spenden bestritten.