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Schwarz-braune Begegnungen

28.10.2002, 18:24, Junge Welt

Faschismus | Karlsruhe | CDU | Rechtsextremismus

Rechte Umtriebe im Karlsruher »Haus der Heimat« setzen CDU unter Druck


Der Karlsruher CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther gibt sich auch auf mehrmaliges Nachfragen unwissend. »Ich weiß wirklich nicht, welche Redner zu welchem Zeitpunkt im Karlsruher Haus der Heimat referiert haben«, versicherte er am Freitag gegenüber jW. An »Spekulationen« wolle er sich nicht beteiligen. Doch eines weiß er mit Gewißheit: »Rot-Grün will mit dem Thema Rechtsextremismus politisch Kapital schlagen, und das ist inakzeptabel«. Von einer »Rufmord-Schmutz-Kampagne der SPD« spricht sein Parteifreund Wolfgang Hanagarth, seines Zeichens Geschäftsführer *) der CDU Nordstadt in Karlsruhe. Und kündigte rechtliche Schritte gegen die angeblich unwahren Behauptungen der SPD an.

Den Zorn der Christdemokraten haben Vorwürfe der SPD-Landtagsfraktion erregt, nach der im »Haus der Heimat« regelmäßig Referenten zu Gast sind, die in der rechtsradikalen Szene einschlägig bekannt seien. Die »Begegnungs- und Bildungsstätte für alle in Karlsruhe wirkenden Landsmannschaften« wurde 1987 auf Initiative des Vorsitzenden der örtlichen CDU-Gemeinderatsfraktion gegründet und soll »der Erhaltung und Pflege des Kulturgutes der Vertreibungs- und Herkunftsgebiete der Deutschen im Südosten und Osten Europas« dienen.

Nach Erkenntnissen des SPD-Landstagsabgeordneten Günter Fischer waren die dort stattfindenden »Karlsruher Freitagsgespräche« jedoch Begegnungen zwischen schwarzen und braunen Geistern. Berufen kann sich Fischer auf eine Antwort, die das Stuttgarter Innenministerium auf eine entsprechende SPD-Anfrage gegeben hat und die sich auf Erkenntnisse des Verfassungsschutzes stützt. Der Behörde zufolge kamen von insgesamt 70 Referenten, die im »Haus der Heimat« sprachen, 13 Personen aus rechtsradikalen Zusammenhängen. Die Namen dieser 13 Redner werden von der CDU geheimgehalten – angeblich aus Datenschutzgründen. Für die SPD ist das eine nicht nachvollziehbare Geheimniskrämerei, denn die Veranstaltungen waren öffentlich und im Internet angekündigt, sagte SPD-Landesfraktionssprecher Helmut Zorell. Die SPD kennt die Liste, darf sie aber nicht veröffentlichen, weil sie auf einer nichtöffentlichen Sitzung des ständigen Ausschusses des Stuttgarter Landtags genannt wurde.

Es sei Aufgabe des Innenministeriums, die Namen bekanntzugeben und damit zur Aufklärung beizutragen. Die SPD-Fraktion fordert Landesparteichef Erwin Teufel (CDU) auf, den »rechtsextremen Umtrieben seiner Karlsruher Funktionäre nicht länger tatenlos zuzusehen«. »Die Karlsruher CDU-Politiker, die jahrelang Treffen mit Rechtsextremen organisiert haben, müssen ihre Ämter niederlegen«, fordert Fischer. Gemeint sind der Vorsitzende der CDU in Karlsruhe-Nordstadt, Andreas Gregor Wick, sowie Schriftführer Hanagarth. Letzterer wurde 1999 als »Webmaster« des rechtskonservativen Studienzentrums Weikersheim abgelöst, weil er Links zu rechtsradikalen Internetseiten eingerichtet haben soll. In Karlsruhe gestaltet Hanagarth inzwischen die Internetseiten der CDU-Nordstadt, des Hauses der Heimat, des Bundes der Vertriebenen wie auch des früheren Ministerpräsidenten Hans Filbinger und gilt als Mitinitiator der Freitagsgespräche.

Einer der 13 Namen ist inzwischen durchgesickert und wird auch von der SPD bestätigt. Es ist Hans-Ulrich Kopp, ehemaliger Redakteur der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit, Mitglied im völkisch-revanchistischen Witikobund und Alter Herr der rechtsextremen Münchner Burschenschaft »Danubia«, der 1993 und 1996 im Haus der Heimat gesprochen haben soll. Beim »Haus der Heimat« wollte man keine Auskünfte erteilen und hängte auf jW-Nachfrage wortlos ein.

Martin Höxtermann

Junge Welt 28.10.2002

*) Laut unseren Recherchen war Wolfgang Hanagarth damals nicht Geschäftsführer sondern Schriftführer und Vorstandsmitglied bei der CDU-Nordstadt in Karlsruhe. LinksRhein 19.9.2004

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