YPJ-Kämpferinnen: Freiheit der Frau nur über Selbstorganisierung möglich

Kobanê/Westkurdistan – Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen haben die Kommandantin der kurdischen Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) Biharin Kendal und die YPJ-Kämpferin Viyan Peyman, die seit mehr als zwei Monaten in der belagerten kurdischen Stadt Kobanê Widerstand gegen den IS (Islamischer Staat) leisten, Frauen weltweit zum Kampf gegen die männliche, hegemoniale Vorherrschaft aufgerufen.

Biharin Kendal sagte, dass der Kampf gegen Gewalt an Frauen nicht nur an einem Tag, sondern an jedem Tag geführt werden muss und betonte, dass die YPJ-Kämpferinnnen ein Beispiel für alle Frauen dieser Welt sind: „Gewalt an Frauen hat im Laufe der Geschichte dazu geführt, dass viele Kulturen, Sprachen und Völker vernichtet worden sind. Die Banden des IS greifen die Frauen an, um die kurdische Kultur, Sprache und Identität zu vernichten. Sie wissen, dass eine Gesellschaft nicht überlebt, wenn der Willen der Frauen gebrochen ist. Deshalb werden zuerst die Frauen angegriffen.“

Biharin Kendal sagte, dass der IS, gegen den die YPJ-Kämpferinnen Widerstand leisten, der gewichtigste Vertreter der reaktionären und aggressiven Mentalität der männlichen Hegemonialmacht ist und aus diesem Grund der Widerstand der YPJ im Einklang mit dem Geiste des 25. Novembers steht. Sie betonte, dass die YPJ-Kämpferinnen weltweit zu einem Symbol gegen den IS geworden ist.

Die YPJ-Kommandantin Biharin Kendal sagte, dass im Mittleren Osten kurdische Frauen wie Leyla Qasim, Bêrîtan, Zilan und Arîn Mirkan den Kampf der Mirabel-Schwestern fortgeführt haben: „Arin und andere Genossinnen haben in Kobanê mit ihren Widerstand den IS daran gehindert, seine Ziele zu erreichen. Das war im Namen aller Frauen dieser Welt die wichtigste Antwort auf die hegemoniale männliche Mentalität. In diesem Sinne begrüßen wir kurdischen Frauen den 25. November gemäß seiner ursprünglichen Bedeutung im Widerstand. Der Kampf der kurdischen Frauen ist ein Beispiel für alle Frauen weltweit geworden.“ Die YPJ-Kommandantin begrüßte auch die Mahnwache der Frauen, die seit den Beginn der Kämpfe in Kobanê in der Grenzstadt Suruç Mahnwache halten und sich mit den kurdischen KämpferInnen in Kobanê solidarisieren.

Die YPJ-Kämpferin Viyan Peyman wies auf die jahrhundertelange Unterdrückung der Frau in der Geschichte hin: „Das kapitalistische System steht heute stellvertretend für alle Formen der Gewalt in jeder Altersgruppe der Gesellschaft. Das kapitalistische System tötet die Frauen, die auf der Suche nach ihrer Freiheit sind. Jene Frauen, die sich gegen diese Gewalt auflehnen, werden zum Beispiel im Mittleren Osten getötet. Beispiele für die gezielte Ermordung von Frauen im Mittleren Osten sind Leyla Qasim, die vom iranischen Terrorregime hingerichtet wurde und zuletzt Kader Ortakaya, die von türkischen Soldaten an der Grenze zur Kobanê ermordet wurde.“
Viyan Peyman betonte, dass die Frauen trotz der Massaker und Unterdrückung ihren Kampf gegen die Gewalt weiterführen werden und sagte, dass die YPJ-Kämpferinnen einen bewaffneten Kampf gegen den IS, die die kapitalistische Denkweise und Mentalität verkörpern, führen. Sie erklärte, dass die Kämpferinnen der YPJ eine Art Selbstverteidigungskraft für die Frauen weltweit darstellen: „Wir werden gegen alle Angriffe, die die Freiheit der Frau angreifen, Widerstand leisten. Dieser beispiellose Widerstand, den wir heute hier leisten, ist nicht nur ein militärischer Kampf. Es ist der Wille der freien Frauen, der gegen jegliche Form der männlichen Gewalt kämpft. Meine Botschaft an die Frauen ist, dass niemand seine Freiheit alleine erreichen kann. Der Weg in die Freiheit der Frau führt über eine Selbstorganisierung. Aus diesem Grunde müssen sich die Frauen selbstorganisieren.“

ANF, 25.11.2014, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan