Nicht der Staat sondern die Kurden verpflegen die Flüchtlinge

Der fortdauernde Krieg in Kobanê hat bislang knapp 200.000 Menschen zur Flucht getrieben. Davon sind 121.000 über die Grenze in die Türkische Provinz Riha (Urfa) geflohen. 6.000 von ihnen werden mit staatlichen Mitteln versorgt, 115 000 allein durch die Mittel der Stadtverwaltung der kurdischen Partei DBP verpflegt. Der Bezirksvorsitzende der DBP Ismail Kaplan erklärte im Interview, dass die Stadtverwaltung sich darum bemühe, den Flüchtlingen, die in Häusern oder Zelten untergebracht wurden, drei warme Mahlzeiten am Tag zur Verfügung zu stellen.

Die Lebenssituation der Flüchtlinge widerspricht den Versprechen der türkischen Regierung. Die Aussagen von Erdoğan und Davutoğulu, wonach die Türkei die Flüchtlinge aus Kobane „mit offenen Armen empfangen" würden, haben mit der Realität nichts gemein. Davon könne in der Praxis nicht die Rede sein, erklärt Kaplan. Hier sei die eigentliche Herangehensweise des türkischen Staates an die Kurdenproblematik zu erkennen.

In einigen Regionen Riahs habe sich die Bevölkerungszahl verdoppelt, was die DBP vor große Herausforderungen stelle und weswegen diese mittlerweile auch in anderen Städten der Region untergebracht werden. Insgesamt, so Kaplan, sei die Versorgung der Flüchtlinge daher nur durch die Hilfe zivilgesellschaftlicher Gruppen, der Partei der Demokratischen Völker HDP, und der Solidarität der Menschen Vorort zu handhaben.

ANHA, 27.10.2014, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan