Bernard-Henri Lévy: Die PKK muss von der Terrorliste genommen werden

Der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy, über dessen Ansicht in Frankreich und weltweit aufmerksam diskutiert wird, publiziert, nach seinem Gastbeitrag vom 13. Oktober 2014 „Letzter Aufruf für Kobanê“ für mehrere US-amerikanische und Europäische Zeitungen, nun einen Artikel mit dem Titel „Entfernung der PKK aus der Terrorliste“ in seiner Literaturzeitschrift „La Règle du Jeu“ (die Spielregel).

Nach einem kurzen Einblick in die Ursachen für die Entstehung der PKK, führt Bernard-Henri in seinem Artikel an, dass die Vereinten Staaten und die EU die PKK „bislang rechtmäßig in Terrorliste“ aufgenommen habe. Lévy setzt seine Ausführung wie folgt fort: „Allerdings ist seither viel Zeit vergangen und vier, vielleicht fünf Faktoren haben das Bild verändert und sollten uns dazu veranlassen, den Status der Organisation zu überdenken. Der PKK-Status ist demzufolge neu zu untersuchen“. So habe der kurdische Volksrepräsentant Abdullah Öcalan, seit seiner Festnahme vor 15 Jahren, vier Mal zur Waffenruhe ausgerufen und sich damit gegen Gewalt ausgesprochen, die jedoch einseitig verlief.

Zweitens, so der französische Philosoph, habe sich die Organisation, die früher einmal streng dem Marxismus-Leninismus folgte und lange einem Personenkult anhing, schrittweise zu einem undurchsichtigen Parteienspektrum umgeformt, das sich für eine Lösung der kurdischen Frage mittels "Dialog" und "Konföderation" einsetze.

Drittens, die neue PKK, nämlich die YPG (Volksverteidigungseinheiten), kämpft vorbildlich in Syrien an der vordersten Front gegen die Terrormiliz IS.

Lêvy fährt fort: "Viertens ist es kein Zufall, dass man in den Gegenden wie Kobanê, die sich im Prozess der Befreiung befinden, ein Maß der Gleichberechtigung der Geschlechter, Sekularismus und Anerkennung von Minderheiten, sowie eine modernes, moderates und ökumenisches Islamkonzept, die in dieser Region ansonsten selten sind."

PYD, als Zwillingsorganisation der PKK, habe im Nordirak einen Korridor errichtet und damit das Leben von siebzig Tausend ÊesîdInnen aus dem Genozid des IS an die ÊesîdInnen gerettet. Bernard-Henri Lévy verdeutlicht, dass die PKK mit anderen Organisationen, wie IRA (Irish Republican Army) Irland, Irgun und Lechi in Israel und ANC (Afrikanischer Nationalkongress) in Südafrika vergleichbar sei.

Seinen Artikel beendet Lévy mit folgender Konklusion: „Die Kurden sind im Kampf gegen den Dschihadismus langfristig unser stärkster Verbündeter und die PKK der Pionier in Syrien. Nicht nur im Widerstand gegen den IS, sondern auch für die Zerschlagung dieser Terrormiliz. Deshalb, fügt Lêvy hinzu, sollten die PKK und ihr nahestehende Parteien, als das anerkannt werden, was sie sind: Heute Garanten der Stabilität und morgen Garanten des Friedens im Nahen Osten.

Quelle: ANF, 24.10.2014, ISKU

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