Militäroperation gegen Schule, die kurdischen Unterricht anbietet

Im Dorf Kerwas (Yalaza) im Bezirk Pîran (Lice) herrscht große Anspannung, seit Soldaten eine Operation begonnen haben, um eine Schule zu zerstören, die im neuen Schuljahr kurdischen Unterricht anbieten will.
Die Schule wurde von den BewohnerInnen kollektiv errichtet, um eine Alternative zum Umgang des türkischen Staates mit der kurdischen Sprache an Schulen zu schaffen. In den kommenden Tagen sollte die Schule mit dem Unterricht beginnen. Das Dorf Kerwas wird von vielen Menschen bewohnt; trotz der Versuche, das Dorf in den 1990er-Jahren zu entvölkern, leben hier noch etwa 100 Familien.

Das Gouverneursamt hat kürzlich die Zerstörung der Schule angeordnet, die von der Bevölkerung wegen des Fehlens einer Bildungseinrichtung im Dorf errichtet wurde.

Nach den vorliegenden Berichten haben sich am frühen Donnerstag hunderte Soldaten, unter ihnen auch Spezialeinheiten, in einem Konvoi aus 30 gepanzerten Fahrzeugen und begleitet von Verwaltungs- und Katasterbeamten in das Dorf begeben.

Als die Soldaten in das Dorf vorrückten, stellte sich ihnen die Bevölkerung als lebende Schutzschilde entgegen. Nach einer halbstündigen Auseinandersetzung zogen sich die Soldaten in das Dorf Ortaç (Menyas) zurück und sperrten die Straßen zu den Dörfern Sisê, Kerwas, Cinêzur und Menyas sowie die Straße zwischen Lice und Amed für den Verkehr.

Die Spannung im Dorf ist nach wie vor groß; etwa 200 Menschen kampieren neben der Schule, um weitere Versuche der Zerstörung zu unterbinden. Die DorfbewohnerInnen haben das kurdische Volk und die gewählten Abgeordneten aufgefordert, sie in ihrem Kampf für das Recht auf Muttersprache zu unterstützen.
Menschen, die sich dem Protest anschließen, weisen darauf hin, dass die Zerstörung der Schule unrechtmäßig ist und dem Geist des Lösungsprozesses für die kurdische Frage widerspricht. Sie betonen auch, dass ein Ende der Behinderungen der kurdischen Sprache die einzig mögliche Lösung des Problems ist.

ANF, 11.09.2014, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan