Ein Fotograf auf den Şengalbergen

Der Fotograf Selim Yıldız hat acht Tage bei den Menschen auf dem Şengalberg verbracht und mit seinen Fotos aus der Region das Drama der Êzîden in die Öffentlichkeit getragen. Yıldız berichtet von einem Menschheitsdrama, wenn er von den Ereignissen in Şengal berichtet und fügt hinzu, dass es zu einem Genozid an den Menschen aus der Stadt gekommen wäre, wenn die Volksverteidigungskräfte HPG und die Volksverteidigungseinheiten YPG nicht zur Unterstützung der Menschen herangeeilt wären.

Yıldız bringt seine Erlebnisse jener Tage mit folgenden Worten zum Ausdruck: „Zunächst war ich auf dem Weg nach Zaxo (Zakho). Auf der Straße begegnete ich tausenden Menschen, die sich auf der Flucht befanden. Sie waren einfach auf der Straße, hatten keine Zelte oder sonst war. Nach diesen Bildern begann ich das Ausmaß der Ereignisse besser zu begreifen. Ich machte mich von dort aus auf den Weg zum Newroz-Flüchtlingscamp nach Rojava (Nordsyrien). Dorthin waren viele Menschen geflüchtet. Doch das Camp verfügte nicht über genügend Zelte und den Menschen ging es sehr schlecht. Es gab Familien, die die Leichname ihrer Kinder auf dem Şengalberg zurückgelassen hatten. Andere erzählten mir von hunderten Frauen, die aus Angst, in die Hände des IS zu gelangen, sich von den Klippen des Berges gestürzt hatten.“

Yıldız begab sich vom Flüchtlingscamp aus über den Fluchtkorridor, den die Kräfte der YPG gesichert hatten, auf den Weg in die Şengalberge. Er erzählt wie folgt von seinen Erlebnissen dort: „Die Mitglieder des IS hatten das Dorf Sûnonê eingenommen und befanden sich knapp einen Kilometer entfernt vom Berg. Das Dorf Kersê befand sich bereits unter YPG-Kontrolle. Von dort aus gelangten wir auf den Şengalberg. Wir begegneten dort rund 10.000 Menschen, darunter viele Jugendliche und weiter Personen, die an der Seite der YPG gegen den IS kämpfen wollten. Sie sagten mir, dass sie Şengal nicht verlassen wollen, weil dies das Ende des Êzîdentums bedeuten würde. Die Menschen waren wütend auf Barzani und seine Peshmergekräfte, weil sie von ihnen alleingelassen wurden. Die Anwesenheit der YPG und HPG machte ihnen allerdings Mut.“

Der Fotograf Yıldız erklärt, dass er die Tragödie von Şengal mit seinen Bilder in der Weltöffentlichkeit bekannt machen möchte. Er selbst könne nicht mehr ruhig schlafen, seitdem er aus den Şengalbergen zurück ist. „Dort wurde ein großes Massaker angerichtet. Und weiterhin sind alle Êzîden einer großen Gefahr ausgesetzt. Ich möchte wieder zurück in die Region und dort bleiben, bis die Tragödie ein Ende findet.“

Bilder unter: http://www.firatnews.com/gallery/fotografci-selim-yildiz-sengal-de-yasadiklarini-anlatti

ANF, 24.08.2014, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan