Symposium zu muttersprachlichen Unterricht in Amed

Am Wochenende fand das zweitätige internationale Symposium »Muttersprachlicher Unterricht: Modelle, Grenzen und Möglichkeiten« im Cegerxwîn Kunst- und Kulturzentrum in Amed statt. Mehrere internationale Gäste wie die finnländische Sprachwissenschaftlerin Doktor Anna Morottoja, der Generalsekretär Doktor Paul Bilbao Sarria von KONTSEİLUA, einem Sprachzentrum für die Förderung der baskischen Sprache, waren anwesend und haben über die Thematik der Muttersprache in ihren Ländern und im Allgemeinen referiert.

Morottoja: Die Sprache ist alles
Morottoja, die als Sprachwissenschaftlerin an einer Universität in Finnland tätig ist, hat über »Die Wiederbelebung samischer Sprachen in Finnland: Ein Beispiel anhand der Gemeinde Inari« referiert. Nach einer Übersicht über das indigene Volk der Samen im Norden Skandinaviens und der samischen Sprache, die sich in mehr als zehn Dialekte einteilt, erklärte Morottoja: »Die Sprachen von Minderheiten wurden immer als Problem betrachtet. Die Sprachen, die einst aus der Erziehung und den Schulen zu verbannen versucht wurden, werden nun versucht in der Bildung und in Schulen neu zu beleben. Heute wird die finanzielle Förderung der samischen Sprache vollständig von Seiten des Staates gefördert.«

Sarria: Wir bringen viel Mühe für die Entwicklung der baskischen Sprache auf
Doktor Paul Bilbao Sarria sprach zur »Die Wiederbelebung einer minorisierten Sprache durch Bildung: Das baskische und katalanische Bildungssystem«. Sarria erklärte, dass es im Baskenland ein starkes Netzwerk von zivilgesellschaftlichen Organisationen gibt und die Menschen diesen Institutionen viel Bedeutung schenken. »Diese Organisationen bringen sehr viel Mühe und Energie auf, um die baskische Sprache zu fördern«, betonte Sarria und unterstrich, dass alle ein Recht auf muttersprachlichen Unterricht haben: »Jedes Kind hat ein Recht in seiner Muttersprache unterrichtet zu werden. Im Baskenland ist dies sehr wichtig. Aus diesem Grund haben wir Hunderttausende in dieser Sprache ausgebildet. Dies war eine wichtige Etappe bei der Zerstörung des Einflusses der Assimilation. Sarria erklärte, dass für das Wiederbeleben einer Sprache ein offizieller Status von großer Wichtigkeit sei und sprach sich gegen den Begriff »Minderheiten« aus.

Abschlusserklärung
Nach weiteren Vorträgen und Diskussionen wurde eine Abschlusserklärung veröffentlicht. Zu den Gesprächen zwischen der kurdischen Führungspersönlichkeit Abdullah Öcalan und Staatsvertretern wurde erklärt, dass der Staat keine Schritte mache. Die bisherigen kleinen Schritte der Regierung seien ungenügend auf die berechtigen Forderungen der kurdischen Bevölkerung. In der Erklärung wurde auf die Bedeutung des muttersprachlichen Unterrichts und einer verfassungsrechtlichen Garantie für diese hingewiesen.
Nicht nur für die kurdische Bevölkerung sondern für alle in der Türkei lebenden Völker wird in der Erklärung muttersprachlicher Unterricht gefordert: »In kürzester Zeit müssen klare Schritte für das Recht der Kurdinnen und Kurden auf muttersprachlichen Unterricht folgen. Und diese Schritte müssen verfassungsmäßig garantiert werden. Der politische Status der Kurdinnen und Kurden muss anerkannt werden, wie auch die Demokratische Autonomie, als das Selbstverwaltungsprojekt in ihrer Region. Wir grüßen die Revolution in Rojava. Wir verurteilen die Umzingelung der Revolution und grüßen die Bevölkerung dort. Der Kampf der Bevölkerung in Rojava muss unterstützt werden.«

ANF, 13.04.2014, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan