Proteste und viele Aktivitäten zum Internationalen Tag der Muttersprache

Der 21. Februar ist der Internationale Tag der Muttersprache, der von der UNESCO als Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“ ausgerufen wurde. Vor dem Hintergrund, dass in der Türkei die einzige offizielle Sprache türkisch ist, sind derzeit 18 Sprachen gefährdet, drei davon sind bereits ausgerottet. Außer der türkischen Sprache werden aufgrund der Vielfalt ethnischer Gruppen weitere 34 Sprachen gesprochen, die bis heute in staatlichen Erziehungs- und Bildungsinstitutionen verboten sind.
Der Kovorsitzende des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans KCK hat zuvor das kurdische Volk dazu aufgerufen, am Internationalen Tag der Muttersprache auf die Straße zu gehen und sich für die eigene Muttersprache einzusetzen. Er fordert das kurdische Volk auf, überall kurdisch zu reden, die kurdische Musik, Kunst und Literatur zu verbreiten. So wurde am 21. Februar in vielen Städten Nordkurdistans und der Türkei gegen die staatlichen Repressalien und die Assimilationspolitik protestiert. Während den Demos wurden Plakate mit den Parolen „Die Sprache ist unsere Identität“, „Unsere Identität ist unsere Würde“ getragen sowie Slogans wie „Ohne die Muttersprache gibt es kein Leben“ sowie „Für das Recht auf Muttersprache“ gerufen.
In der kurdischen Stadt Riha (Urfa) hat der Leiter des KURDÎ-DER Vereins Mehmet Hakkı Oymak im Anschluss einer Rede, Kurdischunterricht gehalten. In der kurdischen Hauptstadt Amed (Diyarbakir) hat Özlem Kaçar, Vorstandmitglied der Bildungsgewerkschaft Eğitim-Sen, ihre Empörung über die Aussagen des Zuständigen für die Bildung des Stadtbezirks Bağlar gezeigt. Dieser hat die Misserfolge der kurdischen Kinder in der Schule auf ihre „geistige Behinderung“ zurückgeführt. Kaçar sagt, dass kurdische Kinder eine Sprache lernen müssen, mit der sie gepeinigt und unterdrückt werden. Diese Situation verursacht bei den kurdischen Kindern Minderwertigkeitsgefühle und Persönlichkeitsverlust. Die Bildung sollte jedoch jedem ermöglichen, sich frei zu entfalten und die geistigen Kräfte des Menschen durch Lernen kultureller Werte und deren Anwendung in der Gesellschaft bewusst zu formen. Die Muttersprache ist nicht nur Teil der persönlichen Identität, sondern auch ein Schlüssel zur Bildung für alle.
Auch am Galatasaray-Platz in Istanbul haben verschiedene ethnische Gruppen gemeinsam diesen Tag gefeiert, indem sie ihre Solidarität mit traditionellen Tänzen und Gedichten gezeigt haben. Jedoch ist die Polizei auch an diesem Tag gegen die friedlichen Demonstranten vorangegangen. Es kam zu Ausschreitungen und Verhaftungen.

ANF, Özgür Gündem, 21.02.2014, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan