Dimensionen
der Unterdrückung im Gefängnis Tekirdağ ist unerträglich
SEDAT SUR – TEKİRDAĞ
| In den türkischen Gefängnissen nehmen Folter und Unterdrückungen gegenüber
den politischen Gefangenen immer weiter zu. Die F-Typ-Hochsicherheitsstrafvollzugsanstalt
in Tekirdağ ist Vorreiter bei Folter und Unterdrückung gegenüber den politischen
Gefangenen.
Die aus den Gefängnissen in (Nord-)Kurdistan verlegten Gefangenen werden
meist im F-Typ-Gefängnis von Tekirdağ untergebracht. Politische Gefangene
der PKK hatten im letzten Jahr im Dezember einen unbefristeten Hungerstreik
durchgeführt. Die Gefängnisverwaltung hatte ihnen zugesprochen, dass Repressalien,
Folter und Unterdrückungen beendet werden. Jedoch hat die Gefängnisverwaltung
die Haftbedingungen weiter verschärft, nichts von den zugesicherten Punkten
haben sie eingehalten.
Mehmet Y. ist seit etwa 6 Monaten in Tekirdağ. Vorher war er im E-Typ-Gefängnis
in Mardin inhaftiert. Jetzt schrieb er in einem Brief über die Haftbedingungen
im F-Typ-Gefängnis und wies darin auf die unerträglichen Repressalien
hin und dass die Gefängnisverwaltung die Gefangenen trotz ihrer Bemühungen
einen Dialog mit ihnen zu führen nicht ernst nähmen. Ständig werden die
Gefangenen provoziert. „Als wenn sie die Friedensgespräche gegen uns wenden
und uns zu Protesten und Aktionen bewegen wollten oder wir aufgeben sollen“,
schreibt Mehmet Y.
Wenn sie dir Unterdrückungsmethoden gegen die Gefangenen beschreiben würden,
brauchten sie viel Papier. Sie hätten immer wieder mit einem Dialog oder
auf dem Rechtswege versucht, die Probleme im Gefängnis zu lösen und benötigten
jetzt dringend einen Rechtsbeistand.
Mit dem begonnenen
Friedensprozess verschlechterte sich unsere Lage zusehend
„Seit dem vergangenen Jahr, gerade in der Zeit der Friedensgespräche,
hat die Unterdrückung im hohen Maß zugenommen. Trotzallem versuchen wir,
die Friedensgespräche nicht zu gefährden. Als im letzten Dezember die
Unterdrückung weiter zugenommen hatte, sind wir in einen unbefristeten
Hungerstreik getreten. Daraufhin hat die Gefängnisverwaltung uns versprochen,
dass jegliche Repressalien gegen uns aufhören würden. Doch es passiert
das Gegenteil. Seitdem ist die Unterdrückung stärker geworden“, beschreibt
er die Situation im Gefängnis.
Der Druck
richtet sich auch gegen die Angehörigen der Gefangenen beim Besuch
Mehmet Y. betonte, dass die Angehörigen der Gefangenen Hunderte von Kilometern
fahren müssen, um sie besuchen zu können. Dann müssten sie durch unmenschliche
Durchsuchungen. Sie müssten sich komplett nackt vor den Wärtern ausziehen
– und vieles mehr. Auch seien die Besuchszeiten stark gekürzt worden,
statt vorher einer Stunde auf jetzt nur noch 25 Minuten. Wenn sie sich
gegen diese Bedingungen zur Wehr setzen, würden sie bedroht werden. Weil
sie Angst um ihre Kinder haben, könnten sie sich nicht durchsetzen.
Die Öffentlichkeit
muss entschieden auf die Bedingungen der schwer erkrankten Gefangenen
reagieren
In seinem Brief schrieb er auch über die schwer erkrankten Gefangenen,
die an der Schwelle zum Tode stehen und rief die Öffentlichkeit auf, entschieden
darauf zu reagieren. „Ansonsten werden Särge aus dem Gefängnis von Tekirdağ
kommen. Wir wollen endlich, dass die Repressalien aufhören. Wir wollen
die Friedensgespräche durch Aktionen von uns nicht negativ beeinflussen,
aber wir wollen auch, dass die Öffentlichkeit weiß, dass die Unterdrückung
eine Dimensionen erreicht hat, die nicht mehr zum Aushalten ist",
so Mehmet Y. in seinem Brief.
ANF, 19.02.2014,
ISKU
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