Tuğluk:
Die Doppelmoral der Justiz
AMED – Nachdem die
Forderung, die Abgeordneten der Partei für Frieden und Demokratie BDP
freizulassen, abgelehnt worden ist, haben die Kovorsitzenden des Kongresses
für eine demokratische Gesellschaft DTK und die unabhängige Abgeordnete
von Wan Aysel Tuğluk eine Erklärung abgegeben. In der Erklärung wurde
betont, dass diese Entscheidung wieder einmal die Doppelmoral widerspiegelt,
sie betonte dass es ein „Rechtswesen für Kurden“ und ein „Rechtswesen
für nicht Kurden“ gibt.
In der schriftlichen Erklärung der Kovorsitzenden des DTK und der unabhängigen
Abgeordnete Aysel Tuğluk heißt es u.a., dass wenn es um die Kurden geht
das Rechtwesen nicht existiert. Frau Tuğluk erklärte dazu: „Es wird ein
ganz anderes Recht für Kurden betrieben. Obwohl das Rechtwesen universal
und nicht personenbezogen ist. Das Rechtswesen gilt ausnahmslos für jeden
und jede. Aber die Ablehnung zur Freilassung der BDP-Abgeordneten verstößt
gegen den Grundsatz von Gleichheit im Rechtswesen. Mit dieser Entscheidung
wurde wieder einmal das Rechtwesen zunichte gemacht.“
Die Entscheidung, die Abgeordneten der BDP nicht freizulassen, sei der
Beweis dafür, dass die Kurden in dem bestehenden Rechtssystem keine Rechte
besitzen. „Die Kurden haben weder als Bürger noch als Wähler oder Abgeordnete
einen Status in diesem Land“, so Tuğluk. Dass die Abgeordneten trotz der
Entscheidung des Verfassungsgerichts nicht freigelassen worden seien,
zeigt in aller Deutlichkeit die zwei Gesichter des türkischen Rechtssystems.
Die Gerichte mit Sonderberechtigungen (ÖYM) üben diese Praxis aus und
arbeiten nicht nach universellen Rechtsnormen und sind politische Gerichte,
was am Beispiel der KCK-Verfahren nachgewiesen werden kann. Die Grundlagen
des ÖYM seien Kriegsrecht auf der Basis der Antiterrorgesetze. Gegen politische
Gegner werde das Recht missbraucht. Die Ablehnung der Freilassung der
fünf BDP-Abgeordneten zeige uns, dass die Abgeordneten Geiseln, die Entscheidungen
politisch motiviert und die Prozesse mit Kriegsrecht durchgeführt werden,
so Tuğluk
Die ÖYM erweitern ohne Grenzen ihre Befugnis und Aufgabengebiete und gefährden
so das Rechtssystem. Staatssicherheitsgerichte seien zwar namentlich abgeschafft
worden, aber mit den ÖYM wurden die Sondergerichte am Leben gehalten und
sogar weiter entwickelt worden. Ein Sonderkriegsrecht werde über die ÖYM-Gerichte
gegen die kurdischen PolitikerInnen angewendet. Dafür ist die AKP-Regierung
an vorderster Stelle verantwortlich, und sie kann sich nicht mit Äußerungen
wie „die Justiz ist unabhängig“ vor ihrer Verantwortung drücken. Die AKP
habe die Grundlage dafür geschaffen, dass die BDP-Abgeordneten nicht frei
kommen. Die AKP habe diese Doppelmoral in der Justiz im Hinblick auf die
Kurden systematisiert und aktualisiert.
„Es ist offensichtlich, dass die Kurden mit dieser Entscheidung ihren
Glauben an das Rechtwesen von Grund auf verlieren werden und ihre Zugehörigkeit
als Bürger in Frage stellen. Wenn wir als gleichberechtigte Bürger miteinander
leben wollen, wenn ein Rechtswesen ohne Kurden betrieben wird; eine Demokratie
ohne Kurden, eine Politik ohne Kurden und ein Leben ohne Kurden durchzusetzen
ist unmöglich!“, so Tuğluk
In den Zeiten von Friedensgesprächen sei die weitere Inhaftierung der
BDP-Abgeordneten ein Zeichen für die Ablehnung eines gleichberechtigten
Lebens der Völker und Kulturen, es ist die Ablehnung für ein freies und
demokratisches Zusammenleben in einem Land. Es sei eine Entscheidung,
die alle Bemühungen für ein demokratisches Zusammenleben und des gegenseitigen
Respekts zunichtemacht.
„Obwohl die Öffentlichkeit erwartet, dass die Wege einer demokratischen
Politik für alle geöffnet werden, wurden neue Hindernisse erschaffen.
Durch so einen Rechtsskandal wird der Friedensprozess sabotiert”, erklärte
Frau Tuğluk
Das Massaker von Gewer (Yüksekova) in letzten Tagen und die Geiselhaft
der Abgeordneten zeigen deutlich die Mächte, die gegen den Friedensprozess
gerichtet sind. Ein Parallelstaat und das Parallelrechtswesen mit all
seinen Provokationen sind aktiv. Es ist offensichtlich geworden, dass
einige Kräfte mit Nachdruck versuchen den Friedensprozess zu stoppen.
Zuletzt erwähnte Tuğluk, dass sie weiter für Gleichberechtigung eintreten:
„Wir glauben fest daran, dass wir es schaffen werden, und hoffen, dass
diese Entscheidung, die den Grundsatz des Rechtwesen zunichtemacht, schnell
zurückgenommen wird.“
ANF, 17.12.2013,
ISKU
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