30./31.
Woche – Rückblick der Guerillaaktionen Teil 2
Aufgrund der von
Tag zu Tag eskalierenden Kriegssituation und der breite von Guerillaaktionen
war es in dieser Woche nicht möglich einen Überblick in einem Bericht
zu geben. Während Ministerpräsident Erdoğan mit immer neuen Erfolgsmeldungen
auftrumpft, hat das Militär große Teile der Region Şemzinan (Şemdinli)
nicht mehr unter Kontrolle. Erdoğan spricht in einer Regierungserklärung
von 115 gefallenen Guerillas und zwei getöteten Soldaten. Es muss nicht
erst mit den Bilanzen der Guerilla verglichen werden, um die Realitätsferne
einer solchen Behauptung darzustellen, so erklärte der Regionalgouverneur
von Şemzinan, er wüsste von keinerlei getöteten Personen. Die Gebiete
unter Guerillakontrolle bleiben allgemein gesperrt und nicht einmal Abgeordnete
können die Regionen betreten. So versucht die türkische Regierung ihre
Version der Geschehnisse durchzusetzen. So befinden sich nach Augenzeugenangaben
mindestens 17 Leichen gefallener Spezialsoldaten im 3. Brigadehauptquartier
der Region.
Guerillaaktionen in Şemzinan
gehen weiter
In Şemzinan fanden aber auch heute am 13. Tag der Auseinandersetzungen
schwere Kämpfe wenige Kilometer von der Kreishauptstadt entfernt statt.
Die Guerilla griff am 04. August einen Unterstützungskonvoi des türkischen
Militärs an. Dabei starben vier Soldaten, sechs wurden verletzt.
Weitere große Guerillaoperation
in Çele begonnen – über 100 Soldaten getötet
Während die Kämpfe in der Region Şemzinan/Colemêrg (Şemdinli/Hakkari)
weitergehen, begannen Guerillaeinheiten nun auch Stellungen im Landkreis
Çele (Çukurca) in der Provinz Colemêrg zu erobern, Militärstützpunkte
anzugreifen und feste Stellungen aufzubauen.
Die Guerilla griff zeitgleich in der Nacht zum 05.08.2012 19 Militärbasen
im Kreis Çele an. Diese Militärbasen sind häufig Artilleriestellungen,
von denen aus das türkische Militär Südkurdistan bombardiert. Bei dieser
„revolutionären Operation“ starben nach Guerillaangaben über 100 Soldaten,
neun Paramilitärs (Dorfschützer) wurden gefangen genommen. Sieben Guerillas
der Volksverteidigungskräfte HPG wurden getötet.
Die Guerilla erklärte dass sie den Geçimli-Militärstützpunkt erobert habe,
auf dem 170 Soldaten und ein Team Dorfschützer stationiert waren. Die
Gipfel, die die Basis schützen sollten, wurden ebenfalls eingenommen.
Die Guerilla konnte aus den Munitionsdepots 20 Waffen mitnehmen und erklärte:
„Hier konnten wir feststellen, dass 70 feindliche Soldaten getötet worden
sind, dutzende Soldaten waren verletzt. Außerdem wurden fünf Panzer und
ein Panzerfahrzeug zerstört.“ Die neun Dorfschützer, die sich zum Zeitpunkt
des Angriffs im Stützpunkt befanden, wurden von der Guerilla gefangen
genommen und später wieder freigelassen.
Nach dem Angriff auf den Militärstützpunkt errichteten die Guerillas Kontrollpunkte
auf der Straße zwischen Colemêrg und Çele und informierten die Bevölkerung
über die „revolutionäre Operation“.
Nach einer Weile kam ein Militärkonvoi zur Verstärkung aus dem Geman-Stützpunkt.
Die Guerilla griff auch diesen „auf wirksame Weise“ an. Ein Panzer wurde
zerstört und einer beschädigt. Der Konvoi musste sich zurückziehen.
Die Guerilla griff aber in der Nacht noch weitere Basen an. Dabei wurde
der Karataş-Stützpunkt in Brand geschossen, darin gelagerte Artillerie-Munition
detonierte. Die Kämpfe dauerten die ganze Nacht an.
Bei den Kämpfen sind sieben Guerillas gefallen. Die Guerilla erklärte,
dass diese revolutionäre Operation ebenfalls andauert, und dass trotz
Bombardierung und Artilleriefeuer sich große Gebiete weiter unter ihrer
Kontrolle befinden.
Die türkischen Medien mussten die Gefecht einräumen und sprechen von 15
gefallenen Guerillas und acht gefallenen Soldaten und Dorfschützern. Zu
dieser Bilanz ist einerseits zu sagen, dass, wie schon aus vielen Gefechten
der letzten Wochen bekannt geworden ist, das türkische Militär, wenn überhaupt,
dann einen Bruchteil der getöteten Soldaten angibt. Insbesondere das Schicksal
der Berufssoldaten der Spezialeinheiten wird systematisch verborgen. Andererseits
liegen etliche Augenzeugenberichte vor. Wie der Bericht eines Dorfschützers,
der im Gecimli-Militärstützpunkt stationiert war und gegenüber der Nachrichtenagentur
DIHA erklärte, dass sehr viele Soldaten gestorben seien und viele Soldaten
in einen Schockzustand verfallen seien. Ein Teil von ihnen sei immer noch
nicht zu sich gekommen und wird im Moment im Krankenhaus behandelt. Der
Nachrichtensender Nuce TV hat mehrere Videos dieser Aktion ausgestrahlt
die zeigen, wie in der Nacht zum Montag mehrere Militärstützpunkte angegriffen
wurden und in Flammen stehen.
Schwere Kämpfe in Çelle setzen
sich den ganzen Tag fort
Auch am 05.08. tagsüber kam es zu schweren Auseinandersetzungen. Ein Gruppe
Friedensmütter geriet in die Nähe eines Gefechts und berichtete folgendes:
„Der Militärkonvoi wurde von vielen Seiten gleichzeitig angegriffen. Neben
uns starben viele Soldaten. Einige Mütter fielen in Ohnmacht. Einige Soldaten
wollten sich dadurch retten, indem sie sich hinter uns warfen. Es findet
ein schweres Gefecht statt.“ Der Kampf scheint gegen Mittag ausgebrochen
zu sein, als das Militär Konvois zur Verstärkung schickte, um Stellungen
zurückzuerobern.
Guerillaaktionen in ganz Nordkurdistan
Auch wenn der Fokus der Berichterstattung aufgrund ausgedehnten Gefechte
auf die Region Şemzinan, Gever, und Çele gerichtet ist, fanden in vielen
weiteren gebieten große Aktionen statt.
Dihê– Bilgili-Militärbasis
zwei Mal in einer Woche angegriffen
In Dihê (Eruh) wurde zum zweiten Mal innerhalb einer Woche der Bilgili-Militärstützpunkt
in der Nacht vom 04. auf den 05.08. mit schweren Waffen angegriffen. Der
Kampf dauerte mehrere Stunden lang an.
Zuvor war der Stützpunkt schon am 02.08. Ziel einer Guerillaaktion gewesen,
als Militäreinheiten eine Operation vorbereiteten. Dabei starben nach
Guerillaangaben etwa 20 Soldaten und zwei Guerillas. Der Stützpunkt geriet
an vier Stellen in Brand. Alle beiden Gipfel, welche den Militärstützpunkt
schützen sollten, wurden von der Guerilla zerstört. Von diesen Gipfeln
aus konnte die Guerilla beobachten, das etwa 20 Soldaten getötet und viele
verletzt worden sind.
Weitere Aktionen gegen Militärkonvois, Basen sind aus den Regionen Amed,
Wan, Pîran, Dersîm, Mêrdîn, Midyad und anderen Gebieten bekannt geworden.
Weiterhin griff die Guerilla am 02.08. zwischen Eleziz und Mûş einen Güterzug
mit einem Sprengsatz an. Dabei entgleisten 5 Wagons.
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