Bilanz der Menschenrechtsverletzungen Februar 1998

Istanbuler-IHD (Menschenrechtsverein) -Bericht
Februar 1998
13 Menschen wurden durch "unbekannte Taeter" ermordet
 2 Menschen wurden von der Polizei exekutiert
 4 Personen wurden nach ihrer Festnahme verschwunden
17 Folterfaelle wurden registriert
2.242  Maenner und
  572 Frauen wurden festgenommen und davon
   44 inhaftiert
  101 Menschen befinden sich weiterhin wegen ihrer Meinungsaeusserung in Haft

1. Durch Angriffe "unbekannter Taeter" wurden getoetet:
Murat Bakir (31)                                01.03. - Tokat
Veli Demiryuerek                                08.03. - Tokat
Akin Uygur und Mehmet Dal (23)          19.03. - Batman

2. Durch Angriffe "unbekannter Taeter" wurden verletzt:
Faruk Kardas (19) und
Davut Kersin (24)                               19.03. - Batman

3. Bei Angriffen von Militaers, Polizei und Dorfschuetzern Getoetete und Verletzte:
05. 03. Van: Mikail Karademir und Hueseyin Demirhan wurden von den Militaers in
der Naehe des Dorfes Dolucikin, Distrikt Guerpinar, ohne Vorwarnung
niedergeschossen. 06. 03. Urfa: R. E. (25) wurde vor sieben Jahren von dem
Dorfschuetzer Mehmet Ucar (34) in dem Dorf Tilhan (Kinalitepe) vergewaltigt.
Der angezeigte Dorfschuetzer wurde aufgrund der Verjaehrung freigelassen und das
Verfahren eingestellt. 08.03. Batman: Semra Ay und Necla Ates, die nach zwei
Jahre Haftzeit zusammen mit weiteren fuenf politischen Gefangenen aus dem
Gefaengnis in Batman freigelassen wurden, wurden vor dem Gefaengnis erneut
festgenommen und  sexuell misshandelt. 16.03. Bursa: Ali Efeer, der zuvor
festgenommen wurde, ist am 14.3. im Polizeipraesidium infolge von Misshandlungen
gestorben. Izmir: Seyfettin Oezcelik, Mitglied des HADEP- Kreisvorstandes in
Gaziemir, wurde beim Verteilen von Flugblaettern festgenommen und schwer
gefoltert. 17.03. Diyarbakir: Mehmet Yavuz (23) wurde am 12.3. zu Hause im
Stadtteil Aliemir von der Polizei festgenommen mit der Begruendung, die Polizei
in Adana suche ihn. M. Yavuz, der dann nach Adnana ueberfuehrt wurde, wurde im
Polizeigewahrsam in Adana am 13.3. zu Tode gefoltert. Seiner Familie gegenueber
wurde ein Herzinfarkt als Todesursache behauptet. An seinem Leichnam jedoch
wurden mehrere Folterspuren festgestellt: Seine Arme und sein Schaedel wurden
gebrochen, an seinem Koerper wurden Zigaretten ausgeloescht und seine Zehen- und
Handnaegel wurden herausgezogen.   Diyarbakir: Die Doerfer Doenenkaya, Koefuerbeyt,
Tarimova, Kalemkoeyue, Uezluece, Dariseven Esenyol und Aricotak, Distrikt Silvan,
deren Bevoelkerung die Dorfschuetzertaetigkeit ablehnt, werden durch die Militaers
schikaniert und angegriffen. Die Umgebung dieser Doerfer werden mit schweren
Waffen beschossen. Als letztes ereignete sich ein Vorfall in der Naehe des
Dorfes Suetluece. Resul Kirdak (13) wurde am 12.3. durch den Beschuss der Gegend
niedergeschossen, als er sein Vieh auf der Weide huetete. 19.03. Siirt: Die
Schaefer Etman Can, Ibrahim Evin, und Ramazan Balik wurden am 10.3. am Ufer des
Flusses Tigris durch die Militaers scher verpruegelt, da sie das Weideverbot fuer
die Tiere nicht beachtet haben. 10.03. Mardin: Abidin Aydin, dessen Ehefrau
1993 in U-Haft durch die Militaers vergewaltigt wurde, wurde festgenommen und
in der Polizeidirektion in der Kreisstadt Derik schwer gefoltert. Die Familie
Aydin wird seit geraumer Zeit schikaniert, da sie den tuerkischen Staat wegen
der Vergewaltigung an Frau Suekran Aydin vor dem Europaeischen Gerichtshof
verklagt hatte, in dessen Folge die Tuerkei verurteilt worden ist. 21.03.
Istanbul: Murat Can und Alpay Denizhan, die einem Diebstahl verdaechtigt
wurden, wurden am 19.3. auf der Flucht mit einem Fahrzeug von der Polizei
niedergeschossen, so dass sie einen Verkehrsunfall verursachten, wobei sie
toedlich verunglueckt sind. 30.03. Agri: Fecri Yuece (18), Bruder der Gefangenen
Sema Yuece, die sich am 21.3. im Gefaengnis von Canakale selbst verbrannt hat
und noch immer  in Lebensgefahr schwebt, wurde am 28.3. im Distrikt Tutak von
der Polizei festgenommen und schwer gefoltert, da er sich telefonisch nach dem
Zustand seiner Schwester im Krankenhaus in Adapazari erkundigen wollte. Izmir:
Gazali Turan und Abdullah Kaya, die bei den Newroz-Feierlichkeiten
festgenommen wurden, wurden im Polizeigewahrsam schwer gefoltert.

4. Verschwindenlassen von Menschen  nach ihrer Festnahme:
01.03. Diyarbakir: Fikri Oezgen (72) festgenommen am 27.02.97 vor seinem Haus
im Stadtteil Hatboyu. Siirt: Mehmet Inan (42) festgenommen am 18.04.96, als er
im Stadtteil Seyrantepe zum Einkaufen  sein Haus verliess. 05.03. Izmir: Ayse
Hira, IHD-Mitglied, festgenommen am 2.03. im Krankenbett zu Hause im Stadtteil
Yamanlar/Karsiyaka. 06.03. Suedkurdistan: Am 3.3. wurde das Fluechtlingscamp
Niniva in der Naehe der Stadt Mosul/Nordirak von einer KDP-Einheit unter
Beschuss genommen. Anschliessend wurden zwei Fluechtlinge verschleppt, ueber deren
Schicksal nichts bekannt ist. 11.03. Aydin: Abdulgafur Aksoy, Saenger der
kurdischen Musikgruppe "Koma Jiyana Welat" festgenommen am 8.3. nach seinem
Auftritt bei einer Veranstaltung anlaesslich des 8. Maerz in Aydin. Istanbul:
Yusuf Ulu, festgenommen am 9.3. gegen 04:00 Uhr zu Hause in dem Stadtteil
Bagcilar. 18.3.  Istanbul: Serafettin (19) und Mehmet Sahin (17), Sinan
Beyazdogan und Salih Demir festgenommen am 16.03. zu Hause in den Stadtteilen
Terazi und Kuecuekkoey. 19.03. Mus: Cerge, Irfan und Kemal Oezer festgenommen am
16.03. zu Hause im Dorf Hanoglu, Distrikt Malazgirt. Urfa: Nazan Aysal Can,
Mitglied der Lehrergewerkschaft Egitim-Sen, festgenommen am 16.3. gegen 12:00
Uhr zu Hause im Distrikt Siverek. 27.03. Diyarbakir: Aziz Sueer und Tahir
Altinsoez festgenommen am 23.03. Distrikt Bismil. 29.03. Mersin: Luetfue
Kizilkaya und Hasan Ali Bindal festgenommen am 22.03. im Rahmen der
Massenverhaftungen anlaesslich der Newroz-Feierlichkeiten in Mersin. Diyarbakir:
Hatice Tekdag festgenommen am 22.03. bei den Newroz-Feierlichkeiten am
Cumhuriyet-Platz.

5. Verschleppt und getoetet:
04.03. Diyarbakir: Mehmet Oezdemir, der am 24.12.97 festgenommen wurde, wurde
am 1.3. in der Naehe des Dorfes Kevnecar (Alabal), Gemeinde Mermer tot
aufgefunden. 25.3.  Suedkurdistan: Mehmet Benek (65) und  Ahmet Benek (50), die
bei einem Ueberfall der KDP`ler und tuerkmenischen Milizionaere am 3.3. auf das
Fluechtlingscamp Ninova in der Naehe der Stadt Mosul/Nordirak verschleppt
wurden, wurden am Newroz-Tag, dem 21.3. im von der KDP kontrollierten Dorf
Beasle tot aufgefunden. Die Koerper der Verschleppten wurden auf bestialische
Weise gefoltert und zugerichtet: So wurden die Arme, Ohren abgeschnitten,
Augen ausgestochen. Die Koepfe wurden vom Rumpf entfernt und fuer die Belohnung
den tuerkischen Militaers als PKK`ler praesentiert. 27.03. Adiyaman: Hueseyin Cici
(15), der zuvor in der Kreisstadt Tut verschleppt wurde, wurde am 24.2.98 in
einem verlassenen Haus gefesselt tot aufgefunden. 30.03. Batman: Semsettin
Oezcan (45), der am 14.1. in dem Lokal "Marmara" im Stadtteil Kueltuer
verschleppt wurde, wurde in der Naehe der paedagogischen Schule im Stadtteil 19
Mayis gefesselt tot aufgefunden.

6. Tote und Verletzte durch Minen- und Bombenexplosionen:
01.03. Siirt: Der Schaefer Ekrem Celik (13) wurde durch die Explosion einer
Handgranate schwer verletzt, die er am 27.2. in der Naehe des Dorfes Qewik
(kemerli), Distrikt Eruh, fand. 06.03. Mardin: In der Naehe des Distriktes
Mazidag trat Ramazan Yuerek (23) am 3.3. auf eine Anti-Personenmine, auf dem
Weg zu seinem Weingarten. Dabei wurde er schwer verletzt. 12.03. Mardin: In
der Naehe des Dorfes Kismetli, Gemeinde, Kilavuz haben Kinder auf dem Feld eine
Handgranate gefunden, wo zuvor die Militaers stationiert waren. Bei der
Explosion der Handgranate wurden M. Ali Akinci (12) getoetet und Luetfue Kacak
(12) sowie Hueseyin Akinci (13) schwer verletzt. 16.03. Diyarbakir: Auf dem
Muell der Internatsschule in Lice, welche als Militaerstation benutzt wird,
suchten Kinder am 11.3. nach Metallresten. Dabei fanden sie ein
Artellerie-Geschoss, das dann explodierte. Dabei wurde Engin Ceylan (14)
getoetet und Mehmet Karadag (13), Hueseyin Bogar (13) und Abdullah ? schwer
verletzt. 25.03. Van: Die von den Militaers auf den Spiel- bzw. Muellplaetzen
hinterlassenen Bomben fordern immer mehr Tode unter der  Zivilbevoelkerung: Am
22.3. spielten Kinder auf dem Muell des Bataillon, wobei sie eine Handgranate
fanden, die dann explodierte. Dabei wurden Mugdat Usman (13) und Adnan Usman
(14) getoetet und Ali Aktas (12) schwer verletzt.