DOKUMENTATION:
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17. September 1998
Im folgenden dokumentieren wir die Erklärung der politischen Gefangenen
in der Türkei zum Boykott des Staatssicherheitsgerichtes der Türkei
vom 28.8.98:
Die Staatssicherheitsgerichte (DGM) müssen geschlossen
werden!
Die Staatssicherheitsgerichte erfüllen mit ihren speziellen Gerichtsurteilen
die Unterdrückung und den Terror des faschistischen Regimes. Ihre
Existenz steht seit Jahren gegen die demokratischen Rechte unserer Völker
und bildet ein Bollwerk gegen unseren Freiheitskampf.
Nicht nur gegenüber den Revolutionären, Sozialisten und Patrioten,
sondern auch gegenüber dem kurdischen Volk, das sein Neujahrsfest
Newroz feiert, den Werktätigen, die gegen Privatisierung kämpfen,
den Studenten, die ein demokratisches Bildungssystem ohne Studiengebühren
fordern, den Intellektuellen, die ihren wahren Platz im Volke einnehmen,
den Beamten und Angestellten, die Gewerkschaften und kollektive Tarifverträge
fordern, und gegen die Mütter der Gefangenen und Verschwundenen, die
ihre Forderungen auf Kundgebungen zum Ausdruck bringen, und alle zivilen
Kräfte, die für die Freiheit der Werktätigen und Bauern
kämpfen. Die Antworten der Staatssicherheitsgerichte sind Gewehre
und Schlagstöcke.
Die Staatssicherheitsgerichte vertreten nichts anderes als ein faschistisches
Justizsystem, und im allgemeinen bestehen ihre Aktivitäten qualitativ
aus politischen Sonderverurteilungen. Sogar an die antidemokratischen Gesetze
halten sie sich nicht und handeln im Rahmen der Forderungen der Regierung
und der Untersuchungsberichte und aufgrund der Verhöre der Folterpolizei.
Bis heute sind ihre Maßnahmen willkürlich, und sie verurteilten
maßlos zehntausende von Revolutionären, Sozialisten, Patrioten,
Demokraten, Intellektuellen und fortschrittlichen Menschen zu schweren
Haftstrafen. An den sogenannten “außerordentlichen Gerichten des
türkischen Freiheitskampfes” und Sondergerichten nehmen Militärrichter
teil. Diese speziellen Gerichte haben gesonderte Gesetze und Verurteilungsmethoden,
was auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte international
feststellt.
Die DGM und die o.g. Sondergerichte sind diejenigen Gerichte, die mit
der Kontraguerilla, den Mördern und Foltern kooperieren und diese
somit schützen. Sie versuchen, die Massaker, Folterungen, faschistische
Unterdrückung und den Terror zu legitimieren. Das faschistische Regime,
das unsere Völker gefangennehmen will, um sie zu versklaven, führt
mit Hilfe der Staatssicherheitsgerichte einen totalen Krieg. Für unsere
Völker gibt es keine Legitimität dieser Gerichte, und es kann
sie auch nicht geben. Im Gegenteil, gegen solche Gerichte zu kämpfen,
ist legitim, und dies ist die Aufgabe aller demokratischen revolutionären
Kräfte.
Aus diesem Grund werden wir, die patriotischen, revolutionären
und sozialistischen Gefangenen, aus Protest gegen die DGM und deren Urteile
ab dem 5. September nicht an Gerichtsverhandlungen teilnehmen und die Identitätsfeststellungen
und Anhörungen verweigern. Wir rufen alle patriotischen, revolutionären,
demokratischen Kräfte zum Kampf auf, um das faschistische Bollwerk
zu zerstören.
Die Staatssicherheitsgerichte müssen geschlossen werden. Ihre
sämtlichen Urteile und Bestrafungen müssen abgeschafft werden.
Im Namen aller in allen Gefängnissen sich befindenden Gefangenen
der Organisationen PKK, MLKP, DHKP-C, TKP/ML, TKP(ML), PYSK, Direnis Hareketi,
THKP-C/HDÖ, HKG, DHP: Sabri Ok, M. Akif Han, Sadi Özbolar, Nil
Pinar Arin, Cigdem Kazan, Can Ali Türkmen, Adnan Halis, Ilhan Zeyrek,
Ramazan Sadikogullari, Tuncay Kurttas, Hamza Demir, Meral Kidir.
Im Namen der Gefangenen im Bayrampasa-Gefängnis von TIKP, TKEP,
Devrimci Yol: Hidir Gökturna, M. Ali Ayhan, Erdal Karagöz.