Eine Geschichte von Unterdrückung und
Widerstand -
Die Geschichte der prokurdischen Parteien HEP, DEP und HADEP
“Halkin Emegi Partisi” (Partei der Arbeit des Volkes), wurde am 7.6.1990
von kurdischen ehemaligen sozialdemokratischen Parlamentsabgeordneten (SHP),
die wegen ihrer Kritik an der chauvinistischen Politik der SHP ausgeschlossen
wurden, gegründet. Sie verstand sich als “die erste Partei in der
Türkei, die gegen die offizielle Ideologie und gegen die herrschende
Gesellschaftsordnung ist”. Sie trat für die kurdische Bevölkerung
ein und thematisierte die kurdische Frage auch im Parlament wo sie für
eine politische Lösung eintraten. Vieler ihrer AktivistInnen wurden
ermordet, darunter der bekannte Politiker Vedat Aydin.
In den kurdischen Gebieten der Türkei wurden 1991 bei den Parlamentswahlen
22 HEP-Mitglieder auf den Listen der SHP (Sozialdemokratische Volkspartei)
mit starker Mehrheit gewählt. Die HEP wurde zu den Wahlen nicht zugelassen,
so daß sie als Mitglieder der SHP antraten. Ihre Ergebnisse lagen
bei 60% und mehr. Die Teilnahme an einer Konferenz in Paris über die
kurdische Selbstbestimmung nahm die SHP zum Anlaß, sich von den ungeliebten
Parlamentarier-Innen zu trennen. Sie arbeiteten als “Partei der Arbeit
des Volkes” weiter, und als abzusehen war, daß diese verboten würde
(was auch im Juli 1993 geschah), wurde im Mai 1993 die Demokratiepartei
(DEP, Demokrati Partisi) gegründet.
Für die DEP war die Kurdistan Frage das zentrale Problem der türkischen
Innen- und Außenpolitik. Nicht nur die Parlamentsabgeordneten sondern
auch Bürgermeister im kurdischen Gebiet wechselten zur DEP über.
Einige von Ihnen wurden ohne Begründung vom Innenministerium zwangsweise
ihres Amtes enthoben. Am 2. März 1994 wurden nach Aufhebung ihrer
Immunität durch das Parlament sieben DEP -Abgeordnete, darunter Leyla
Zana, wegen “ Separatismus ” verhaftet und zu bis zu 15 Jahren Gefängnis
verurteilt. Das Verbot der DEP wurde am 16. Juni 1994 ausgesprochen.
Am 11.3.1994 wurde die HADEP (Halkin Demokrasi Partisi, Demokratiepartei
des Volkes) gegründet, deren Mitglieder ebenfalls täglicher Repression
ausgesetzt sind. Die Hauptforderungen der HADEP zur Lösung der kurdischen
Frage lauteten im wesentlichen: Schaffung eines demokratischen Umfeldes
zur Lösung des Problems, Beseitigung der gesetzlichen Hindernisse
für eine offene Diskussion über die Lösung des Problems;
Aufhebung des Ausnahmezustandes in dem kurdischen Gebiet; Beendigung des
Dorfschützersystems; Beendigung der Dorfzerstörungen und Ende
der Morde “Unbekannter Täter”. Mehrere Aktivisten wurden von der Kontraguerilla
ermordet. Im Juli 1996 wurde der Vorsitzende Murat Bozlak und andere Mitglieder
nach einem Parteikongreß verhaftet.
Seit Anfang 1998 verstärken sich die Angriffe auf die HADEP. Am
23 Mai 1998 wurden gegen 38 Mitglieder des Exekutivrates und Parteirates
der HADEP vom Staatssicherheitsgericht Ankara Haftbefehle erlassen. Die
Begründung lautet, daß sie Anführer bewaffneter Banden
seien. Zudem wird ihnen Separatismus vorgeworfen. Die Mindeststrafe für
diesen Vorwurf beträgt 15 Jahre. Am 24.06.98 veröffentlichte
die HADEP eine Presseerklärung zu den erneuerten Verhaftungen: “In
der Türkei wurden die Angriffe auf Kräfte die sich für Frieden
und Demokratie einsetzen, in den letzten Tagen verstärkt. Nach der
Verhaftung des Generalvorsitzenden und weiterer Führungsmitglieder
der HADEP dauern die Angriffe gegen unsere Partei weiter an. Die Zentralgeschäftsstelle
unserer Partei war kurz hintereinander zweimal das Ziel polizeilicher Razzien;
innerhalb von vier Monaten wurden drei unserer Mitglieder ermordet; sechs
Geschäftsstellen der HADEP in Großstädten und 23 Geschäftsstellen
in Landstädten wurden von der Polizei durchsucht. Hierbei wurden jeweils
unsere Archive verwüstet und die anwesenden Vorstände und Mitglieder
festgenommen. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Mitglieder und Führungspersönlichkeiten
der HADEP die festgenommen wurden auf 1304 Personen. Gegen 41 wurde Haftbefehl
erlassen. “
In der Presseerklärung heißt es weiter: “Die HADEP ist das
Volk und das Volk ist die HADEP. Es ist offensichtlich, daß das Ziel
des Staates ist, unsere Partei in einen Zustand des Chaos zu führen.
Wir werden gegenüber diesen Angriffen nicht schweigen. Zusammen mit
allen Kräften, die sich für Frieden, Demokratie und Freiheit
einsetzen, werden wir unsere demokratischen Forderungen und legitimen Kampf
verstärken.” Es ist noch in diesem Jahr mit einem Verbot der HADEP
zu rechnen.