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ROJAVA, KOBANÊ, ŞENGAL - Humanitäre Katastrophe steht bevor, wenn nicht reagiert wird

Die Angriffe des sogenannten Islamischen Staates (IS) auf die kurdische Stadt Kobanê im Norden Syriens dauern seit dem 15. September 2014 an, es sind nun über 100 Tage. Es ist noch lange nicht vorbei und doch schaut die ganze Welt weg.

In Folge des Krieges sind große Teile der Stadt und der umgebenden Dörfer zerstört und verwüstet worden. Erschwert wird der humanitäre Notstand durch ein faktisch bestehendes Embargo. Da sämtli- che Wege nach Kobanê versperrt gehalten werden, können keine humanitären Hilfsgüter in die Stadt gelangen. Aufgrund der misslichen Lage der Flüchtlinge aus Kobanê, die sich in der Türkei befinden, kehren immer mehr Menschen nach Kobanê zurück. Die Stadtverwaltung von Kobanê wird derzeit von Freiwilligen betrieben.

Das größte Problem stellt der Mangel an sauberem Trinkwasser dar.

Das größte Problem stellt der Mangel an sauberem Trinkwasser dar. Aufgrund der Zerstörung und Verwüstung durch den IS, des Embargos und der gekappten Wasserversorgung durch die Zentralregie- rung können die Menschen derzeit nur über verschlossene PET-Flaschen an Wasser gelangen. Der Vorrat ist jedoch sehr knapp und wird nicht mehr lange ausreichen.

Es mangelt auch an Nahrung, vor allem an Weizen und Mehl, womit zumindest der Grundbedarf gedeckt werden könnte. Entsprechende Produktionsstätten sind entweder in die Hände des IS geraten oder zerstört worden. Neben Wasser und Nahrung, fehlen auch Strom und Heizöl. Die Stromzufuhr wurde bereits vor zwei Jahren von der Zentralregierung gekappt, sie wurde bisher durch Generatoren si- chergestellt. Nun wurden aber auch die Brennstofdepots durch den IS zerstört. Somit wurde den Menschen sowohl die Grundlage zur Stromerzeugung als auch die Grundlage zum Heizen durch Öl ent- zogen. Der Winter kann auch in dieser Region, die wir vielleicht als heiße Region im Sommer kennen, sehr hart werden. Wer sich die Temperaturen in den vergangenen Jah- ren anschaut, sieht, dass sie bis tief in die Minusgrade reichen. Anders als uns fehlt es den Frauen, Kindern, alten Menschen und allen anderen an warmer Klei- dung und Jacken. Gerade die aus Şengal geflohenen Menschen mussten all ihr Hab und Gut zurücklassen und vor dem IS flüchten. Die Menschen in Kobanê teilen das Wenige, was sie haben. Es reicht aber nicht, nicht für sie und nicht für die Flüchtlinge.

Die medizinische Versorgung ist so gut wie nicht gewährleistet.

Die drei Krankenhäuser, die existierten, wurden zerstört. Derzeit fungiert ein verlassenes Haus als Raum zur Krankenversorgung, betreut werden Kranke und Verwundete von einem einzigen freiwilligen Arzt. Es mangelt an Medikamenten, an technischem Equipment und dem zum Betrieb nötigen Strom. So können Kranke und Verwundete nicht behandelt, wichtige Operationen nicht durchgeführt werden.

Es besteht auch eine akute Seuchengefahr durch die vielen Leichen, die andauernden Kämpfe gegen den IS hinterlassen. Wenn sie nicht selbst Opfer von Bombenangriffen des IS werden, so müssen die Menschen immer noch Krankheiten, Seuchen, Hunger und Durst fürchten. Kurz: Die Lage ist katastrophal.

"... noch etwa ein Monat"

Die Kantonalregierung in Kobanê schätzt, "dass mit dem bestehenden Vorrat an Nahrung, Wasser und Heizöl die Menschen in Kobanê noch etwa ein Monat lang überleben können." Genaueres kann aber nicht prognostiziert werden, da immer mehr Menschen wegen unwürdiger Behandlung aus der Türkei nach Kobanê zurückkehren.

Die Kantonalregierung von Kobanê appelliert mit die- sem Schreiben an die internationale Öffentlichkeit und Gemeinschaft mit den folgenden Forderungen:

» Die Errichtung eines Korridors für humanitäre Hilfe, unter der Kontrolle der UN

» Internationale Expertenteams zur Untersuchung der Lage in Kobanê

» Sicherstellung der Trinkwasser- und Nahrungsmit- telversorgung.

» Entsendung internationaler Ärzteteams für die medizinische Versorgung

» Bereitstellung technischen Equipments für den Wiederaufbau der Stadt

Wir appellieren zusätzlich auch an die Zivilgesell- schaft. Unterstützt die Menschen in Not mit einer Spende in Höhe eines Wunschbetrages! Es können immer wieder Hilfen, wenn auch nur eingeschränkt, bis zur Stadt durchgeschleust werden. Das gespen- dete Geld wird in voller Höhe für die Menschen in Kobanê aufgewendet.

Aktuell werden keine Sachspenden gesammelt, weil der Transport durch LKW unverhältnismäßig hohe Kosten verursacht.

Zuletzt erreichten uns vermehrt Meldungen, dass Orte und Straßen von den Banden des IS befreit wor- den wären. Dann wiederum gibt es heftige Gefech- te am Shingal-Gebirge. Es ist allseits klar geworden, dass der sogenannte Islamische Staat nicht davon ablassen wird, Kobanê, Şengal und Rojava konstant anzugreifen. Wie auch schon die PYD-Kovorsitzende Asya Abdullah in der Vergangenheit mehrfach beton- te, wird dieser Krieg noch lange andauern; umso län- ger, je länger die Weltgemeinschaft sich nicht lang- fristig und aufrichtig solidarisiert.

YXK - Verband der Studierenden aus Kurdistan, 1. Januar

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