3. Konferenz der Jungen Frauen des Kantons Cezire

Die dritte Konferenz der Jungen Frauen des Kantons Cezire fand am 16. Mai 2014 in Rimelan statt.
Ca. 230 junge Frauen aus allen Teilen Cezires kamen zusammen, um die Arbeit eines Jahres zu bewerten und sich neue Ziele für das nächste Jahr zu setzen.

Die Gebäude sind in einen umzäunten abgeschlossen Teil der Stadt, die früher den hohen Staatsbediensteten des Regimes vorbehalten waren. Jetzt sind hier einige Institutionen der kurdischen Bewegung untergebracht, unter anderem die Jineolojî und die Akademie der Yeketiya Star. Die Fahnen der Sicherheitskräfte von Rojava und der revolutionären Jugend wehen über den ehemaligen Beamtenwohnungen.

Alles strahlt einen realsozialistischen Charme aus. Schon morgens um acht Uhr sind Dutzende junge Frauen zusammengekommen. Die meisten tragen traditionelle kurdische Kleider. Einige haben sie sich extra für diesen Anlass besorgt. Die Eröffnungsrede hält Hanife Hüseyn, Vertreterin der Tev Dem Rojava (Bewegung für eine Demokratische Gesellschaft).

Sie betont die wichtige Rolle der jungen Frauen in der Revolution, kritisiert die eingeengte Sichtweise des klassischen Marxismus auf die Geschlechterfrage und weist auf die starken Angriffe der kapitalistischen Moderne hin, in der die Körper und Seelen der Frauen verkauft werden. Auf der anderen Seite versuchen radikalislamische Kräfte, die Frauen unter den Schleier zu zwingen „Als kurdische Frauen stehen wir im Mittleren Osten gegen beide Haltungen auf. Wenn wir heute eine demokratische, gleichwertige Gesellschaft aufbauen wollen, müssen wir die Frauenfrage zuerst lösen. Das System der Unterdrückung der Frau, dass sich mit der kapitalistischen Moderne verbunden hat, ist die Basis aller Unterdrückung“, so Hanife Hüseyn in ihrer Eröffnungsrede.

Sie weist auf die Aufgabe junger Frauen in der Verteidigung der Gesellschaft hin. „Wir haben mit der Jugend begonnen und mit der Jugend werden wir zum Erfolg kommen“, ist einer der Leitsätze dieser Veranstaltung.

In vielen Redebeiträgen wird die Rolle insbesondere der Türkei verurteilt, die die islamistischen Banden logistisch und militärisch unterstützt. Da gestern bekannt wurde, dass die KDP direkt in geplante Anschläge gegen Rojava verwickelt ist, ist auch diese südkurdische Partei ein großes Thema.

Auch der sexuelle Missbrauch von Frauen aus Rojava in den Flüchtlingslagern in Südkurdistan wird thematisiert. Die KDP und ihr Umfeld wollen den Kanton Cezire aufgrund seines Reichtums unter Kontrolle bekommen und aus diesem Grund die Bevölkerung ins Ausland vertreiben, so eine Rednerin. Im Bericht über die Arbeit des letzten Jahres heißt es, 230 Jugendliche haben sich im letzten Jahr aus der Organisation der Jungen Frauen der YPJ angeschlossen.

„Die Befreiung der Frauen und die Befreiung der Gesellschaft sind eins. Frauen, die ihre Heimat verlassen haben, sind in Südkurdistan Vergewaltigung und sexueller Ausbeutung ausgesetzt.
Die beste Antwort darauf ist, sich zu organisieren, so eine der jungen Frauen.“ Eine Vertreterin der YPJ, die hier als Gast ist, weist auf die Rolle der Gefallenen hin: „Ohne sie wären wir niemals so weit gekommen. Wir wünschen euch Erfolg.“

Die 17-jährige Helin aus Rimelan sagt, die Konferenz sei sehr schön und sie sei schon drei Jahre in der Organisation der Jugend. Gülnaz aus Girke Leke sagt: „So viele sind gefallen, wir wollen nicht, dass ihr Blut umsonst vergossen wurde. Mit dem Widerstand in Kobane fühlen wir uns sehr verbunden.“

Alle Frauen sprechen mit großer Entschlossenheit und viel Selbstbewusstsein. Sewsen aus Dirbsi erzählt, allein aus ihrem Ort seien 22 Frauen gekommen.

Freundinnen erzählen, dass es immer noch zu Zwangsheiraten von Frauen im jungen Alter kommt.
Eine junge Frau aus Dirbespi kritisiert, dass zu wenig Bildungsarbeit stattfinde. Einige Frauen sind der Meinung, die Organisation könne noch viel stärker sein. Eine sagt, dass bei dem Krieg in Til Himes viele FreundInnen gefallen sind, was die Arbeit sehr erschwert habe. Positiv findet sie, dass sehr viel gelesen werde. Teilweise verhindern die Familien, dass die Mädchen politische Arbeit machen. Sozdar aus Heseke von der Föderation der StudentInnen sagt, dass sehr viele Frauen neu beigetreten seien, von denen viele in den zahlreichen Institutionen mit kleinen Aufgaben beschäftigt seien. Nach wie vor verhindere der Einfluss der Religion, dass Mädchen sich beteiligen. Unter anderem werde Angst vor Aids und anderen Krankheiten geschürt, die mit der Realität gar nichts zu tun hätten, so Sozdar. Berivan aus Girke Leke sagt, dass immer noch sehr viele Frauen unter dem Einfluss von Männern stehen. Sie schlägt vor, dass die Frauen zu allen Aktionen mit ihren eigenen Fahnen gehen sollten, um sichtbar zu sein. Zilan aus Tirbespi erzählt, die politische Arbeit in der Stadt sei schwierig. So habe es viele Bombenangriffe gegeben. Die Frauen, die dort schon lange sind, müssten die Jüngeren besser ausbilden, kritisiert sie. Sie fordert auch Bildung für die Familien, damit sie die Mädchen ihre politische Arbeit machen lassen.

Als Ergebnis der Konferenz wählten die jungen Frauen eine 15-köpfige Leitung. Sie beschlossen, den ideologischen und politischen Kampf gegen Rückständigkeit und Unterdrückung durch Organisation und Bildung verstärkt zu bekämpfen.

Die Jungen Frauen sollen sich in allen Bereichen und Institutionen organisieren und Vorkämpferinnen sein. Außerdem ist ihr wichtigstes Ziel, die Freiheit ihres Vertreters Abdullah Öcalan zu erreichen.

Rojava, Delegation der Kampagne TATORT Kurdistan, Mai 2014