"Entweder Sozialismus oder Barbarei, entweder die Gesellschaft oder das Nichts"

Botschaft von Abdullah Öcalan zum 1. Mai

Wir befinden uns inmitten der kapitalistischen Krise und noch nie in der Geschichte der Menschheit war das Bedürfnis nach dem Sozialismus so groß wie heute. Doch gerade heute befindet sich der Sozialismus aufgrund von ideologischen und praktischen Mängeln ebenso sehr in einer Krise wie der Kapitalismus. Es gibt keine objektiven Gründe für die sozialistische Krise, die Gründe sind viel mehr subjektiver Natur. Sie beruhen auf mangelndem Bewusstsein, fehlender Organisierung und einer unzureichenden Praxis. Selbstverständlich ist auch die Hegemonie der kapitalistischen Ideologie ein Grund für die sozialistische Krise. Aber die Hauptursache liegt in der mangelnden sozialistischen Ideologie und Praxis, an der fehlenden Einheitlichkeit von Bewusstsein und Praxis.

Die Angriffe im Zeitalter der finanzkapitalistischen Hegemonie richten sich nicht allein gegen die ArbeiterInnen, sondern gegen die gesamte Gesellschaft, ihre Geschichte, ihre Ökologie und ihre Zukunft. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es heißt, entweder Sozialismus oder Barbarei, entweder die Gesellschaft oder das Nichts.

Der Kapitalismus ist in unserem Zeitalter zu einem Krebsgeschwür angewachsen, der sich so gut wie den gesamten gesellschaftlichen Körper angeeignet hat. Eine wichtige Ursache hierfür liegt im Wissensmonopol des Kapitalismus. Aus diesem Grund muss für eine gesellschaftliche Befreiung der Kampf um das Wissen gemeinsam mit dem Kampf um eine moralisch-ethische und politische Gesellschaft geführt werden. Wir müssen aus diesem Grund gegen die drei Standbeine des herrschenden Systems, den Marktmonopolismus, den Industrialismus und den Nationalstaat als sozialistische Alternative auf die kommunale Wirtschaft, ökologische Industrie und die Demokratische Nation setzen. Anders ausgedrückt, wir müssen auf die Kapitalistische Moderne mit der Demokratischen Moderne antworten. Die unterschiedlichen Versuche des Realsozialismus, der Sozialdemokratie und der nationalen Befreiungsbewegungen die Kapitalistische Moderne allein durch eine ökonomische Kritik zu transzendieren sind gescheitert. Sie haben durch ihr Scheitern den Kapitalismus in ein zügelloses Monster verwandelt. Der Weg zur Befreiung vom Kapitalismus führt deshalb über die Demokratische Moderne aufbauend auf der Demokratischen Nation, der ökologischen Industrie und der kommunalen Wirtschaft.

Das schwächste Glied des hegemonialen Systems unseres Zeitalters befindet sich in der Region des Mittleren Ostens. Dort wird derzeit eine Art dritter Weltkrieg geführt. Kurdistan liegt im Zentrum dieser Region. Die kurdische Freiheitsbewegung hat im anti-hegemonialen Kampf aller Völker und kulturellen Gruppen der Region eine Vorreiterrolle inne. (...)

Die PKK begreift dies als ihre Mission und steht mit ihrer Theorie und Praxis in einer uneingeschränkten internationalistischen Solidarität zur Arbeiterklasse der Türkei, und den Völkern der Region.

Es lebe die Solidarität der Völker und der Arbeiterklasse!

Verdammt sei die kapitalistische Hegemonie!

Abdullah ÖCALAN
İmralı F-Typ Gefängnis
25 April 2014