Pressemitteilung

Seit Tagen wieder Angriffe der Dschihadisten auf Rojava (Nordsyrien)

ISIS verlagert ihre Kämpfer nach Nordsyrien - Angriffe konzentrieren sich auf den Kanton Kobanê - Syrisches Regime lässt ISIS-Kämpfer durch ihre Gebiete ziehen

Seit mehr als zwei Wochen halten die Angriffe der islamistischen Kämpfer der Gruppe (Islamischer Staat in Irak und Syrien) (ISIS) auf den westkurdischen Kanton Kobanê an. Bei den Auseinandersetzungen mit den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) geht die Zahl der Toten laut örtlichen Angaben bereits in die Hunderte. Zuvor hatte die ISIS ihre Kräfte in den nordsyrischen Städten Rakka (ar-Raqqa), Sirrin, Cerablus (Dscharablus) und Til Ebyad (Tall Abyad) zusammengezogen. Über die genauen Hintergründe dieser Entscheidung von ISIS gibt es keine Informationen. Vermutet wird, dass sie ihren Konflikt mit den islamistischen Gruppen von Al-Nusra, der islamischen Front und den turkmenischen Kräften beigelegt, sich über die Aufteilung der Gebiete geeinigt und anschließend letzteren Gruppen die Regionen İdlib, Humus und Lazkiye überlassen hat.

Bei dem Rückzug aus den genannten Regionen durchstreiften die Kämpfer der ISIS auch vom Regime kontrollierte Gebiete, die sie problemlos durchqueren konnten. Aus kurdischen Kreisen wird daher spekuliert, dass eine Konzentration der ISIS-Kämpfer in Nordsyrien und die damit einhergehenden Angriffe auf Rojava vom Assad-Regime stillschweigend begrüßt werden.

ISIS will die Kantone von Rojava voneinander abtrennen
Laut Salih Muslim, dem Kovorsitzenden der Partei für eine Demokratische Einheit (PYD), versucht die ISIS die Verbindungen zwischen den drei kurdischen Kantonen Kobanê, Efrîn und Cizîre zu kappen. Da Kobanê geographisch in der Mitte der drei Kantone liegt, werde die ISIS anschließend versuchen das isolierte Efrîn und Cizîre anzugreifen und einzunehmen, glaubt Muslim. Allerdings ist Muslim davon überzeugt, dass Kobanê sich erfolgreich verteidigen und der Plan von ISIS nicht aufgehen werde.

Unterdessen warnte die YPG Zivilisten davor, Straßen zu benutzen, die unter der Kontrolle von ISIS stehen. Die Islamisten hätten bereits mehrfach Personen auf diesen Straßen entführt und sie entweder als lebende Schutzschilde bei den Auseinandersetzungen mit der YPG benutzt oder versucht, mit ihnen festgenommene ISIS-Kämpfer freizupressen.

Türkei unterstützt Islamisten und droht mit Intervention
Eine zwiespältige Rolle bei dem erneuten Aufflammen der Auseinandersetzungen in Rojava spielt die Türkei. Laut inoffiziellen Angaben aus türkischen Kreisen beschränkt sich die logistische und militärische Unterstützung der Türkei für bewaffnete Gruppen in Syrien auf die Islamisten von Ahrar al-Sham, die größte Gruppe innerhalb der islamischen Front, und auf turkmenische Einheiten. In der Vergangenheit hat die Türkei auch die Al-Nusra und ISIS offen im Gegenzug für ihre Angriffe auf die kurdischen Selbstverwaltungen in Rojava unterstützt. Nachdem die Türkei deswegen Kritik von internationaler Seite bekam, stellte sie offiziell ihre Unterstützung für die beiden Gruppen ein. Es wird vermutet, dass inoffiziell die türkische Unterstützung allerdings über die turkmenischen Gruppen weiterhin die Al-Nusra-Front erreiche. Auch die enge Zusammenarbeit von Ahrar al-Sham und Al-Nusra spricht für diese Vermutung.

Mit den Kämpfern der ISIS scheint das Verhältnis der Türkei hingegen angespannt zu sein. Am 21. März stellte ISIS der Türkei ein Ultimatum von drei Tagen, ihre Soldaten vom Grabmal von Süleyman Shah in der Nähe von Aleppo abzuziehen. Sollte das nicht geschehen, werde man das Grabmal unter Anwendung von Gewalt einnehmen und dem Erdboden gleich machen. Seit der Zerschlagung des Osmanischen Reiches gilt das Grabmal als einziger Ort der türkischen Republik außerhalb ihres Staatsterritoriums. Im Grabmal liegt der Urgroßvater des Gründers des Osmanischen Reiches Osman Gazi begraben. Der Ort wird von türkischen Soldaten bewacht, seit 1937 befindet sich dort eine türkische Militärstation. Der türkische Außenminister Davutoğlu antwortete auf das Ultimatum der ISIS, dass man bei Angriffen auf das Grabmal, „egal ob von Seiten des Regimes oder radikalen Einheiten“, jegliche notwendige Maßnahme treffen werde.

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