yahoo,5. Dezember 1999, 15:52 Uhr

Schily erwartet für 1999 weniger als 100 000 Asylbewerber

Berlin (dpa) - Trotz der Flüchtlingswelle aus dem Kosovo wird die Zahl neuer Asylbewerber in diesem Jahr voraussichtlich erneut unter 100 000 bleiben. Dies teilte Innenminister Otto Schily (SPD) am Sonntag in Berlin mit. Bis Ende November haben 88 050 Menschen Asyl in Deutschland beantragt. Das waren 2 266 oder 2,5 Prozent weniger als in den Vorjahresmonaten. Im November selbst lag die Zahl der Asylanträge um rund 30 Prozent unter der von November 1998.

Bis Ende November 1999 entschied das zuständige Bundesamt laut Mitteilung 120 314 Asylanträge. Dabei seien 3 823 Menschen als asylberechtigt anerkannt worden. Dies entspreche 3,2 Prozent. Weitere 5 728 Asylbewerber hätten Abschiebeschutz erhalten. 72 137 oder 60 Prozent der Anträge habe das Amt dagegen abgelehnt. Weitere 38 626 Anträge hätten sich anderweitig erledigt.

Die meisten Asylbewerber kamen mit 30 382 Anträgen aus dem früheren Jugoslawien. Dann folgten die Türkei (8 293), der Irak (7 706) und Afghanistan (4 054). Weitere Herkunftsländer waren Iran, Aserbeidschan, Vietnam, Armenien, Syrien und die Russische Föderation. Im Monat November verzeichnete das Bundesamt einen drastischen Rückgang der Bewerberzahlen. So beantragten im November 1999 insgesamt 7 476 Ausländer Asyl in Deutschland. Das waren 3 407 oder 31,3 Prozent weniger als im November 1998.

Schily hatte vor wenigen Wochen mit Kritik am deutschen Asylrecht eine heftige Kontroverse ausgelöst. Man müsse prüfen, ob das deutsche System die Zielgenauigkeit von Asylentscheidungen noch gewährleiste. Nur drei Prozent der Bewerber seien asylwürdig, hatte er mit Blick auf die geringen Anerkennungsquoten gesagt. «Der Rest sind Wirtschaftsflüchtlinge.» Unter anderem die Grünen hatten diese Äußerungen scharf kritisiert.