Delmenhorster Kreisblatt 26.9.2000

Nur Flucht als Ausweg

Ilse Wittenburg kommentiert: Hasan im Kirchenasyl

Die unbeugsame Linie des Rathauses, das im Fall Hasan Sevimli mit der ganzen schematischen Härte der Asylgesetzgebung vorgegangen ist, hat erstmals in der jüngeren Geschichte der Stadt dazu geführt, dass ein Delmenhorster in einem anderen Bundesland Schutz vor den örtlichen Behörden suchen musste.
Besonders bedrückend an der Zuspitzung des Asylfalls ist die Tatsache, dass der integrierte kurdische Schüler, der als 14-Jähriger aus der Türkei vor Verfolgung und Unterdrückung geflohen war, auch im deutschen Rechtsstaat für sich keine andere Möglichkeit als die Flucht gesehen hat.
In der Einschätzung falsch dürfte angesichts der dramatischen Entwicklung die Meinung des Ausländerdezernenten Müller-Eberstein sein, der sich einer Stellungnahme kühl auch mit der Begründung entzog, Hasans Verfahren sei ein Asylfall wie jeder andere.
Für die Delmenhorster Kirchenverwaltung muß es wie ein beschämendes Zeugnis aussehen, dass ihre Türen für den in die Illegalität Geflüchteten verschlossen blieben, während die Bremer Kirche sie öffnete. Nach ihrer erfolglosen Petition zur Duldung des 18-Jährigen, die die hiesige Kirche erst auf Drängen der Öffentlichkeit an den Landtag richtete, hätten die örtlichen Gemeinden nun zeigen müssen, dass es ihnen ernst ist mit dem christlichen Auftrag, sich für verfolgte Menschen zu verwenden.