web de 20.09.2000 18:08

Israelis und Palästinenser nehmen wieder Kontakt auf

Unterhändler trafen sich am Mittwoch - Israelischer Minister führt Zick-Zack-Kurs auf Missverständnis zurück

Jerusalem (AP)Nach eintägiger Pause bei den Friedensverhandlungen haben israelische und palästinensische Unterhändler am Mittwoch wieder Verbindung miteinander aufgenommen. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat traf mit seinem israelischen Kollegen Gilead Scher zusammen. Zunächst war jedoch unklar, ob bei diesem Treffen Verhandlungen geführt oder lediglich die Meinungsverschiedenheiten der vergangenen Tage besprochen wurden. Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak hatte die Verhandlungen am Dienstag vorübergehend ausgesetzt. Justizminister Jossi Beilin begründete dies am Mittwoch mit einem Missverständnis innerhalb der Regierung.

Verärgert von den verwirrenden Signalen, hatten sich die Palästinenser zunächst geweigert, die Gespräche fortzusetzen. Erakat sagte am Mittwoch, dass die Verhandlungen nur fortgesetzt würden, wenn Barak seine Entscheidungen begründet habe. Die israelischen Medien kritisierten Baraks Zick-Zack-Kurs. Politische Beobachter urteilten, Barak habe versucht, den palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat mit der Unterbrechung der Verhandlungen unter Druck zu setzen, dann aber auf Grund der offenbar unerwartet heftigen Reaktion der Palästinenser einen Rückzieher gemacht. «Barak steht unter großem Druck. Gestern hat er zum ersten Mal geblinzelt», schrieb der Journalist Schimon Schiffer am Mittwoch in der Tageszeitung «Jediot Ahronot».

Baraks Ankündigung vom Dienstag war nach den Worten des israelischen Kommunikationsministers Binjamin Ben Elieser dazu gedacht, die Palästinenser zu Fortschritten bei den Verhandlungen zu zwingen. Baraks Sicherheitsberater hatte am Dienstag erklärt, Israel brauche eine mehrtägige Pause, um die Verhandlungen zu überdenken. Barak selbst sagte in einem Rundfunkinterview, Arafat habe sich seit dem gescheiterten Nahostgipfel von Camp David nicht bewegt. Wenige Stunden später teilte ein Sprecher des Ministerpräsidenten mit, Vertreter beider Seiten sollten bereits am Mittwoch wieder zusammenkommen, um die Grundlage für einen Neubeginn der Verhandlungen zu erörtern.

Israelis und Palästinenser konnten sich bei den Verhandlungen in Camp David im Juli nicht über den künftigen Status Ostjerusalems einigen. Der Streit um die Kontrolle über die Altstadt und ihre islamischen Heiligtümer erwies sich als Haupthindernis für ein Friedensabkommen.