taz 21.9.2000

Türkei boykottiert EU-Klage Zyperns

STRASSBURG dpa Mit der Türkei hat gestern erstmals ein angeklagter Staat eine Verhandlung des EU-Gerichtshofs für Menschenrechte boykottiert. Ankara blieb einer Verhandlung über eine Klage Zyperns gegen die Türkei fern. Die zyprische Regierung wirft Ankara eine Reihe schwerer Menschenrechtsverstöße vor, seitdem türkische Truppen 1974 den Nordteil der Mittelmeerinsel besetzten. Nikosia listet in seiner Klage neben Folter vor allem auf, dass 1.500 Menschen in Nordzypern spurlos verschwunden seien. 211.000 Bewohner seien zwangsweise vertrieben und Tausende von Zyprern griechischer Abstammung enteignet worden. Ankara weist die Anklage zurück und macht die "Türkische Republik Zypern" für die Lage im Norden Zyperns verantwortlich.