Frankfurter Rundschau, 18.09.2000

Buchmesse

China oder Türkei für 2002 als Gastland im Gespräch

Neben der Volksrepublik China ist auch die Türkei interessiert, im Jahr 2002 das Schwerpunktland auf der internationalen Frankfurter Buchmesse zu werden. Beide Länder sind im Gespräch, doch lägen in beiden Fällen keine offizielle Anfragen als Voraussetzung für ein formelles Bewerbungsverfahren vor, sagte der neue Buchmessendirektor Lorenzo Rudolf der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Frankfurt.

Für China wie auch für die Türkei gälten die selben Kriterien gelten wie bei der Auswahl der bisherigen Gastländer. Bei beiden Ländern liege der Fall ähnlich: Auch "heikle" Themen wie Menschenrechte und Meinungsfreiheit müssten angesprochen und genau geprüft werden, sagte Rudolf.

Der Buchmessen-Chef bestätigte nach seiner Rückkehr von der Pekinger Buchmesse, dass er von Delegationen chinesischer Verlage und Behörden "sehr schnell und offen" auf die Frage des Gastlandes 2002 angesprochen worden sei.

Nach losen Gesprächen zwischen China und der Buchmesse vor einigen Jahren sei der chinesische Vorstoß jetzt sehr konkret. Zur diesjährigen Buchmesse (18. bis 23. Oktober) werde eine Delegation aus China zu weiteren Gesprächen erwartet.

"Grundsätzlich würde ich mich über ein Gastland China sehr freuen. Es ist sicher ein unwahrscheinlich interessantes Land. Aber - und das Wort 'aber' ist in diesem Fall sehr wichtig: Es muss bilateral noch sehr viel offen besprochen und offen geprüft werden", sagte Rudolf. "Auch von unserer Seite werden Forderungen gestellt."

Die Situation für Verlage und Autoren in der Volksrepublik bezeichnete Rudolf als "sehr unübersichtlich": "Eine gewisse Öffnung ist schon da, aber man hört immer wieder von Zensur." Deutlich erkennbar sei eine wirtschaftliche Öffnung chinesischer Verlage nach Westen. Deutsche Verlage sprechen ihrerseits nach Angaben des Buchmessen-Chefs immer öfter von sehr guten Abschlüssen. Nun sei eine enge Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt in Berlin erforderlich. lhe