Walsroder Zeitung, 18.09.2000

Papandreou will deutsch-französische Zusammenarbeit als Vorbild

Athen (dpa) - Die ehemals verfeindeten Nachbarstaaten Griechenland und Türkei wollen in den nächsten Monaten ihre Beziehungen ausbauen und in vielen Bereichen enger zusammenarbeiten. Dies meldete die griechische Nachrichtenagentur (ANA) am Sonntag nach einem Treffen zwischen dem griechischen und dem türkischen Außenminister, Giorgos Papandreou und Ismail Cem.

Beide hätten sich Samstagabend in New York optimistisch über den Werdegang ihrer zwischenstaatlichen Beziehungen geäußert. «Die Freundschaft zwischen unseren Völkern wird größer, die Zusammenarbeit enger», sagte Cem. Sein griechischer Amtskollege erklärte: «Unser Vorbild ist die deutsch-französische Zusammenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg».

Wie ANA berichtete, kündigten beide Außenminister an, dass sie künftig über eine Reihe vertrauensbildender Maßnahmen für die Ägäis unter NATO-Aufsicht und der guten Nachbarschaft reden wollen. Darüber hinaus wollen sie prüfen, wie eine Reihe wirtschaftlicher Kooperationsabkommen, die sie Anfang des Jahres in Ankara und Athen unterzeichnet hatten, verwirklicht werden können. Griechenland wolle der Türkei bei der Anpassung ihrer Gesetzesgebung an die Gegebenheiten in der Europäischen Union helfen, berichtete ANA.

Beide Außenminister kündigten an, dass sie sich im Oktober auf der Dodekanes-Insel Rhodos und in der türkischen Ferienstadt Marmaris wieder treffen wollen, um gemeinsamen touristischen Programmen und Kontakten zwischen den beiden Völkern Nachdruck zu verleihen. Griechenland und die Türkei standen mehrmals in den vergangenen Jahrzehnten am Rande eines Krieges. Streitpunkte sind Hoheitsrechte in der Ägäis und die Zypernfrage. Diese Themen seien von beiden Seiten in der jetzigen Phase ihres Annäherungsprozesses ausgeklammert worden, sagte Papandreou.