Frankfurter Rundschau, 15.09.2000

Likud lehnt eventuelles Nahost-Abkommen ab

JERUSALEM/NEW YORK, 14. September (dpa). Die oppositionelle israelische Likud-Partei fühlt sich durch mögliche Friedensabkommen der Regierung Ehud Barak mit den Palästinensern im Falle einer Regierungsübernahme nicht gebunden.

Wenige Stunden vor der Wiederaufnahme der Nahost-Gespräche am Donnerstag in New York sagte der außenpolitische Sprecher der Partei, Salman Schowal, der Staat Israel sei durch keines der Abkommen gebunden, die die amtierende Mini-Minderheitsregierung schließe. Baraks Koalition verfügt zurzeit über etwa ein Viertel aller Parlamentsmandate.

Schowalbezeichnete einen Vorschlag von Außenminister Schlomo Ben-Ami als "Schwachsinn", die umstrittene Souveränität über den Tempelberg in der Altstadt Jerusalems so aufzuteilen, dass die Israelis die Hoheit über das Innere des Bergs erhielten und die Palästinenser für die islamischen Moscheen auf dem Berg selbst zuständig wären. Der Berg birgt vermutlich die Reste des jüdischen Tempels, der im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Bisher haben die Palästinenser jeden Kompromiss in dieser Frage abgelehnt.