Ruhr Nachrichten, 5.9.2000

KIRCHENASYL: Eine Ende nicht in Sicht

Nicht für jeden ist hier Platz

So steht es auf 10 000 Aufklebern, die die Stadt in Schulen, Jugendheimen und in den Bürgercentern verteilen lässt: "Fremdenfeindlichkeit, Gewalt, Hass: Mit mir nicht! In Gelsenkirchen ist für jeden Platz!" Für Ali Salduz allerdings nicht. Der Kurde schützt sich im Wanderkirchenasyl - zurzeit in der Evangelischen Gemeinde Buer - vor einer Abschiebung in seine Heimat. Und das seit über zwei Jahren.

von werner Waldner

Eine unendlich lange Zeit für den 27-jährigen Kurden. "Es zerrt bei ihm an den Nerven", sagt Pfarrerin Karla Wessel, die zum Unterstützerkreis gehört. Seit über zwei Jahren hat Ali Salduz kein Zuhause, ist für ihn nicht absehbar, wo er eine neue Heimat finden wird. Die Ausländerbehörde in Coesfeld, die für den 27-Jährigen zuständig ist, spricht nur "Duldungen" aus - und das auch immer nur für einen kurzen Zeitraum. Damit kann sich der 27-Jährige nicht sicher fühlen.

Ali Salduz denkt über eine Rückkehr in seine alte Heimat nach, aber die Familienangehörigen raten ihm ab. Zu gefährlich ist der Aufenthalt für ihn in der Türkei. Dem kurdischen Flüchtling drohen nach wie vor Gefängnis und Folter.

Die Evangelische Kirchengemeinde Buer hat für den 27-Jährigen Kontakte nach Kanada geknüpft. Die Aussichten sind nicht schlecht, sagt Pfarrerin Wessel, dass der nordamerikanische Staat den Kurden aufnimmt, aber bis alle rechtlichen Fragen geklärt sind, wird voraussichtlich ein halbes bis drei viertel Jahr ins Land ziehen - weitere lange Monate, die Ali Salduz im Kirchenasyl verbringen muss.

Das offizielle Gelsenkirchen nimmt sich vom Schicksal des 27-Jährigen nichts an. Der Rat der Stadt weigerte sich im Sommer des vergangenen Jahres, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. "Nicht zuständig", meinte die Mehrheit der Kommunalpolitiker.

Unverdrossen allerdings steht der Unterstützerkreis, der sich zum größten Teil aus Mitglieder der Kirchengemeinden in Buer und Hassel zusammensetzt, Ali Salduz zur Seite. Er finanziert unter anderem den Aufenthalt.