Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

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PK Electronic International (GmbH & Co.) KG

22081 Hamburg (Barmbek-Süd), Marschnerstieg 5-7
früher: Heidenkampsweg 74 (Hammerbrook)



Die Firmengruppe PK Electronic International befasst sich mit der Herstellung und dem weltweiten Vertrieb von elektronischen Anlagen und Spezialgerät für Militär, Geheimdienste und sog. Sicherheitskräfte. PK steht für den Firmengründer Peter Klüver, der über weitverzweigte Auslandskontakte verfügt. Zur Gruppe PK Electronic International gehören auch Schwesterfirmen in England (Kingston-upon-Thames, 55 Eden Street) und in den USA (New York, 405 Park Avenue).1

Die Angebotspalette reicht von der ordinären Abhörwanze, getarnten Sendeanlagen, Nachtsicht- und Geheimkameras, Infrarot- und Lasergeräten über gepanzerte Mannschaftswagen, Übungsmunition und militärische Pyrotechnik bis hin zu Handschellen, Tränengas und Elektro-Schlagstöcken; nicht zuletzt bietet PK auch Schulungsprogramme für "Antiterroreinheiten" an. Schon 1985 berichtete der "Spiegel" über dubiose Geschäfte der PK Electronic, die sich als "grösster Produzent der Welt für Geheim-Elektronik" rühmte, mit dem saudi-arabischen Geheimdienst.2

Als das Unternehmen 1986/87 expandieren und seinen Sitz vom Heidenkampsweg (Hammerbrook) zum Grasweg (Winterhude) verlegen wollte, lehnte die Bezirksversammlung Hamburg-Nord die Ansiedlung der "Waffenelektronik- und Schnüffelbedarfsfirma" (taz) ab. Auf die Drohung der PK Electronic, mit den 65 eigenen Arbeitsplätzen und gut 150 Arbeitsplätzen der Subunternehmen nach London abzuwandern, reagierte der Senat umgehend und sorgte mit einer Weisung vom 26. April 1988 gegenüber dem Bezirk dafür, dass die "High-Tech-Firma" in Hamburg gehalten wurde.3 Die PK Electronic konnte sich im Marschnerstieg 5-7 einen neuen Firmensitz aufbauen. Nach den Informationen, die inzwischen über die Rolle der PK Electronic International insbesondere beim Handel mit Elektro-Schlagstöcken bekannt wurden, müsste dem Senat seine damalige Intervention eigentlich peinlich sein. "Focus" berichtete 1995 unter der Überschrift "Knüppel für Folterknechte" über die Firma:4

"Auf der Kundenliste stehen Angola, Sudan, Nigeria und Taiwan - allesamt nicht gerade bekannt für peniblen Umgang mit den Menschenrechten. 1991 kassierte die Firma PK ein Bussgeld von 5000 Mark für eine nicht genehmigte Ausfuhr nach Taiwan. 1992 wurde eine Ladung von Tränengas- und Elektro-Schlagstöcken für Angola in Belgien gestoppt, weil die Transitgenehmigung fehlte. Im Herbst 1994 belieferte PK eine Firma in Amman/Jordanien, die westlichen Geheimdiensten `als mögliche Umgehungsfirma' für Embargolieferungen in den Irak gilt. Erst vor zwei Monaten registrierten die holländischen Sicherheitsbehörden die Hanseaten als Lieferanten `konventioneller Kriegswaffen'."

Übrigens: Sogenannte "Zwangsmittel" wie die Elektro-Schlagstöcke können bisher von Deutschland ohne Genehmigung überallhin exportiert werden.




Anmerkungen:

(1) International Defense Directory 1994, S. 160, 415 u. 560.
(2) Spiegel Nr. 32/1985, S. 60ff..
(3) Vgl. Hamburger Rundschau 28.1., 14.4., 21.7.1988 und 9.2.1989; Hamburger Morgenpost, 17.2.1988; Hamburger Abendblatt 19.2.1988.
(4) Focus Nr. 14/1995, S. 40f.; vgl. Maike Hildebrand: Folterwerkzeuge jenseits der Rüstungsexportgesetze, in: Rundbrief Nr.48 der BUKO-Kampagne "Stoppt den Rüstungsexport" (Okt. 1995), S. 18f..