Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

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Hapag-Lloyd AG

20095 Hamburg (Altstadt), Ballindamm 25

Grundkapital: 135 Mio. DM
Beschäftigte weltweit: 9.000, davon Seeleute: 550 (1996)
Umsatz insgesamt: 4,4 Mrd. DM, davon in der Linienschiffahrt: 2,4 Mrd. DM (1995)
Vorstandsvorsitzender: Bernd Wrede (seit 1993)



Hapag-Lloyd feiert 1997 das 150jährige Bestehen, wobei hierbei das Gründungsjahr 1847 der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt Actiengesellschaft (Hapag) zugrunde gelegt wird. Das heutige Unternehmen ist 1970 durch Fusion der Grossreedereien Hapag und Norddeutscher Lloyd, Bremen, entstanden. Die Schwerpunkte von Hapag-Lloyd liegen in der Container-Linienschiffahrt, im Tourismus und im Flugverkehr. Die Linienschiffahrt ist Anfang 1997 unter dem Namen Hapag-Lloyd Container Linie GmbH verselbständigt worden. Zur Containerflotte gehören 18 Frachtschiffe (Stand 1996); ihr Kennzeichen ist das Wort "Express" im Schiffsnamen. Die Schiffe transportieren jährlich über eine Million Container.3

Das Management von Hapag-Lloyd hat einer möglichen militärischen Verwendung der eigenen Handelsschiffe stets positiv gegenübergestanden. Der stellvertretende Leiter der Abteilung Schiffahrtspolitik und Planung von Hapag-Lloyd, Otto J. Seiler, wies 1983 in der Zeitschrift "Nauticus" auf die gute Zusammenarbeit zwischen Bundesmarine und Handelsmarine hin. In Lehrgängen würden Handelsschiffsoffiziere "in der Führung ihrer Schiffe im Geleit unter kriegsmässigen Bedingungen und im Zusammenspiel mit Sicherungsstreitkräften" geschult.4

Das Hamburger Abendblatt berichtete am 4. September 1987:

"Neben den Wettbewerbshilfen des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein fliesst auch Geld aus dem Verteidigungshaushalt in die sechs Containerschiffsneubauten, die Hapag-Lloyd und Hamburg-Süd bei HDW in Kiel bzw. Flender in Lübeck bestellt haben. Das Verteidigungsministerium beteiligt sich aus eingesparten Haushaltsmitteln, um sich den `Zugriff auf den Containerschiffsraum der beiden Grossreedereien im Spannungs- und Verteidigungsfall zu sichern, auch wenn die Frachter unter fremder Flagge fahren'. Damit werde ein weiterer Schritt getan, `im Falle des Ausflaggens deutscher Schiffe die Transportkapazität der NATO zu erhalten', heisst es."

Nach Informationen der ÖTV wurde u.a. der Bau der beiden 235 m langen Containerschiffe "Bonn Express" und "Heidelberg Express", die HDW 1989 an Hapag-Lloyd ablieferte, aus Mitteln des Militärhaushalts gefördert.

Kritik/Proteste

1983 verteilten zwei als Betriebsräte tätige Handelsschiffsoffiziere an Bord des Hapag-Lloyd-Schiffs "Alemania Express" eine Resolution, in der die ÖTV aufgerufen wurde, einen "Boykott gegen die Verladung, Löschung sowie den Transport der Nachrüstungswaffen Pershing II und Cruise Missile" zu organisieren. Hapag-Lloyd reagierte mit drei Kündigungen und zwei Abmahnungen; der Kapitän, der die Resolution unterschrieben hatte, wurde sofort vom Schiff geholt. Eine gerichtliche Auseinandersetzung vermied das Unternehmen durch Zurücknahme der Kündigungen.5

Die ÖTV befasste sich auf ihrem Gewerkschaftstag vom Juni 1988 mit der Möglichkeit des Einsatzes von deutschen Handelsschiffen bei kriegerischen Auseinandersetzungen und sprach sich gegen "jede Bewaffnung von Handelsschiffen" aus.6




Anmerkungen:

(3) Hamburger Abendblatt 27.5.1997 (Anzeige).
(4) zit. nach Hamburger Rundschau 20.10.1983. Zur Ausbildung von Handelsschiffsoffizieren zu Reserveoffizieren vgl. Marine-Rundschau Nr. 4/1987, S. 198f.
(5) taz 5.9., 7.9., 20.9 (Hamburg-Ausgabe) und 24.12.1983.
(6) Dokumentation von Helmut Pommerenck (ÖTV), Hamburg 1988.