Leipzig, 10.01.2000
Hallo Dresdener AntifaschistInnen,

wir schreiben euch in tiefer Sorge um die Perspektiven weiterer politischer Zusammenarbeit. Dass die notwendigen Diskussionen um Sexismusvorwürfe zunächst einmal zur Bildung von zwei Gruppen geführt hat (Infoladen-Crew und A2D2), ist unter dem Gesichtspunkt der damit verbundenen Vertagung der Auseinandersetzungen und der ebenfalls als Resultat zu sehenden Verkomplizierung politischer Zusammenarbeit die scheinbar ungünstigste Konstellation.

Selbstbezichtigung:

Nichtsdestotrotz erachten wir es weiterhin für notwendig mit Dresdener AntifaschistInnen gemeinsame Politik zu machen.
Das fällt uns aber gerade in der Gegenwart ziemlich schwer, wenn wir, wie z.B. bei der Vorbereitung antifaschistischer Aktivitäten in Riesa oder den Vernetzungstreffen, immer wieder auf den Konflikt zwischen euren Gruppen stossen (uns sozusagen nur noch in einer Spur von aufgestellten “Fettnäpfchen” bewegen können). Hinzu kommt, dass wir einen sehr differenzierten Informationshintergrund über das Zustandekommen des aktuellen Konfliktes haben und daher eine Positionierung derzeit nur auf der Grundlage allgemeiner politischer Haltungen zur Bedeutung der Auseinandersetzung um Sexismus erfolgen kann oder, was wir nicht verschweigen wollen, im Zusammenhang mit individuellen Solidarisierungen geschieht.

Wie weiter?

Unser Standpunkt ist, diesen Konflikt politisch zu klären und nicht nur auf der persönlichen Ebene auszutragen. Dazu muß eine Lösung gefunden werden, die eine politische Weiter- (und partielle Zusammen-) arbeit zwischen den beiden Gruppen ermöglichen kann. Dies ist auch deshalb notwendig, da es zur Zeit bei überregionalen Aktivitäten möglicherweise auch für andere Städte / Gruppen / Organisationen unmöglich wird, mitzuarbeiten ohne für eine der beiden Seiten Sympathien entwickeln zu müssen.

Riesa (s.o.), die verschiedenen regionalen Antifa-Vernetzungen und weitere politische Zusammenarbeit stehen absehbar zur Disposition. Das ist für uns eine unhaltbare Situation, in die wir gerne vermittelnd eingreifen würden, soweit ihr es wünscht.

Aus unserer Sicht wäre es daher erst einmal gut wenn ihr uns zu folgenden Fragen eure Position mitteilt:

1. Welchen direkten Auslöser gab es für diesen Konflikt?

2. Welche persönlichen und welche politischen Forderungen stellt ihr an die Gegenseite, um eine gegenseitige Akzeptanz bei politischen Aktionen wiederherzustellen?

3. Welche Vorbedingungen stellt ihr an ein gemeinsames Gespräch?

4. Welche Gruppen sollten an dieser Auseinandersetzung teilnehmen?

5. Seid ihr mit einer Moderation des BgR einverstanden?

Mit solidarischen Grüßen

BgR Leipzig

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