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"Linksextremismus

Autonomes Infoblatt "ZECK" meldet sich zurück und propagiert weiteren Widerstand gegen den Senat

Die seit Sommer 2002 vorübergehend eingestellte Publikation "ZECK" des autonomen Kommunikationszentrum "Rote Flora" erscheint seit Januar 2003 wieder. Die personellen und ideologischen Schwierigkeiten scheinen überwunden. In der neuen Ausgabe beschäftigt sich das Infoblatt ausführlich mit der Räumung des "Bambule"-Bauwagenplatzes und deren Folgen.

Seit Ende Januar 2003 wird die "ZECK", die Hauspostille der "Roten Flora", wieder in der linksextremistischen Szene vertrieben. Sie war im Sommer 2002 wegen schwerwiegender ideologischer Differenzen vorübergehend eingestellt worden. Einem szeneinternen Streit über den israelisch-palästinensischen Konflikt konnte sich auch die "ZECK"-Redaktion nicht entziehen. Die vehement bis gewalttätig ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten führten zu einem tiefen Riss zwischen Teilen der Szene und bewirkten eine radikale Freund/Feind-Polarisierung, wobei im "Flora"-Spektrum - und damit auch in der "ZECK"-Redaktion - eine größere Toleranz gegenüber proisraelischen Positionen vorherrschte. Im Rahmen dieser Diskussionen kam es in den Räumen des "Freien Sender Kombinats" (FSK) zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Fraktionen. In dieser aufgeheizten Stimmung wurden "Tatbeteiligte" mit Namen in Flugblättern und in der "ZECK" genannt, was einen unerhörten Verstoß gegen ungeschriebene Regeln szeneinterner Diskussionskultur darstellte. In einem mit "eine vernichtende Selbstkritik" überschriebenen Flugblatt entschuldigte sich die "ZECK"-Redaktion für ihre Veröffentlichung. Da diese Verfehlung nicht allein Folge ungenügender personeller und finanzieller Ressourcen gewesen sei, wolle man das Projekt vorerst einstellen, um über eigene Fehler zu reflektieren.

Diese Phase der Selbstüberprüfung scheint mit dem Wiedererscheinen abschlossen zu sein. In einem Vorwort weisen die Herausgeber darauf hin, dass die "ZECK" nunmehr von einer neuen Redaktion betrieben werde. Man betrachte das Blatt aber weiterhin "als autonomes und linksradikal (zu) verstehendes Zeitungsprojekt". Da die finanziellen Probleme nicht gelöst seien, werde die Zeitung aber nur alle zwei Monate erscheinen.

Die Räumung des "Bambule"-Bauwagenplatzes und die daran anschließenden Aktionen der Szene sind ein Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe. In einem längeren Interview mit zwei aktuellen und einem ehemaligen Angehörigen der "Bambule"-Gruppe bemühten sich die Befragten, bestehende Kritik in der Szene gegenüber dem Verhalten der "Bambule" zu entkräften. Es sei offen, ob es gelinge, den "Widerstand" auf dem hohen Niveau zu halten. Immerhin habe man den Senat gezwungen, auf die Kommunikationsebene zurückzukehren. Das sei ein klarer Sieg und ein Zeichen dafür, dass man sich gegen "Missstände" wehren könne. Dabei gehe es nicht nur um den Wagenplatz, sondern um die "Scheiße, die hier passiert und um die Verhältnisse in dieser Stadt."

Vehement widersprachen die Interviewten dem Vorwurf, die "Bambule" habe sich von gewalttätigen Aktionen distanziert. Der Protest sei vielfältig und "das ist gut so." Da man es mit einer "massiven Repression zu tun" habe, müsse man "an bestimmten Punkten auch zurückschlagen. Und das läuft eben nicht über einen "friedlichen" Widerstand". Hinsichtlich der Verhandlungen mit der Stadt gebe es kein Stillhalteabkommen. Ohnehin erwiesen sich die Gespräche "mehr oder weniger als Hinhaltetaktik des Senats". Bisher hätte es "nur Trallala" gegeben. Ein "Bambule"-Vertreter machte aber auch deutlich, dass es weitere Ziele als nur einen neuen Platz gebe. So seien auch bei "Angriffen" auf soziale Projekte "politische Aktionen möglich, die noch mal viel aggressiver thematisieren, um was es geht". Ein mittelfristiges Ziel wäre, "den Senat ins Kippen zu bringen".

Stand: 11.02.2003"

quelle: http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/
inneres/landesamt-fuer-verfassungsschutz/aktuelles/
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